Digitalisierung 11.10.2022, 08:38 Uhr

Deloitte-Umfrage: Unternehmen spüren steigenden Personalmangel im IT-Bereich

Die Digitalisierung hat mit Covid-19 bei den Unternehmen an Bedeutung gewonnen. Die digitale Transformation umfasst aber weit mehr als nur die technologische Komponente, es braucht dafür auch die passenden Fachkräfte und Skills.
Karin Mair, Managing Partnerin in der Risk Advisory bei Deloitte Österreich: "Angesichts der zunehmenden Bedeutung von IT-Sicherheit wird das lückenhafte Ausbildungsangebot in Österreich offensichtlich."
(Quelle: Deloitte/Feelimage)
Im Rahmen einer Studie hat Deloitte Österreich in Kooperation mit dem LSZ österreichweit zu aktuellen Herausforderungen befragt. Dabei zeigt sich: Die Unternehmen haben den digitalen Boost seit Beginn der Corona-Pandemie genutzt und sind bei der umfassenden Digitalisierung auf einem guten Weg. 37 Prozent bewerten ihren digitalen Reifegrad nach Schulnotensystem im Schnitt mit einem Gut, 45 Prozent mit einem Befriedigend.
Die Digitalisierung ist mittlerweile Kernbestandteil der meisten Unternehmensstrategien. Das trägt Früchte in einem immer höheren Digitalisierungsgrad. „Vor allem Sicherheitsthemen spielen heute eine essenzielle Rolle. Initiativen rund um die eigene Cyber Security stehen weit oben auf der Agenda der Unternehmen – die gestiegene Bedrohungslage schlägt sich grossflächig in den Aktivitäten der Unternehmen nieder“, analysiert Karin Mair, Managing Partnerin in der Risk Advisory bei Deloitte Österreich. „Gleichzeitig ist laut Umfrage aber ein weiteres Thema in den Fokus gerückt: Das Finden und Halten der richtigen Talente beschäftigt derzeit massiv die IT-Abteilungen und beeinflusst auch die Innovationsbestrebungen.“

Cyber Security bleibt Fokusthema

Laut Umfrage haben 74 Prozent der Unternehmen aktuell Cyber-Security-Initiativen am Laufen. Drei Viertel der befragten CIOs sehen sich in dem Bereich sehr gut bis gut aufgestellt. Allerdings herrscht steigender Personalbedarf: Vier von zehn Unternehmen sind derzeit schon auf der Suche nach Security-Expertinnen und -Experten.
„Angesichts der zunehmenden Bedeutung von IT-Sicherheit wird das lückenhafte Ausbildungsangebot in Österreich offensichtlich. Formale Ausbildungen an den heimischen Hochschulen sind in vielen Bereichen noch ausbaufähig. Viele Unternehmen müssen ihre Talente daher selbst ausbilden oder Know-how zukaufen“, so Karin Mair.
Aufholbedarf gibt es beim Thema Cloud. Nur 8 Prozent der Befragten geben an, mit ihrer „Journey to Cloud“ am Ziel zu sein. Gerade im IT-Bereich sind Cloud-Services allerdings massgeblich für ein modernes Arbeitgeberimage. Je besser aufgestellt die Betriebe hier sind, desto attraktiver sind sie für Tech-Talente. „Das Anbieten von eigenen Cloud-Lösungen zahlt auch in die IT-Sicherheit ein. Unternehmen vermeiden so die unkontrollierte Verwendung unsicherer externer Anwendungen – Stichwort Schatten-IT“, ergänzt Mair.

Tech Skills sind Mangelware

Generell spiegelt sich die angespannte Lage am Arbeitsmarkt in den Umfrageergebnissen wider. So bezweifeln fast zwei Drittel der Befragten, dass sie in den nächsten Monaten die benötigten Skills und Talente zur Verfügung haben werden. Vor allem der IT-Bereich ist stark betroffen. „Die Herausforderungen liegen nicht nur in der Verfügbarkeit passender Kapazitäten und Fähigkeiten, sondern auch in deren kontinuierlicher Weiterentwicklung. Die Halbwertszeit von Skills liegt im Tech-Bereich aktuell bei nur zwei Jahren. Das setzt viele Betriebe unter Druck“, betont Anna Nowshad, Partnerin im Consulting bei Deloitte Österreich.
Die Unternehmen reagieren darauf vorrangig mit Up- und Re-Skilling-Massnahmen. Rund 6 von 10 Unternehmen setzen auf Learning on the Job und Knowledge Management, umfassende Lernangebote sowie den Zukauf von Spezialwissen.

Akzeptanz als Schlüsselfaktor

Um den sich ständig verändernden Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden, stellen immer mehr Unternehmen auf agile Organisationsmodelle um. Mehr als drei Viertel der befragten Betriebe haben diesen Flexibilisierungsprozess bereits abgeschlossen oder zumindest mittelfristig geplant. Die Schaffung neuer Organisationsmodelle, die Überarbeitung bestehender Abläufe, die Einführung neuer Systeme und Tools – das alles verändert die Aufgaben und Rollen in den Unternehmen.
Aber nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen das positiv: „In rund der Hälfte der befragten Unternehmen werden Innovationsbestrebungen durch die Angst vor neuen Anforderungen und Rollen gebremst“, erklärt Nowshad. „Damit Veränderungsvorhaben gelingen können, ist deshalb vor allem die Akzeptanz seitens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheidend.“
Das Abholen und Mitnehmen der Belegschaft ist essenziell für den Erfolg der digitalen Reise. Laut der Deloitte Expertin können Berührungsängste durch klare Kommunikation und Transparenz abgebaut werden. „Jene Betriebe, die bei der Digitalisierung die Mitarbeiterkomponente mitdenken, haben einen grossen Vorteil – sowohl im internationalen Wettbewerb als auch am Arbeitsmarkt“, resümiert Anna Nowshad.



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