Sicherheits-Tipps 25.06.2025, 11:45 Uhr

Software sicher testen in der Sandbox

Statt neue Programme gleich auf dem Computer zu installieren, können Sie diese erst einmal in Ruhe in einer Sandbox testen. Wir stellen Ihnen mehrere Möglichkeiten vor, wie Sie neue Tools und potenziell verseuchte Software sicher ausprobieren.
(Quelle: Shutterstock/pear worapan)
Wer kennt das nicht? Bekannte, Freunde oder auch Arbeitskollegen empfehlen ein neues Tool, das Sie unbedingt ausprobieren sollen. Im Internet finden Sie zudem viele Tipps zu «unverzichtbaren Programmen», aber auch in seriösen Fachzeitschriften wie dem PCtipp erhalten Sie immer wieder Tipps und Hinweise zu neuen Anwendungen, die Ihnen den PC-Alltag erleichtern sollen. Aber nur einen Teil dieser Empfehlungen werden Sie vermutlich auch wirklich auf Dauer einsetzen.
Selbst, wenn Sie nicht mehr genutzte Tools immer gleich deinstallieren, bleiben oft Reste zurück, die allmählich den Computer belasten und immer langsamer starten lassen. Wer aber auf der anderen Seite nie neue Software ausprobiert, verpasst viele interessante Anwendungen, die eine Arbeitserleichterung sind oder einfach nur Spass machen.
Daher stellen wir Ihnen in diesem Artikel drei Möglichkeiten vor, mit denen Sie neue Software sicher und rückstandsfrei ausprobieren. Nur, was Sie erprobt haben und auch in Zukunft einsetzen wollen, installieren Sie danach auf Ihrem Computer. So bleibt er auf Dauer sauber und schnell. Ausserdem verhindern Sie damit auf Ihrem PC auch Infektionen mit Malware. Und: Die vorgestellten Testum­gebungen sind erst noch kostenlos.

Virtualisierung

Die erste empfehlenswerte Methode zum Ausprobieren neuer Software basiert auf virtuellen PCs. Diese verhalten sich ähnlich wie Ihr echter Computer, aber eben rein virtuell in einem Fenster. Genauso wie Ihr echter PC haben sie (grösstenteils virtuelle) Hardware und ein eigenes Betriebssystem. Zum Testen von neuen Programmen bietet sich ein virtueller PC mit Windows als Betriebssystem an. Wer will, kann aber auch Alternativen wie Linux darin installieren.
Virtuelle PCs haben viele Vorteile. So können Sie einen virtuellen PC, in dem Sie eine bestimmte Software installiert und ausprobiert haben, danach einfach wieder löschen und einen neuen anlegen. Oder Sie arbeiten mit Snapshots (Schnappschüssen), die zu einem bestimmten Zeitpunkt den aktuellen Zustand auf Knopfdruck speichern. Nach dem Test einer neuen Software kehren Sie einfach zum vorherigen Zustand zurück. Ausserdem lassen sich auch einfach Kopien von virtuellen PCs erstellen, die sogenannten Klone, die Sie ebenfalls für Tests verwenden und anschliessend wegwerfen können.
Um das Thema Virtualisierung wird es aber erst in der kommenden PCtipp-Ausgabe 6/2025 gehen. Hier beschäftigen wir uns mit einer noch einfacheren Lösung, um neue Progamme in Ruhe und ohne Risiko auszuprobieren: das Ausführen von Software in Sandboxen, Bild 1.
Bild 1: Virtuelle PCs eignen sich zum Testen von Software, erfordern aber mehr Ressourcen und Aufwand als relativ einfache Sandboxen
Quelle: PCtipp.ch

Windows Sandbox

Eine Sandbox ist wie Urlaub an einem Sandstrand. Alles, was Sie dort bauen, ist am nächsten Tag wieder verschwunden beziehungsweise wie neu. Windows 10 und 11 enthalten bereits sämtliche Komponenten, die Sie für Sandboxen benötigen, allerdings nur in den Professional-Versionen. Wenn Sie eine Home-Version verwenden, springen Sie zum Abschnitt «Sandboxie Plus» auf der nächsten Doppelseite. Dort erfahren Sie mehr über die kostenlose Alternative Sandboxie Plus.
Um herauszufinden, welche Windows-Version Sie haben, drücken Sie Windowstaste+R und geben den Befehl winver ein. Nun erscheint ein kleines Fenster, in dem Sie ganz oben die Windows-Variante sehen, darunter steht die Build-Version und im Abschnitt Das Betriebssystem Windows erfahren Sie, ob es sich um eine Home- oder Pro-Version handelt, Bild 2.
Bild 2: Für die offizielle Windows Sandbox benötigen Sie eine Pro-Version von Windows 10 oder 11
Quelle: PCtipp.ch
Wenn Sie eine Pro-Version haben, drücken Sie erneut Windowstaste+R und geben dieses Mal den Befehl optionalfeatures ein. Bestätigen Sie mit Enter. Das Fenster Windows-Features öffnet sich. Scrollen Sie bis zum Eintrag Windows-Sandbox und setzen Sie ein Häkchen davor, Bild 3. Bestätigen Sie mit OK. Warten Sie kurz, bis Windows alle für die Funktion benötigten Dateien installiert hat und starten Sie den PC danach neu.
Bild 3: Aktivieren Sie die Option Windows-Sandbox und bestätigen Sie mit OK
Quelle: PCtipp.ch
Anschliessend geben Sie im Startmenü von Windows den Text Sandbox ein und klicken zum Beispiel unter Windows 11 rechts bei Windows Sandbox auf die Verknüpfung Öffnen. Beim ersten Start dauert es etwas länger, bis die Sandbox bereitsteht. Das liegt daran, dass auch hier eine virtuelle Maschine im Hintergrund starten muss, in der die Sandbox läuft.
Der Rest ist simpel. Sie haben nun ein neues Fenster vor sich, in dem eine immer frische virtuelle Windows-Version läuft. Unter Windows 11 Professional ist es übrigens Windows 11 Enterprise, in der Microsoft bereits einen lokalen Benutzer-Account angelegt hat, Bild 4. Alles, was Sie in diesem Sandbox-Fenster machen, geht automatisch verloren, wenn Sie es durch einen Klick auf den Schliessen-Button oben rechts wieder beenden. Allerdings gibt es auch hier ein paar Einschränkungen. Wenn Sie etwa einen anderen Webbrowser als Microsoft Edge verwenden wollen, müssen Sie ihn jedes Mal neu herunterladen. Das kann, wenn Sie es öfter machen, sehr lästig werden, da Sie in Edge immer mehrere Hinweise wegklicken müssen, bevor Sie den Webbrowser und die integrierte Suchmaschine Bing nutzen können, Bild 5.
Bild 4: In der Windows Sandbox läuft ein Windows 11 Enterprise mit abgespeckter Ausstattung und einem vorgegebenen lokalen Account
Quelle: PCtipp.ch
Bild 5: So gut die Windows Sandbox ist, die immer gleichen Hinweise von Edge und Bing nerven auf Dauer
Quelle: PCtipp.ch

Tools ausprobieren

Software, die Sie jetzt in Ruhe ausprobieren wollen, laden Sie entweder direkt im Sandbox-Fenster herunter oder übertragen sie per Copy and Paste. Markieren Sie dazu ausserhalb der Sandbox die gewünschte Datei und drücken Sie anschliessend Ctrl+C, um sie in die Zwischenablage zu kopieren. Wechseln Sie nun zum Sandbox-Fenster, klicken dort einmal mit der Maus zum Beispiel auf den Desktop und drücken Sie die Tastenkombination Ctrl+V, um die Datei einzufügen, Bild 6. Im Anschluss können Sie die Software per Doppelklick starten, in der Sandbox installieren und ausgiebig testen, um sie kennenzulernen. Das Kopieren funktioniert übrigens nur mit den erwähnten Tastenkombinationen, jedoch nicht mittels Drag&Drop via Maus.
Bild 6: Dateien übertragen Sie per Copy and Paste in und aus der Windows Sandbox
Quelle: PCtipp.ch

Ordner freigeben

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, um Dateien in die Sandbox einzufügen: per gemeinsamem Ordner. Um einen Ordner zu teilen, klicken Sie oben rechts im Sandbox-Fenster auf die drei Punkte und danach auf Ordner freigeben, Bild 7. Wählen Sie ein Verzeichnis auf Ihrem PC aus, das Sie teilen wollen, und bestätigen Sie es mit Öffnen. Anschliessend steht jede in diesen Ordner kopierte Datei in beiden Systemen zur Verfügung.
Bild 7: Freigegebene Ordner stehen auf dem echten PC und in der Sandbox zur Verfügung
Quelle: PCtipp.ch

Sandboxie Plus

Besitzer der Home-Version von Windows 10 oder 11 setzen stattdessen die freie Alternative Sandboxie Plus ein, die dafür noch ein paar Besonderheiten mitbringt. Für private Zwecke darf sie kostenlos genutzt werden.

Sandboxie Plus einrichten

Installieren und starten Sie Sandboxie Plus auf Ihrem PC. Sie finden die Software zum Download auf sandboxie-plus.com/downloads. Als Erstes erscheint ein Einrichtungsassistent, in dem Sie zweimal auf Weiter klicken, um danach die Einfache Nutzeroberfläche für Anfänger auszuwählen, Bild 8. Wenn Sie wollen, können Sie unten links noch zwischen dem hellen und dem dunklen Modus wechseln. Ansonsten verwendet die Software einfach die Variante, die Sie auch so unter Windows nutzen.
Bild 8: Für die ersten Schritte mit Sandboxie Plus empfiehlt sich die vereinfachte Oberfläche
Quelle: PCtipp.ch
Im folgenden Dialog legen Sie ein paar grundlegende Optionen fest. Wenn Sandboxie Plus zum Beispiel nicht immer automatisch mit dem Betriebssystem starten soll, entfernen Sie das Häkchen vor Starte Benutzeroberfläche mit Windows, Bild 9. Schliessen Sie die Konfiguration danach ab, um zur Benutzeroberfläche von Sandboxie Plus zu gelangen. Dabei öffnet sich automatisch das Fenster mit den Globalen Einstellungen. Schliessen Sie es mit einem Klick auf OK.
Bild 9: Legen Sie beim Set-up fest, wie sich Sandboxie Plus auf Ihrem PC verhalten soll
Quelle: PCtipp.ch

Software in Sandboxie Plus

Im Hauptfenster von Sandboxie Plus sehen Sie den Eintrag DefaultBox. Klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und wählen Sie erst Starten und danach Programm starten aus, Bild 10. Ein Dialog zur Auswahl einer ausführbaren Datei erscheint. Klicken Sie auf Suchen und wählen Sie zum Beispiel eine Software im Downloads-Ordner aus, die Sie vorher heruntergeladen haben und nun in einer Sandbox testen wollen. Nach Klicks auf Öffnen sowie OK führt Sandboxie Plus sie in einem abgesicherten Fenster aus. Falls dazu Administratorrechte nötig sind, fordert Sandboxie Plus sie jetzt an, Bild 11. Aber keine Sorge, der Prozess läuft abgesichert in einer Sandbox, was Sie leicht am gelben Rand des Fensters erkennen, Bild 12. Dieser erscheint allerdings nur, wenn Sie mit dem Mauszeiger an den Rand des Fensters fahren.
Bild 10: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Standard-Sandbox DefaultBox, um eine Software auszuwählen
Quelle: PCtipp.ch
Bild 11: Auch Anwendungen, die Admin-Rechte erfordern, lassen sich in einer Sandbox ausführen
Quelle: PCtipp.ch
 
Bild 12: Mit Sandboxie Plus erzeugte Sandboxen erkennen Sie am gelben Rand
Quelle: PCtipp.ch

Sicher surfen

Sandboxie Plus eignet sich auch dazu, in einer sicheren Sandbox zu surfen und so etwa den versehentlichen Download von Schadcode zu vermeiden. Wenn Sie beim Set-up die Option Erstelle eine Desktopverknüpfung zum Starten des Internet­browsers unter Sandboxie aktiviert gelassen haben, sehen Sie auf dem Desktop die Verknüpfung Sandgeboxter Internetbrowser. Klicken Sie darauf, um Ihren Standardbrowser in einer Sandbox zu starten. Falls Sie die Option beim Set-up deaktiviert haben, klicken Sie stattdessen mit der rechten Maustaste auf DefaultBox und wählen Starten und danach Standard Programme sowie Standard WebBrowser aus.
Sandboxie Plus öffnet in beiden Fällen Ihren Standardbrowser mit allen seinen Einstellungen, Lesezeichen und Erweiterungen, Bild 13. Wieder erkennen Sie die Sandbox am gelben Rand des Fensters. Dateien, die Sie in diesem Modus speichern, landen beim Schliessen des Fensters im Nichts, genauso wie zum Beispiel neue Erweiterungen, die Sie in der Sandbox im Webbrowser hinzufügen.
Bild 13: Durch das Surfen in einer Sandbox schützen Sie Ihren Computer vor Schadcode
Quelle: PCtipp.ch

Kurze Tipps zu Sandboxie Plus

Sandboxie Plus ermöglicht Ihnen auch, Programme zweimal auszuführen, die sich sonst nur einmal starten lassen. Dazu starten Sie die gewünschte Anwendung wie gewohnt und danach einfach noch einmal in einer Sandbox, wie wir es oben beschrieben haben.
Bereits auf Ihren PC heruntergeladene Anwendungen lassen sich auch direkt über den Datei-Explorer in einer Sandbox öffnen. Klicken Sie dazu mit der rechten Maustaste auf das Programm und wählen Sie Starte Sand­geboxt aus dem Kontextmenü aus.
Falls Sie eine heruntergeladene Datei doch lieber aufheben wollen, können Sie vom Browser aus den Downloads-Ordner öffnen und die Datei mit der Tastenkombination Ctrl+C in die Zwischenablage kopieren. Anschliessend fügen Sie diese zum Beispiel auf dem Desktop mit den Tasten Ctrl+V ein. 
Bild 14: Neben der DefaultBox erstellen Sie auch leicht weitere Sandboxen
Quelle: PCtipp.ch
Neben der DefaultBox erzeugen Sie über das Menü Sandbox sowie die Schaltfläche Neue Box erstellen auch zusätzliche Sandboxen für verschiedene Zwecke. Vergeben Sie einen Namen und wählen Sie aus der Liste Standard Sandbox aus, Bild 14. Die anderen Optionen für speziell gehärtete Sandboxen dürfen nur die Käufer eines kostenpflichtigen Support-Zertifikats (ca. Fr. 40.–) auswählen.



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