Grössenprobleme im E-Commerce 06.04.2016, 10:35 Uhr

E-Commerce: Grösse zeigen im Online-Shop

Die Grössenangaben der Hersteller unterscheiden sich, was im E-Commerce die Retourenquote erhöht. Diverse Tools helfen den Kunden, die richtige Passform zu finden.
(Quelle: Fotolia.com/Adam21)
Mit Schiebereglern senkt Sportscheck die Retourenquote. Der Händler von Sportsachen hat die Software von Fitanalytics integriert. Bei Wanderjacken, Hosen und Schuhen prüft der Käufer so, ob die Grösse stimmt. Dazu gibt er per Schieberegler Körpergrösse und Gewicht ein - und ­sofort folgt die Empfehlung: "Die Grösse M wurde von 84 Prozent der Kunden mit identischen Angaben zu Grösse und Gewicht gekauft und nicht zurückgeschickt."

Lösungen für Grössenprobleme im E-Commerce

Wie Fitanalytics, True Fit, Virtusize oder Fits.me versuchen etwa ein Dutzend weiterer Unternehmen, die Grössenprobleme im E-Commerce zu lösen. Sie entstehen, weil sich Mode- und Schuhhersteller nicht an Standardgrössen halten und ihre Schnitte mal grosszügiger, mal genauer bemessen. Ausserdem kennen auch die Kunden ihre Masse nicht. Sie bestellen daher keine Kleidung online oder von ­einem Stück gleich mehrere Grössenvarianten: Beides gefällt dem Handel nicht.
"Falsche Passform und Grösse sind die wichtigsten Gründe für den Rückversand", sagt Sebastian Schulze, Geschäftsführer von Fitanalytics aus Berlin. Mit den Werkzeugen zur Grössenempfehlung lassen sich Retourenquoten um bis zu 50, 60 Prozent senken, ausserdem steigt damit die Zahl der Kaufabschlüsse. Die ­Geschäftsmodelle der Anbieter ähneln sich: Sie nehmen bis zu 15 Prozent Provision von den Verkäufen. Noch zeigen erst einige Händler Grösse im Shop und setzen auf die Tools.

Tools waren früher zu kompliziert

Vor wenigen Jahren waren diese nämlich für Kunden noch kompliziert. So ­basierte etwa Upcload, das erste Tool, das Schulze und sein Team entwickelten, auf Fotos per Webcam, für die die Nutzer den Laptop und sich selbst exakt ausrichten und mit einer CD posieren mussten - "für Kleidung von der Stange ein zu hoher Aufwand", so Schulze. "Massschneider wie Hemdwerk.de und ihre Klientel schwören auf die Genauigkeit von Upcload."
Heute vereinfacht und beschleunigt die Datenanalyse die Grössenempfehlungen: Fitanalytics etwa zieht Kauf- und Retourenerfahrungen heran und gleicht sie mit den individuellen Massen ab. Daraus lassen sich sogar Prognosen für Eltern ableiten, wie lange dem Nachwuchs der Pullover einer Grösse passen wird. Auf ähnliche Daten aus dem Backoffice greift auch der Grössen- und Modeberater von Otto-Tochter Sheego zurück sowie Zalando für die Einschätzung, wie Schuhmodelle ausfallen. "Die Modeberatung wird gern genutzt", berichtet Anastasia Lazaridou, Shop-Managerin von Sheego. "Kundinnen, die es nutzen, verweilen länger bei Sheego.de."
True Fit wiederum verarbeitet Herstellerangaben mit Retourendaten und nennt den Kunden Marken mit ähnlicher Schnittführung. Mit weiteren Angaben zu Figur und Massen verbessert sich die Einschätzung. Fits.me und Virtusize indes basieren auf Bild­datenbanken und verarbeiten dazu Absatzzahlen. Die Kunden messen sich oder gut sitzende Kleidung aus, die Tools vergleichen diese Angaben mit Hersteller­massen und zeigen anhand von Skizzen, in welchen Grössen ein Hemd oder ein Kleid ­enger anliegt oder weiter sitzt.
Die Technik schreitet fort: Zu erwarten ist, dass die genannten und andere Tools Grössenfragen bald noch besser lösen werden - Rundumkameras und Virtual Rea­lity liefern nämlich noch mehr Daten.



Das könnte Sie auch interessieren