Security-Albtraum 02.10.2015, 09:39 Uhr

Medizinische Geräte zu Tausenden online hackbar

Zahllose online angeschlossene medizinische Systeme wie Narkosegeräte, Schrittmacher und Magnetresonanz-Tomografen sind angreifbar, wie ein Vortrag von zwei Sicherheitsexperten gezeigt hat.
(Quelle: Shutterstock/GlebStock)
Abertausende medizinische Geräte sind relativ leicht online für Hacker angreifbar. Die Sicherheitsexperten Scott Erven und Mark Collao haben allein bei einem namentlich nicht genannten grossen US-Healthcare-Anbieter über 68.000 verwundbare Systeme entdeckt, hat die "The Register" berichtet.
Intensivstation in einem Krankenhaus: Immer mehr medizinische Geräte sind online und damit angreifbar.
Quelle: Shutterstock/Chaikom
Zudem hat das Team bei einem Honeypot-Experiment mit simulierten medizinischen Systemen über 55.000 erfolgreiche Zugriffe registriert. Es kam dabei zu etlichen Angriffen von Hackern, denen offenbar gar nicht klar war, dass sie medizinische Geräte beeinflussen.

Riskante Verwundbarkeit

Hacks medizinischer Geräte sind schon allein aus Datenschutzgründen sehr kritisch. Doch die Sicherheit liegt meist im Argen, wie die Sicherheitsexperten mithilfe der Geräte-Suche Shodan gezeigt haben. So waren bei dem grossen US-Anbieter unter anderem 21 Narkosegeräte, 31 Schrittmacher und 97 Magnetresonanz-Tomografen angreifbar.
Mit Suchbegriffen, die "auf Spezialkliniken wie Radiologie, Fussorthopädie oder Pädiatrie abzielen, haben wir Tausende Fehlkonfigurationen und direkte Angriffsvektoren gefunden", so Erven, stellvertretender Direktor bei Protiviti, im Rahmen der Sicherheitskonferenz DerbyCon.

Windows XP lebt in der Medizin weiter

Zu den potenziellen Risiken derartiger Verwundbarkeit zählen Datenklau und Eingriffe in die Privatsphäre der Patienten. Laut Collao, Security Consultant bei NeoHapsis, könnten Angreifer auch eine Menge Informationen über Organisationen im Gesundheitssektor zusammentragen.
XP lebt weiter: Viele medizinische Systeme verwenden immer noch das nicht mehr offiziell unterstützte Microsoft-System.
Erschwerend komme dabei hinzu, dass viele medizinische Geräte noch die XP-Generation von Windows nutzen, aber wohl auf Antiviren-Software verzichten. "Es ist sogar oft so, dass man medizinische Geräte im Netz daran erkennt, dass sie noch XP verwenden", sagte Erven während seines Vortrags.
Er betonte, dass beispielsweise bei Geräten von GE die häufigsten Passwörter Admin-Zugriff auf 85 Prozent aller Maschinen geben.

Etliche Logins erfolgreich

Wie gefährdet derartige Geräte sind, haben die Forscher mit einem sechsmonatigen Experiment gezeigt. Dabei haben sie einen Tomografen und einen Defibrillator samt typischer Sicherheitslücken in Honeypots simuliert. Die nachgestellten Geräte haben zehntausende Login-Versuche registriert, von denen 55.416 erfolgreich waren.
Angreifer haben insgesamt 299 Malware-Payloads abgesetzt. Dabei haben die Hacker offenbar gar nicht einmal registriert, dass sie medizinische Geräte angreifen, so Collao. Es ging ihnen nur darum, sich langfristigen Zugriff zu sichern und eine Verbindung zu einem Kontrollserver herzustellen. (www.pressetext.com)




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