Payment-Trends 30.04.2016, 15:05 Uhr

Das sind die Bezahlvorlieben der Online-Shopper

Im Shop zahlen die einen am liebsten per Rechnung, die anderen per Kreditkarte oder PayPal - je nach Alter und Geschlecht. Wer die Vorlieben seiner Shopper kennt, kann das richtige Payment anbieten.
(Quelle: Shutterstock.com/ Studio_G)
Es ist Frühling, und was tut frau da? Richtig, sie kauft sich ein neues Frühlings-Outfit. Liegen Blazer, Bluse, T-Shirt und Rock im Warenkorb, geht’s zu Kasse. Und wie bezahlt Frau dann am liebsten? Wieder richtig! Per Rechnung. Beim Payment hat vor allem das weiblichen Geschlecht nach wie vor eine deutliche Vorliebe für den Kauf auf Rechnung. 58 Prozent der Frauen begleichen am liebsten nach Erhalt der Ware die Rechnung, wie der jüngste W3B-Report "Bezahlen online und mobil" ergab.
Ein Grund dafür ist, dass Frauen häufig Kleidung, Schuhe und Modeaccessoires zur Auswahl bestellen, um zu prüfen, wie etwas sitzt. Wer aber schon vorab weiss, dass er Ware retourniert, entscheidet sich am liebsten für den Rechnungskauf. Dann bezahlt er ausschliesslich die Ware, die er behält, und muss nicht darauf achten, ­einen Teil der Kaufsumme zurückerstattet zu bekommen.
Dennoch: Trotz der hohen Akzeptanz der Rechnung nimmt ihre Stellung in der Nutzergunst stetig ab. Bezeichneten im Herbst 2003 noch rund drei Viertel der Befragten des W3B-Reports die Rechnung als ihr liebstes Bezahlverfahren, so erklärt dies derzeit nur noch gut die Hälfte aller Online-Nutzer. Das ECC Köln kommt in seiner "Payment-Studie Vol. 20" sogar auf nur noch rund 40 Prozent Nutzer, die am liebsten per Rechnung bezahlen.
Um die Zahlungsmoral beim Rechnungskauf ist es dabei gar nicht so schlecht bestellt: 71 Prozent der Kunden bezahlen ihre Rechnung innerhalb der gesetzten Zahlungsfrist von 14 Tagen, hat der Payment-Dienstleister Paymorrow bei einer Analyse von 36.000 Rechnungen herausgefunden. Im Schnitt ist die Rechnung nach neun Tagen beglichen. Weitere sechs Prozent bezahlen nach der ersten, drei Prozent nach der zweiten Mahnung. Wie hoch der Anteil der zahlungsunfähigen oder zahlungsunwilligen Kunden ist, geht aus der Erhebung nicht hervor. 
Was für die Frauen die Rechnung, ist für die Männer PayPal. Mit gut 54 Prozent geben sie dem E-Payment-Verfahren wesentlich häufiger den Vorzug als Frauen. Entscheiden sich Männer nicht für Pay­Pal, wählen sie im Vergleich zu Frauen deutlich häufiger die Lastschrift oder die Kreditkarte. Vor allem Männer mit einem ­monatlichen Haushaltsnettoeinkommen über 4.000 Euro zücken am liebsten die Kreditkarte, um online zu bezahlen.

Jüngere mögen Lastschrift, ältere Rechnung oder Karte

Doch nicht nur das Geschlecht beeinflusst die Wahl der bevorzugten Zahlart, auch das Alter spielt eine Rolle. So nutzen unter 20-Jährige und über 60-Jährige der W3B-Erhebung zufolge PayPal stark unterdurchschnittlich. Am weitesten verbreitet ist die Zahlart bei den 30- bis 49-Jährigen.
Die Vorliebe für die Rechnung steigt hingegen mit zunehmendem Alter tendenziell stetig an. Die Lastschrift ist vor ­allem für 20- bis 29-Jährige das Bezahlverfahren der Wahl, die Kreditkarte dagegen für 30- bis 49-Jährige. Ein Grund ist, dass jüngere meist noch keine Kreditkarte ­besitzen, wohl aber ein Bankkonto. Deswegen ist bei ihnen auch das Direktüberweisungsverfahren Sofortüberweisung überdurchschnittlich beliebt. Über 50-Jährige besitzen zwar durchaus Kreditkarten, haben aber auch mehr Sicherheitsbedenken, diese Daten im Internet einzugeben.
Bei Jüngeren höher im Kurs stehen zudem Ratenkauf und Finanzierungen: Vor allem unter 20-Jährige, die noch im Studium oder in der Berufsausbildung sind, finden solche Angebote attraktiv. Auch haben Frauen einen etwas grösseren Hang zum Kauf auf Raten.

Heavy Shopper lieben PayPal

Daneben bedingen auch die Häufigkeit und somit die Routine beim Online-Shoppen die Präferenzen beim Bezahlen. Kunden, die seltener online einkaufen, haben oft grössere Sicherheitsbedenken und wählen daher besonders gern die Rechnung oder Sofortüberweisung. Ausserdem müssen sie sich für diese Zahlarten nicht extra bei einem Zahlungsdienstleister anmelden und keine sensiblen Daten wie die Konto- oder Kreditkartennummer hinterlegen.
Heavy Shopper, die oft im Web einkaufen, legen hingegen viel Wert auf die Schnelligkeit und Bequemlichkeit der Zahlart sowie auf die internationale Einsetzbarkeit. Sie geben daher PayPal und der Kreditkarte den Vorzug.
Dies spiegelt sich auch in den Trends ­wider: Die Faktoren Schnelligkeit und ­internationale Einsetzbarkeit sind heute für deutlich mehr Online-Nutzer wichtig als noch vor einem Jahr. Der ECC-Studie zufolge ist die Geschwindigkeit beim Bezahlen für mittlerweile 82,3 Prozent ein sehr wichtiges Kriterium, 2014 waren es 79 Prozent. Die internationale Einsetzbarkeit bezeichnen 47 Prozent als sehr wichtig, im Vorjahr waren es nur gut 41 Prozent.
Als internationales Zahlungsmittel punktet die Kreditkarte. Das von der Kreditwirtschaft forcierte 3D-Secure-Verfahren, also der zusätzliche, vom Kunden festgelegte Sicherheitscode, geht jedoch zulasten der Schnelligkeit und Bequemlichkeit. Fast 60 Prozent haben sich noch nicht für ein 3D-Secure-Verfahren registriert. Gut ein Viertel empfindet die zusätzliche Passwortabfrage als nervig. Jeweils rund ein Drittel weicht auf ein anderes Bezahlverfahren aus oder bricht den Kauf ab, weil das Passwort nicht zur Hand ist. 23 Prozent mussten schon mehrfach ein neues Passwort anfordern, weil sie das alte vergessen hatten. Dennoch empfindet die grosse Mehrheit, dass Kreditkartenzahlungen durch 3D-Secure sicherer geworden sind.

Lange IBAN stört die Online-Nutzer erstaunlich wenig

Entscheidend ist oftmals die Wahrnehmung des Käufers. Denn während die ­Abfrage des 3D-Secure-Codes eher nervt, haben nur wenige Nutzer Probleme mit den langen IBAN, die nach der SEPA-Umstellung bei der Lastschrift zum Einsatz kommen. Nur knapp vier Prozent entscheiden sich wegen der aufwendigeren Eingabe der längeren Nummer für ein anderes Bezahlverfahren. Die grosse Mehrheit ist davon gar nicht oder nur wenig genervt.
Bequemlichkeit ist auch das Stichwort bei Mobile Payment. Als Hauptvorteil wird der praktische Nutzen genannt, weil das Smartphone stets in der Tasche steckt und kein Klein- oder Bargeld nötig ist. Vor ­allem gut verdienende Männer zwischen 20 und 30 Jahren bezahlen gerne mit dem Smartphone. Biometrische Verfahren zur Authentifizierung sind für mehr als ein Viertel denkbar, gut ein weiteres Drittel könnte sich vielleicht damit anfreunden. Am höchsten im Kurs steht dabei der Fingerabdruck, gefolgt vom Iris-Scan.
Erste Test mit solchen Verfahren laufen bereits: Das Kreditkartenunternehmen Mastercard plant, "Pay by Selfie"  in diesem Jahr in den USA, im kommenden Jahr weltweit zu starten. Dann können Nutzer ihre mobile Zahlung mit einem Selfie authentifizieren.



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