Neues Konzept für die BCF-Arena 13.12.2021, 22:20 Uhr

Digitaler Wandel im Hockeystadion

Der HC Fribourg-Gottéron hat seine BCF-Arena umfassend digitalisiert. Das neue Konzept soll das Stadion für die Fans besucherfreundlicher machen und dem Club gleichzeitig zu mehr Umsatz verhelfen.
Mit dem neuen Konzept spielt die Freiburger BCF-Arena punkto Digitalisierung nun in der gleichen Liga wie die modernsten Stadien der Welt
(Quelle: Fribourg-Gottéron)
Auch im Sport-Business hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten: So werden Daten beispielsweise immer wichtiger. Gesammelt werden diese nicht nur laufend an Wettkämpfen, sondern auch während Trainingssessions – und zwar in rauen Mengen. Unter anderem werden dafür die Sportgeräte oder auch die Athletinnen und Athleten mit Sensoren ausgerüstet.
Bei der digitalen Transformation im Sport-Business geht es aber nicht nur um die Akteure selbst. Denn auch die Erwartungen der Fans und der Kundschaft verändern sich. So streiten sich etwa inzwischen neue, digitale Anbieter mit klassischen Sendern um die Übertragungs-rechte von Sportveranstaltungen. Damit die Leute – ins­besondere auch das jüngere Publikum – nach wie vor ins Stadion gehen und ihr Lieblingsteam anfeuern, sind auch die Vereine und Verbände gefragt. Es braucht neue Konzepte und Angebote, um sie bei der Stange zu halten. Das haben auch die Verantwortlichen des HC Fribourg-Gottéron erkannt. Deshalb renovierte der Verein zunächst für ins­gesamt 88 Millionen Franken das eigene Stadion, die BCF-Arena. Rund 30 Monate dauerten die Bau­arbeiten. Seit dem letztjährigen Meisterschaftsstart am 1. Oktober 2020 konnte sie dann von Fribourg-Gottéron genutzt werden. Zum diesjährigen Meisterschaftsstart schloss der Klub gleich noch ein weiteres Vorhaben ab: die umfassende Digitalisierung der BCF-Arena.

Besucherfreundlicher und attraktiver

«Unser Ziel war es, so das besucherfreundlichste Stadion der Schweiz zu schaffen», berichtete Raphaël Berger, der ehemalige CEO von Fribourg-Gottéron, Ende September anlässlich der Vorstellung des Projekts, das noch unter seiner Leitung durchgeführt wurde. Er verliess den Club jedoch in der Zwischenzeit und wurde durch John Gobbi ersetzt. «Ausserdem wollten wir das Fundament für künftige Fangenerationen legen, die mit Internet und Smartphone aufgewachsen sind. Der Stadionbesuch soll für die ganze Familie attraktiver werden.» Berger zufolge habe auch der Zeitpunkt gerade gepasst, um das Projekt in Angriff zu nehmen. Denn nicht zuletzt sei die digitale Transformation ein brandaktuelles Thema.
Der Wandel der Arena soll aber nicht nur der Kundschaft, sondern auch dem Verein und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugutekommen. Gemäss dem Ex-CEO bringt das digitale Konzept beispielsweise Erleichterungen für die Beschäftigten in der Gastronomie mit sich, denen nun unter anderem ein topmodernes Kassensystem zur Verfügung stehe. Hinzu kommt auch noch, dass Fribourg-Gottéron nun mehr Daten zum Verhalten seiner Fans erhält. Berger betonte allerdings ausdrücklich, dass es nicht darum gehe, Leute zu identifizieren und zu tracken. Vielmehr gehe es etwa um die Analyse von Besucherströmen im Stadion. Davon könnten nun Echtzeitstatistiken angefertigt werden. Zudem sehe der Club, welche Prozesse  bereits gut funktionierten und wo es noch Verbesserungspotenzial gebe.

Digitales Stadion im Abo

Auf Anbieterseite ist das Vorhaben offenbar auf grosses Interesse gestossen: «Sobald wir die Planung der Arbeiten und die Realisierung des Projekts kommunizierten, haben sich täglich zwei bis drei Anbieter bei uns gemeldet, die ihre Lösungen verkaufen wollten», erinnerte sich Berger während seiner Präsentation des neuen Konzepts. Eine komplexe Planung sowie der Mangel an internen IT-Kernkompetenzen hätten die Wahl des Anbieters zusätzlich erschwert.
Als Projektpartner und Generalunternehmer holte sich der Club schliesslich Hewlett Packard Enterprise (HPE) ins Boot. Das IT-Unternehmen fungierte in der Folge als Impulsgeber, Berater, Technologielieferant und Systeminte­grator in einem. Dass der Tech-Konzern die Projektverantwortlichen letztlich überzeugen konnte, hing einerseits damit zusammen, dass er diverse ähnliche Projekte zuvor bereits umgesetzt hatte – zum Beispiel im neuen Stadion des englischen Fussball-Spitzenclubs Tottenham Hotspur oder auch im Levi’s Stadium der San Francisco 49ers aus der NFL, der US-Profiliga im American Football.
Berger rühmte jedoch auch das von HPE offerierte Finanzierungskonzept: Anstatt für die Dienstleistungen und Technologien traditionell zu bezahlen, bot der Anbieter das gesamte Projekt und Paket mit Infrastruktur, Entwicklung oder auch Soft- und Hardware als Dienstleistung mit monatlichen Gebühren an – gewissermassen ein digitales Stadion im Abo. Für Fribourg-Gottéron sei eine hohe Basisinvestition entfallen, so Berger.
Unzählige Hotspots und Navigations­sender wurden im neuen Hockeytempel in Freiburg verbaut
Quelle: Luca Perler/Computerworld

Stadion-App als Dreh- und Angelpunkt

Herzstück des digitalen Konzepts ist die neue Stadion-App. Sie unterstützt und begleitet laut den Angaben die Fans von der Anreise bis zum Sitzplatz in der Arena, in den Pausen und auf dem Heimweg. In der App können sie beispielsweise ihr Kombiticket für die BCF-Arena sowie die Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) kaufen. Für die Einlasskontrolle wird ihnen ein QR-Code ausgestellt. Vor der Anreise werden ihnen auf dem Smartphone die passenden TPF-Verbindungen angezeigt, um pünktlich am Stadion anzukommen. Und unterwegs erhalten die Fans Push-Nachrichten zum bevorstehenden Match.
Im Stadion werden sie dann über das Stadion-Navi direkt an ihren Platz gelotst. Wer während des Spiels beispielsweise Essen holt, kann das Geschehen via Livestream auf dem Smartphone weiterverfolgen. Apropos Essen: Food und Getränke lassen sich neu ebenfalls über die App bestellen. Die Abholung erfolgt dann an der Schnellkasse der nächstgelegenen Buvette, bezahlt werden kann unter anderem per QR-Code. Gemäss Vereinsangaben sollen die Funktionen der Fribourg-Gottéron-App nun noch laufend ausgebaut werden.

Aufwendige Installation

Damit das alles überhaupt möglich ist und reibungslos funktioniert, mussten unzählige Geräte und Software-Komponenten geplant, beschafft, installiert und integriert werden. So waren unter der Leitung von HPE letztlich ganze 16 Firmen am Projekt beteiligt, das rund anderthalb Jahre dauerte. Installiert wurden in dieser Zeit gemäss Martin Casaulta, dem Country Chief Technologist von HPE Schweiz, rund drei Kilometer Netzkabel, 270 Hotspots, 500 Navigationssender und 200 Livestreaming-Bildschirme sowie eine neue IT-Plattform.
Ein grosser Aufwand, der sich für Fribourg-Gottéron nun durch mehr Ticketverkäufe, steigende Umsätze im Stadion und höhere Sponsoreneinnahmen amortisieren soll.




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