Green IT wird Circular Economy

Hürden für die Circular IT

Ob ein Circular-IT-Ansatz den gewünschten Nutzen bringt, hängt nicht nur von der Technik und von Bereitstellungsmodellen an. Auch der Faktor Mensch ist sehr wichtig, unterstreicht Matthias Steybe von CHG-Meridian: «Die erfolgreiche Einführung einer Circular IT beginnt bei einem gemeinsamen Umdenken von Management und Mitarbeitern, das Flexibilität und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der IT-Strategie rückt.» Denn der Bedarf an IT-Lösungen in den nächsten drei bis fünf Jahren werde angesichts der dynamischen Entwicklung und der zahlreichen Disrup­tionen in allen Branchen kontinuierlich zunehmen. Deshalb plädiert CHG-Meridian für Nutzen-statt-besitzen-Konzepte. Das allerdings bedeutet eine Abkehr von herkömmlichen Beschaffungs- und Nutzungsmodellen, wozu nicht jedes Unternehmen bereit oder fähig ist.
Green-IT-Initiativen heute und in Zukunft
Quelle: IDC
Eine weitere Herausforderung beim Aufbau einer Circular IT und einer Nachhaltigkeitsstrategie für IT-Umgebungen ist der Mangel an validen Informationen. «Nach unserer Erfahrung ist das Interesse in den Unternehmen gross, ihre IT-Umgebung nachhaltig zu gestalten», erläutert Holger Doernemann von Nexthink. «Häufig fehlt es jedoch an Werkzeugen, um die Auswirkungen digitaler Arbeitsplätze auf die Umwelt zu messen und den Effekt von Klimaschutzmassnahmen zu verifizieren.»
Auch das Beratungsunternehmen Capgemini warnt davor, die Hürden bei der Einführung von Nachhaltigkeitsmodellen und einer Circular IT zu unterschätzen: «Unternehmen stehen oft vor der Herausforderung, effektive Massnahmen zu identifizieren, sie zielgerichtet umzusetzen und dabei aus kaufmännischer Sicht im grünen Bereich zu bleiben», unterstreicht Gaston Pukies. Daher sei es wichtig, zuerst den Status quo zu ermitteln und zu analysieren, wo Handlungsbedarf bestehe.
Diese Analyse sollte nicht nur die IT einbeziehen, sondern weitere Bereiche, etwa die Nachhaltigkeit der Produkte und Services, die ein Unternehmen anbietet, sowie die Lieferketten. Um das zu erreichen, kommen Tools für das Lifecycle Assessment und Produktdesign in Betracht. Mit Blockchain-Lösungen für Lieferketten können Nutzer laut Gaston Pukies etwa die CO2-Emissionen eines Produkts über die gesamte Supply Chain hinweg transparent machen.
Auf einen weiteren Aspekt weist Maggie Slowick hin, Global Industry Director für die Fertigungsindustrie bei IFS, einem Anbieter von Unternehmens-Software – die Rolle von ERP in Verbindung mit weiteren Software-Lösungen: «Um eine tragfähige Circular-Economy-Strategie aufzubauen, benötigt ein Unternehmen zusätzlich ein Enterprise Asset Management sowie ein Enterprise und Field Service Management.» Dies ist ihrer Einschätzung nach die Vo­raussetzung, um komplexe Prozesse wie das Reparieren, Wiederaufbereiten und erneute Einspeisen von Produkten und Materialien in den Nutzungskreislauf zu implementieren. IFS und Mitbewerber wie SAP setzen auf Cloud-Plattformen, um solche Lösungen bereitzustellen.
Apropos Cloud: Die IDC-Studie «Greening of and by IT» hat ergeben, dass bereits 37 Prozent der deutschen Unternehmen auf Public- oder Hybrid-Cloud-Dienste zurückgreifen, um ihre Nachhaltigkeit zu verbessern. Weitere 32 Prozent wollen das in den kommenden zwölf bis 24 Monaten tun. Als Begründung führen die Nutzer an, dass Cloud-Service-Provider ihre Rechenzentren energieeffizienter und nachhaltiger betreiben können als sie selbst.



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