iPhone-Test 04.10.2014, 15:55 Uhr

Auf die Grösse der iPhones 6 kommt es an

Mit der neuen iPhone-Generation bringt Apple die von vielen Kunden lang erwarteten grösseren Displays mit 4,7 und 5,5 Zoll Diagonale. Im Test müssen iPhone 6 und 6 Plus beweisen, was sie können.
(Quelle: Apple)
Jahrelang gab es in der Smartphone-Welt ein Gesetz, an dem nicht zu rütteln war: Nach Meinung von Apple-Gründer Steve Jobs musste das iPhone mit einer Hand bedienbar sein und demnach mit einem entsprechend kleinen Display auskommen. Das hatte zuletzt in der fünften Generation eine relativ kleine Diagonale von vier Zoll.
Doch angesichts der Konkurrenz aus Asien - und vor allem der dort immer populärer werdenden Phablets - musste Apple nun doch über seinen Schatten springen und in neue Display-Dimensionen vorstossen. Freunde kleinerer Bildschirme können aber nach wie vor die älteren Modelle iPhone 5c und 5s kaufen; die ganze iPhone-Familie umfasst nun also vier Modelle.

Zwei Grössen und höhere Qualität

Entsprechend kommt die sechste Generation mit den Varianten iPhone 6 und iPhone 6 Plus nun in zwei Grössen mit 4,7 und 5,5 Zoll Diagonale - das entspricht 11,9 und 13,9 Zentimetern und bewegt sich damit im Bereich von Konkurrenten wie dem HTC One (M7) und dem LG G3. Neben der Grösse ist aber auch die Qualität der Bildschirme gestiegen: Während die grosse Version Full-HD-Auflösung mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten bietet, hat das kleinere Modell immerhin noch 1.334 x 750 Pixel - also etwas mehr als HD (1.280 x 720).
Was die Helligkeit und die Schärfe betrifft, sind die neuen IPS-Displays von Apple brillant, auch wenn der Kontrast bei den Super-Amoled-Displays von Samsung im Galaxy S5 oder Note 4 noch etwas knackiger erscheint. Leider werden viele alte Apps inzwischen unscharf dargestellt, doch hier wird die Entwickler-Community sicher schnell spezielles Futter für die Neulinge liefern.

Mehr Spass beim Video-Konsum

Mit den Displays sind auch die Abmessungen gewachsen, selbst wenn Apple die Oberfläche der Smartphones besser ausnutzt als früher. Vor allem der Apple-typische Menü-Button mit dem Fingerabdrucksensor nimmt mehr Platz ein als zum Beispiel beim Samsung Galaxy S5. Dennoch: Beim Betrachten von Filmen und bei Spielen macht vor allem das iPhone 6 Plus viel mehr Spass als die Vorgänger, was neben dem grösseren Display auch an der etwas leistungsfähigeren Hardware liegt.
Wie immer gibt Apple keine Leistungswerte für den A8-Prozessor an, verspricht aber gegenüber dem Vorgänger eine Leistungssteigerung. Inoffiziell ist von einem Dualcore-Chip mit 1,4 GHz die Rede, was heutzutage eher bescheiden wäre. In der Realität arbeiten beide iPhones aber sehr schnell und praktisch ohne Verzögerungen. Das liegt wohl auch daran, dass iOS und die Apps sehr ressourcensparend arbeiten. Im Vergleich zu früheren Modellen werden die Neulinge auch nicht mehr durch intensive Nutzung etwa beim Spielen zu warm.
Das alles steckt - wie von Apple gewohnt - in einem sehr attraktiven und soliden Gehäuse. Die Rückseite aus Aluminium und die gerundeten Ecken geben dem neuen iPhone ein anderes Design als dem Vorgänger. Etwas störend ist die Ausbuchtung der Kameralinse, dank der das Gerät nicht flach auf dem Tisch aufliegt. Abhilfe schaffen die Original-Hüllen von Apple, die diesen Unterschied ausgleichen.

Relativ hohes Gewicht

Eine gewisse Biegsamkeit des 6 Plus, von der im Internet berichtet wird, konnten wir nicht nachvollziehen. Allerdings ist fraglich, wie bruchsicher das Mega-Display bei Stürzen ist. Aber das ist ein Problem vieler Phablets.
Das Gewicht ist beim 6 Plus mit 172 Gramm recht hoch, das "normale" 6 dagegen mit seinen 129 Gramm nur geringfügig schwerer als das 5S. Natürlich liegt das kleine Modell besser in der Hand, das 6 Plus ist doch ein ziemlicher Brocken. Hier sollten am Ende das Gefühl und der Bedarf des Users den Ausschlag für eine Kaufentscheidung geben. Zumindest sind beide Versionen mit rund sieben Millimetern schön dünn.
Die Bedienung leidet nicht wirklich unter der neuen Grösse, denn Apple hat für einige Funktionen wie das Messaging einen praktischen Quermodus vorgesehen, der zum Beispiel das Tippen auf der virtuellen Tastatur erleichtert. Bei Bedarf können die Schrift und die Apps auch vergrössert angezeigt werden. Leider ist es aber auch bei iOS 8 nicht möglich, einzelne Apps durch eine vergrösserte Ansicht zu priorisieren. Dafür macht nun auch Apple beim Schreiben jeweils drei Wortvorschläge - ein Feature, das Android-User schon lange kennen.

Der kleine Unterschied

Quelle: Apple
 Nach eigenen Angaben hat Apple auch die Kamera mit einem besseren Sensor optimiert, wobei die acht Megapixel im Vergleich zur Konkurrenz aus Asien auf den ersten Blick recht bescheiden scheinen. Doch die Qualität der Fotos ist hoch, vor allem die Wiedergabe der Farben und der Umgang mit schwierigen Lichtverhältnissen sind erstklassig. Auch der Autofokus arbeitet schneller als beim Vorgänger. Nur wer Ausschnitte wirklich sehr stark vergrössern will, vermisst eine höhere Auflösung. Die Frontkamera löst sogar nur mit 1,2 Megapixel auf, hier ist die Qualität ebenfalls ordentlich. Wer aber ein gelungenes Selfie drucken will, wird schnell an seine Grenzen stossen.
Ein winziger Unterschied zwischen dem iPhone 6 und dem iPhone 6 Plus ist der optische Bildstabilisator des grösseren Modells: Dieser sorgt dafür, dass kaum noch verwackelte Fotos entstehen. In der Praxis macht sich das vor allem bei wenig Licht bemerkbar, während unter normalen Bedingungen kaum Unterschiede bestehen. Kaufentscheidend dürfte dieses Detail also selbst für Hardcore-Fotografen nicht sein. Videos kann das neue iPhone in 1080p bei 30 oder 60 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Zusätzlich gibt es Videos aber in Slow-Motion mit 120 oder 240 Bildern pro Sekunde. Die Qualität der Filmchen ist sehr gut.

Viel Geld für zusätzlichen Speicher

Noch immer gibt es beim iPhone keine Möglichkeit, den Speicher zu erweitern. Doch immerhin wird jetzt eine Version mit 128 GB angeboten, die sich der Hersteller allerdings auch mit 899 beziehungsweise 999 Euro fürstlich entlohnen lässt. Die Einstiegsversion ist dagegen mit 16 GB geradezu lächerlich klein, wenn der Anwender viele Apps und Medien nutzt.
Ärgerlich ist auch die eingeschränkte Funktionalität des erstmals eingebauten NFC-Chips, der sich im Test nicht zum Koppeln von Zubehör wie Lautsprechern nutzen liess, sondern offenbar vor allem für den in Deutschland noch nicht angekündigten Bezahldienst Apple Pay vorgesehen ist.
Ein Highlight ist dafür der Akku, der vor allem beim 6 Plus dank üppiger Dimensionierung deutlich länger hält als bei der fünften Generation. Wir konnten bei normaler Nutzung gute zwei Tage ohne Ladung auskommen. Das normale iPhone 6 erreichte diese Zeiten nicht ganz - es ist aber ebenfalls besser als die "Fünfer".

Fazit

Beide iPhones liefern eine starke Leistung ab, auch wenn sich die echten Neuerungen vor allem auf die grösseren Displays beschränken. Vor allem das 6 Plus kann hier mit hoher Auflösung und viel Fläche beeindrucken und mit den Top-Phablets der Konkurrenz mithalten. Dafür muss der Anwender auf die früher so beliebte kompakte Bauweise verzichten. Das iPhone 6 ist dagegen kleiner und bietet eine ähnlich starke Hardware. Beide Geräte sind allerdings wieder sehr teuer geworden, doch das hat die Apple-Fans ja noch nie gestört.




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