Der Cloud-Markt wächst rasant

Auch die Kantone sind auf der Cloud-Reise

Die Kantone sind bezüglich Cloud Computing zumindest teilweise schon etwas weiter als der Bund. So wurde beispielsweise in Schaffhausen bereits im Januar 2022 der Entscheid gefällt, dass Microsoft 365 im Jahr 2023 in der Verwaltung von Kanton und Stadt als Produktivitäts- und Kollaborationslösung eingeführt wird. Dies um Prozesse zu optimieren, die Zusammenarbeit effizienter zu machen sowie die Telefoniekosten durch die Nutzung von Teams zu reduzieren. Möglich sei dieser Schritt, weil Microsoft lokale Rechenzentren in der Schweiz betreibe.
Im vergangenen April entschied dann auch der Zürcher Regierungsrat, die Cloud-Lösung Microsoft 365 in der kantonalen Verwaltung und der Kantonspolizei zuzulassen. Als wichtigste Dienste nannte er Exchange Online und Teams. Die Leistungen würden aus Rechenzentren von Microsoft in der Schweiz bezogen und dort auch Daten gespeichert. Im Hinblick auf den Datenschutz schuf er die neue Stelle eines Cloud-Sicherheitsbeauftragten.
Der Kanton Aargau wiederum migriert mit seiner im Jahr 2016 eingeführten SAP-Basis von On-Premises in die SAP-Cloud. Der entsprechende Auftrag für insgesamt 10 Millionen Franken (über die gesamte Laufzeit von fünf Jahren) wurde im vergangenen Herbst freihändig an SAP Schweiz vergeben, unter anderem weil es «keine angemessene Alternative» gebe, wie simap.ch, der elektronischen Plattform für das öffentliche Beschaffungswesen, zu entnehmen ist.

Bildungswesen setzt zunehmend auf Cloud-Lösungen

Auch in der Bildung gewinnt Cloud Computing immer mehr an Bedeutung. Beispielsweise wechselt die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) ebenfalls mit ihrem SAP in die Cloud, insbesondere um zusätzliche Cloud-exklusive Services nutzen zu können. Der Auftrag über 6 Millionen Franken (1,8 Millionen Franken für den Grundauftrag und 4,2 Millionen Franken für Optionen) ging wiederum an SAP Schweiz. Und auch hier wurde auf eine Ausschreibung verzichtet, mit derselben Argumentation wie jener des Kantons Aargau und weil SAP eine Garantie biete, dass die Cloud-Services in der Schweiz gehostet werden.
Die EPFL wechselt mit ihrem SAP in die Wolke, um zusätzliche Cloud-Services nutzen zu können
Quelle: Shutterstock/Mihai-Bogdan Lazar
Von der Stiftung Switch wiederum wurde im vergangenen November eine neue Wolke speziell für Schweizer Hochschulen angekündigt: Die «Switch Cloud» ist spe­zifisch auf die Bedürfnisse des Schweizer Bildungs-, Forschungs- und Innovationssystems (BFI) zugeschnitten. Diese würden von den bestehenden Cloud-Angeboten nur teilweise gedeckt, besonders in Sachen Weiterentwicklungsmöglichkeiten, Sicherheit, Leistung und Governance. «Nutzende unserer Cloud-Lösung haben Zugang zu einem einzigartigen Zusammenarbeitsmodell, indem sie gegenwärtige und künftige Herausforderungen in die Ausgestaltung und Weiterentwicklung von Switch Cloud einbringen können», so die Stiftung, die diesbezüglich mit Phoenix Systems zusammenarbeitet.

Schweizer Privatwirtschaft holt im internationalen Vergleich auf

Auch in der Privatwirtschaft geht die Reise in die Cloud stetig und unaufhaltsam weiter. Fast alle Schweizer Unternehmen beschäftigen sich derzeit in der einen oder anderen Form mit Cloud Computing, einerseits weil sie sich davon mehr Kosteneffizienz, Performance, Flexibilität, Skalierbarkeit und Sicherheit versprechen, andererseits weil sich die Software-Entwicklung immer mehr in diese Richtung bewegt und manche Funktionen exklusiv in der Cloud angeboten werden, beispielsweise was rechen­intensive Bereiche wie künstliche Intelligenz (KI) oder Daten­analyse und -verwertung anbelangt. So teilen fast im Wochentakt Unternehmen mit, dass sie mit ihren ERPs und CRMs von On-Premises- zu Cloud-Lösungen wechseln. Oft stammen diese vom selben Software-Anbieter, um die ­Migration nicht unnötig zu verkomplizieren.
Dass Cloud Computing in der Schweiz boomt, darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass unser Land international nicht zu den Spitzenreitern gehört, zumindest noch nicht. Oder wie Christian Hitz, Studiengangleiter des Weiterbildungsangebots Cloud Provider Management an der ZHAW, kürzlich gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagte: «Wir holen auf. Die Schweiz ist in Sachen Cloud eine Spätzünderin.» Zurückzuführen sei dies unter anderem auf das ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis der hiesigen ­Informatikverantwortlichen und CEOs: «Schweizerinnen und Schweizer sind von ihrer Mentalität her bewusster in puncto Datensicherheit und Datenschutz als andere Länder.» Allerdings – und da sind sich praktisch alle Experten einig – sind Daten in der Cloud oft besser geschützt als in so manchen Firmennetzwerken. Gleichzeitig werden die Cloud-Security-Lösungen fortlaufend weiterentwickelt und immer besser, sodass das Argument der ungenügenden Datensicherheit je länger je mehr entfällt.



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