19.03.2008, 00:00 Uhr

"IE 8 ist auf Schiffbruch konfiguriert"

Der neue Internet Explorer soll sich strikt an die W3C-Standards halten - auch wenn die Kompatibilität auf der Strecke bleibt. Die neue Version 8 des Internet Explorer wird Websites, die für die Vorgängerversion IE 7 geschrieben wurden, nicht mehr richtig anzeigen. "Wir haben gelernt, dass sich Entwickler nicht bewegen, solange sie einen Workaround finden. Erst wenn die Benutzer ohne Änderungen Schiffbruch erleiden würden, schreiben die Entwickler ihre Anwendungen um. Deshalb haben wir den IE 8 auf Schiffbruch konfiguriert", erklärte Daniel Melanchthon, Technologieberater von Microsoft Deutschland bei der Präsentation der Beta 1 in München. Einen kleinen Ausweg bot Microsoft für faule Entwickler aber dann doch noch an: Mit einer simplen Anweisung im Header der Seite kann der IE 8 doch wieder dazu gebracht werden, die IE-7-Seiten korrekt anzuzeigen. Viele Administratoren dürften zunächst von dieser Möglichkeit gebrauch machen.
Hintergrund des Kurswechsels: Im neuen IE 8 soll eine überarbeitete Rendering Engine HTML- und CSS-Code komplett standardkonform interpretieren, verspricht Microsoft. In der Vorgängerversion wich Microsoft teils stark von den W3C-Standards ab. Allerdings drohen auch bei strikter Beachtung der Richtlinien Inkompatibilitäten: Die Standards lassen teilweise durchaus Interpretationsspielraum für die Umsetzung. Damit eine Website trotzdem in allen Browsern gleich aussieht, hat Microsoft eine CSS 2.1 Test Suite unter freier GPL-Lizenz herausgegeben. Auf diese Weise sollen andere Entwickler eingeladen werden, der MS-Interpretation zu folgen. Auch der Browser-Funktionsumfang wurde erweitert. In Version 8 unterstützt die Software sogenannte "Activities". Dabei handelt es sich um kleine Zusatzfunktionalitäten, mit denen der Benutzer eine Textstelle (z. B. eine Adresse) aus einer Website der "Activity" übergeben kann. Diese schlägt dann die Adresse beispielsweise in Google Maps nach. Activities lassen sich in einem XML-Format programmieren.

Als weitere Neuerung werden sogenannte Webslices eingeführt. Dabei handelt es sich um eine Art Mini-Bookmark mit Vorschau auf die wichtigsten Inhalte. Anwender können beispielsweise eine E-Bay-Auktion als Webslice in der Toolbar ablegen. Ein Mausklick blendet anschliessend blitzschnell eine stets aktuelle Miniansicht mit den wichtigsten Auktionsdaten ein. Da der Websitebetreiber selbst festlegt, welche Daten im Webslice angezeigt werden, lassen sich auch Werbeeinblendungen realisieren. Marketeers dürfen sich ausserdem darüber freuen, dass jeder Aufruf des Webslice als echter PI gezählt wird. Auch bei Webslices und Activities setzt Microsoft auf Interoperatibiliät mit anderen Browserherstellern. Beide Ideen wurden beim W3C eingereicht. Trotz aller Mühen, den neuen Browser 100 Prozent standardkonform zu gestalten, drohen schon jetzt Inkompatibilitäten. Voraussichtlich wird der IE 8 eingeführt, bevor HTML 5.0 endgültig verabschiedet ist. Da Microsoft aber trotzdem nicht auf eine Unterstützung des neuen Formats verzichten will, steht zu befürchten, dass die HTML-5-Implementation im IE 8 vom tatsächlichen HTML-5-Standard abweicht. Dann müssen die Websites wieder aufwändig für die verschiedenen Browsertypen optimiert werden. (ph/iwb) http://www.microsoft.com



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