Reiseplaner-App 29.06.2015, 10:50 Uhr

Qixxit: Kleines Start-up, grosser DB-Konzern

Die Reisewegplaner-App Qixxit gibt es nun seit einem Jahr. Ein guter Zeitpunkt für das Start-up der Deutschen Bahn, um Zwischenbilanz zu ziehen und über die weitere Entwicklung zu sprechen.
Friederike Aulhorn, Leiterin Qixxit
(Quelle: Qixxit)
Welches Verkehrsmittel bringt mich am schnellsten, am komfortabelsten, mit wenigen Umstiegen zu meinem Ziel? Abhilfe bei solchen individuellen Fragen und Präferenzen für den Reiseweg will die App Qixxit schaffen. Im Interview erzählt Friederike Aulhorn, Leiterin Qixxit, an wen sich die App richtet, wie das vergangene erste Jahr war und was die Ziele für die Zukunft sind.
Können Sie Qixxit kurz beschreiben und erklären, wofür User die App benutzen?
Friederike Aulhorn
: Mit Qixxit können User sich ihren individuellen Reiseweg verkehrsträgerneutral aussuchen. Das bedeutet, dass unterschiedliche Verkehrsmittel und Verkehrsmittelkombinationen für die Reise von Qixxit vorgeschlagen werden. Hierzu zählen unter anderem Carsharing, Mitfahrgelegenheiten, öffentliche Verkehrsmittel, die Bahn, Fernbusse, Call-a-Bike und auch Mietwagen. Wenn man sich bei Qixxit registriert, kann man die Verkehrsmittelauswahl zudem personalisieren. Zum Beispiel kann der Nutzer, der keinen Führerschein hat, Verkehrsmittel wie Carsharing und den eigenen PKW für die Suchanfrage ausschliessen. Oder es können Angaben zur Laufgeschwindigkeit gemacht werden, um die Zeitberechnung für den Fussweg anzupassen. Auch kann eine Aussage zur "nutzbaren Zeit" getroffen werden. Wenn man gerne viel "nutzbare Zeit" haben möchte, würde der Algorithmus zum Beispiel eher die Bahn als Verkehrsmittel auswählen als das Auto. Neben der Online-Anwendung steht Qixxit als mobile App für Android-Smartphones und das iPhone zur Verfügung. Damit können Nutzer auch unterwegs bequem und flexibel nach alternativen Reiserouten suchen.
Was bedeutet es, ein Start-up in einem grossen Konzern wie der Deutschen Bahn zu sein?
Aulhorn: Ein Start-up in einem Konzern zu sein hat Vor- und Nachteile. Ein grosser Vorteil für uns ist natürlich, dass wir die Möglichkeit haben, Synergien der Deutschen Bahn für uns zu nutzen. Wir können auf Erfahrungen der DB vor allem im Bereich des Algorithmus zurückgreifen. Denn hinter Qixxit steht eine komplexe Berechnung von Reisealternativen mit verschiedenen Verkehrsmitteln. Früher gab es auf bahn.de schon die Möglichkeit den PKW, das Flugzeug und die Bahn als Verkehrsmittel miteinander zu vergleichen. Qixxit ist in diesem Sinne eine logische Weiterentwicklung. Ebenso dienen wir der Bahn selbst als eine Art "digitale Test-Wiese", auf der sie Dinge in einem nicht so empfindlichen Umfeld, wie es etwa bahn.de ist, ausprobieren kann.
Wie entstand die Idee für Qixxit?
Aulhorn: Mit Qixxit sind wir in der Lage, einen neuen Markt anzusprechen, von dem wir glauben, dass er sich in Zukunft sehr stark entwickeln wird. Denn das Kunden- und Reiseverhalten verändert sich dahingehend, dass heutzutage immer weniger Reisende wissen, welches Verkehrsmittel für ihre Reise das geeignetste ist. In Zukunft wird es zudem viel seltener ein habitualisiertes Verhalten geben. Reisende entscheiden sich nicht einfach aus Gewohnheit für eine Route, sondern prüfen, welcher Verkehrsmittelmix gerade die beste Verbindung bietet. Der Grundgedanke dahinter ist, dass die Bahn, auch wenn sie bei Qixxit in den Konkurrenzvergleich geht, dennoch Kunden gewinnen kann. Indem man den Nutzern durch den Vergleich Informationen zur Verfügung stellen kann, die sie vielleicht sonst nicht bekommen hätten.

"Wichtig ist, dass Nutzer unsere App testen"

Welche Marketingkanäle nutzen Sie, um auf Qixxit aufmerksam zu machen?
Aulhorn: Wir sind - obwohl eine Schwesterabteilung im Bereich Online Vertrieb der DB - trotz allem ein Start-up mit einem begrenzten Budget. Gestartet sind wir mit einer klassischen Out-of-home-Kampagne. Doch nach einiger Zeit stellten wir fest, dass die Verbreitung über diese Kanäle nicht so zufriedenstellend war. Wir haben rausgefunden, dass es bei Qixxit sehr wichtig ist, dass die Nutzer die App oder die Online-Anwendung testen, um den Mehrwert richtig zu verstehen. Aus diesem Grund setzen wir heute verstärkt auf Empfehlungsmarketing über die verschiedenen Social-Media-Kanäle und betreiben kontinuierlich Suchmaschinenmarketing. So erreichen wir zielgenau potenzielle Kunden - zum Beispiel all jene, die gerade online eine Reise planen - die wir dann davon überzeugen können, Qixxit zu testen. Ende letzten Jahres haben wir mit unserem Youtube-Video einen viralen Erfolg gelandet. Der Fokus lag dabei auf den Themen Branding und Empfehlung.
Welches Interesse verfolgt der Konzern der Deutschen Bahn durch die Förderung des Start-ups?
Aulhorn: Die Bahn als Konzern hat ein Interesse in diesem Markt zu agieren und vor allem daran, dass die Kunden die Züge als Verkehrsmittel nutzen. Und das geht auch, indem man die Nutzer besser informiert und dadurch Hemmnisse abbaut. Und im Vergleich mit anderen Verkehrsmitteln zum Beispiel durch die beste Reisezeit verbunden mit günstigen Fahrpreisen überzeugt. Mit Qixxit gelingt es, eine neue, sich gerade entwickelnde Zielgruppe anzusprechen.
Qixxit gibt es jetzt seit rund einem Jahr. Wie fällt das Resümee aus?
Aulhorn: Im Juni 2014 sind wir mit einer Grundzahl an Verkehrsträgern gestartet. Nach und nach kamen hier im Verlauf des letzten Jahres immer mehr hinzu. Vor allem Fernbusanbieter waren zu Anfang in diesem Umfang nicht geplant, doch die Kundenbedürfnisse haben sich dahingehend stark verändert. Des Weiteren haben wir Mitfahrgelegenheiten wie Blablacar mit eingebunden und auch die Möglichkeit für die Einstellung eines Gesuchs über unsere App geschaffen. Unseren Anbieter für die Flugsuche haben wir im Verlauf der Zeit gewechselt, was technisch nicht einfach umzusetzen war. Und unsere Kartenanzeige haben wir dahingehend verbessert, dass man jetzt den Verkehrsfluss sehen kann. Zudem haben wir unsere Nutzerschnittstelle überarbeitet und den Suchalgorithmus optimiert, indem wir ein Clusterkonzept eingeführt haben. Dabei gibt es einen Hauptlauf, und den Vor- und Nachlauf kann der User individuell auswählen.
Wie kommen die einzelnen Partner-Kooperationen zustande? Bekommen Sie eine Provision?
Aulhorn: Kooperationen kommen dadurch zustande, dass wir auf die Unternehmen zugehen oder eben die Unternehmen uns ansprechen. Dann wird ganz klassisch ein Kooperationsvertrag geschlossen, in dem auch eine Provision für uns festgeschrieben ist. Teilweise sind es aber auch Cost-per-Click-Vereinbarungen oder auch die Neukundenakquise, das bedeutet, dass sich durch uns ein Nutzer bei dem Kooperationspartner registriert.

"Im Fokus für 2015 steht die Integrierung der Reisebuchungen in Qixxit"

Wie funktionieren die Reisebuchungen für den Nutzer?
Aulhorn: Bisher ist es leider noch so, dass die Nutzer, wenn sie eine Fahrkarte buchen wollen, zu unseren Partnern weitergeleitet werden und dort die eigentliche Buchung vornehmen müssen. Unser grosses Ziel ist es, dem User irgendwann die Möglichkeit zur Buchung  des gesamten Reisewegs in einem Schritt bieten zu können. Als ersten Schritt in diese Richtung wollen wir es unseren Kunden noch in diesem Jahr ermöglichen, einzelne Verkehrsmittel direkt über Qixxit buchen zu können.
Was sind die Ziele für das nächste Jahr? Wollen sie mit Qixxit neue Märkte erschliessen? Wird es neue Partner geben?
Aulhorn: Für die Zukunft möchten wir gerne Echtzeitdaten in den Reiseweg einfliessen lassen, um somit kontinuierlich die Reisezeit an die aktuelle Verkehrslage anpassen zu können. In Kürze möchten wir es möglich machen, auch die exakten Preise für ÖPNV-Verbindungen anzeigen zu können. Zudem arbeiten wir daran, auch einen stationslosen Anbieter für Carsharing wie beispielsweise Car2go als Kooperationspartner ins Boot zu holen. Auch den Algorithmus werden wir weiter optimieren, um dem Kunden einfach einen guten Mehrwert bieten zu können. Zudem spielen wir mit dem Gedanken, unser Knowhow Drittanbietern zur Verfügung zu stellen, allerdings steckt diese Idee noch in den Kinderschuhen. Grundsätzlich wäre das für uns eine gute Chance, um mehr Reichweite zu generieren und unsere Marke weiter am Markt zu platzieren. Unser Fokus wird allerdings auf der Umsetzung der integrierten Buchung liegen. Das ist momentan unser grösstes Anliegen.



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