22.09.2008, 00:00 Uhr

Glosse: Teddy am Ohr

Eine japanische Firma baut ein Handy ins Plüschtier ein. Stofftiere sind bei manchen Menschen bis ins hohe Alter hinein beliebt: Im Gegensatz zu echten Tieren machen sie keinen Dreck, gehorchen immer und beissen nicht. Deshalb zieren sie Millionen Betten oder die Armaturenbretter bonbonfarbener Kleinwagen. Selbst wenn der Fahrer vor lauter Plüschtieren nichts mehr sieht ? ein Teddy ersetzt im Notfall auch den Airbag. Manche Menschen reden auch gerne mit ihren Begleitern aus Kunstpelz, schade nur, dass diese bisher so einsilbig waren.
Das könnte sich aber ändern, denn in Japan soll zusammenkommen, was eigentlich gar nicht zusammengehört: Handy und Teddybär. Was zunächst ein wenig wie Sushi mit Fleischwurst klingt, ist durchaus ernst gemeint. Der Mobilfunkanbieter Willcom zeigte einen Prototypen auf einer Messe. Der ?Kuma Phone-Teddy? soll gemäss der Website CScout ein komplettes Telefonmodul enthalten und rund 500 US-Dollar kosten, wenn er wirklich auf den Markt kommt. Das Drücken einer der vier Extremitäten des Plüschtieres betätigt eine Kurzwahl, dazu dient der Schwanz zur Rufannahme ? alle diese Körperteile sind natürlich jugendfrei. Anrufe können mit bärentypischen Lauten signalisiert werden, wobei noch nicht klar ist, ob Meister Petz in Japan anders brüllt als Problembär Bruno.

Der Teddy soll sich nicht etwa an Kinder richten, sondern an Frauen, die auf ?Niedlichkeit? und einfache Bedienung abfahren und weniger auf die Technologie setzen. Ob es allerdings sehr viele Japanerinnen gibt, die mit einem doch recht grossen Plüschtier am Ohr durch die Städte laufen wollen, ist fraglich. Deutsche Ordnungshüter sollten sich trotzdem schon mal wappnen: Wenn ihnen auf dem Oktoberfest eine Gruppe Japaner entgegenkommt, die wild in die Füsse eines Teddys quatschen, handelt es sich eben nicht um einen Fall von Bierkonsum nach Beckstein?scher Empfehlung, sondern um den neuesten Trend aus Nippon. (ph/th)



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