15.11.2012, 00:00 Uhr

Behörden fordern immer mehr Google-Daten an

Staaten setzen sich für den Datenschutz gegenüber Unternehmen ein - fordern selbst von Google aber immer häufiger Einblick in Bürgerdaten: Im ersten Halbjahr 2012 stieg laut Transparency Report die Zahl der Verfügungen auf 21.000 Fälle weltweit.

Bettina Wulff macht?s vor: Die Frau von Expräsident Christian Wulff forderte Google auf, mehr als 3.000 Suchergebnisse zu entfernen. Das Unternehmen kam in acht Fällen der Forderung nach, weil diese wegen falscher Tatsachenbehauptungen rechtswidrig gewesen seien, so Heise. Aber auch staatliche Stellen und Strafverfolgungsbehörden fordern von Google verstärkt die Herausgabe von Nutzerdaten. Im ersten Halbjahr 2012 sei die Zahl der Verfügungen auf fast 21.000 Fälle weltweit angestiegen, das besagt der aktuelle Transparenz-Bericht, den Google gestern vorgestellt hat. Im ersten Halbjahr 2011 sei die Zahl der Fälle noch bei knapp 16.000 gelegen.

Ganz oben auf der Liste der Länder stehen die USA mit 7.969 Verfügungen, gefolgt von Indien (2.319), Brasilien (1.566) und Frankreich (1.546). Deutschland liegt vor Grossbritannien mit 1.533 Fällen auf Platz 5. Das heisst: In 39 Prozent der Fälle hat Google die Anfragen aus Deutschland beantwortet, davon waren insgesamt 2.007 Nutzerkonten betroffen. William Echikson, der Leiter des Transparenz-Büros von Google in Brüssel, nannte diese Zahlen besorgniserregend. "Wir reden hier von demokratischen Staaten", so Echikson. Auffällig sei, dass einige dieser Staaten sich auf der einen Seite für den Datenschutz gegenüber Unternehmen einsetzten, selbst aber immer häufiger Einblick in die Daten ihrer Bürger haben wollten.

Hinzu kommt: Auch die Löschanforderungen nahmen im ersten Halbjahr 2012 deutlich zu. Hier unterscheidet Google dem Spiegel zufolge zwischen "Urheberrecht" und "Regierung". Zuletzt wurden rund zwei Millionen Websites pro Woche wegen Verstösse gegen das Urheberrecht aus dem Google-Index entfernt. Während sich seit 2009 die Anzahl der Aufforderungen von Regierungen, bestimmte Inhalt zu entfernen, etwa 1000 Fälle pro Halbjahr umfasste, schnellte die Zahl in den ersten sechs Monaten 2012 mit 1791 Löschanforderungen nach oben.Bei den Löschforderungen führt die Türkei mit 501 Fällen, gefolgt von den USA (273), Deutschland (247), Brasilien (191) und Grossbritannien (97). (ph/iw)

Siehe auch: «Opendata.ch 2012»-Konferenz findet in Zürich statt , EU nimmt Google beim Datenschutz ins Visier



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