DLD München 21.01.2019, 10:51 Uhr

Sheryl Sandberg: "Wir wollen kein Internet, in dem alles erlaubt ist"

Auf der DLD-Bühne in München gab sich die Facebook-Chefin demütig. Facebook habe seine Verantwortung, so Sheryl Sandberg. Erst zum Schluss ihrer Rede fand sie zum Facebook-typischen Selbstbewusstsein zurück.
Sheryl Sandberg auf der DLD 2019 in München
(Quelle: DLD)
Wann immer Sheryl Sandberg in diesen Tagen auf einer Bühne auftaucht, merkt man ihrem Auftritt etwas an, was noch vor guten Jahr Jahr mit keinem der Facebook-Manager in Verbindung gebracht worden wäre: Demut. So auch auf dem diesjährigen DLD-Kongress: Die Facebook-Chefin kam mit der philosophischen Frage nach München "Was für ein Internet wollen wir?"
Jede neue Technologie müsste nach der ersten Phase der Begeisterung in eine Phase der Reflexion eintreten und sich fragen: Wohin gehen wir von jetzt an? "Wir wollen kein Internet, in dem alles erlaubt ist", so Sandberg. "Aber wir wollen auch kein Internet, in dem Menschen in ihrer Ausdrucksfähigkeit eingeschränkt werden." 
Doch diese Idee eines offenen, aber innerhalb demokratischer Standards regulierten Internets sei unter Beschuss, räumte die Facebook-Chefin ein - von gewinnorientierten Hackern, Gruppen, die Wahlen beeinflussen wollen, oder Ländern, die von Meinungsfreiheit nicht viel halten. "All diese Gruppen haben Facebook für ihre Zwecke genutzt", gab Sandberg zu. "Deshalb war das letzte Jahr für uns sehr, sehr schwer." Doch Facebook habe seine Verantwortung verstanden - ein Satz, den man auch von Mark Zuckerberg in den letzten Monaten in inflationärer Zahl gehört hat. 
Sandberg goss in München diesen oft strapazierten Satz in einen konkreten 5-Punkte-Plan.

Security

Facebook hat seine Zahl an Mitarbeitern, die gegen Datenmissbrauch vorgehen, auf 5.000 verdoppelt. Zusätzlich werden KI-Algorithmen entwickelt, die gegen Missbrauch vorgehen sollen.

Schutz gegen Wahlbeeinflussung

Ebenfalls mit Algorithmen will Facebook gegen Fake News und Hate Speech im Umfeld von Wahlen vorgehen. Zusätzlich versucht das Social Network, in den Nachrichten-Feeds der User Nachrichten aus unterschiedlichen Quellen anzuzeigen.
Speziell im deutschen Markt wird Facebook dafür mit dem Bundesministerium für Sicherheit (BSI) kooperieren, wie Sandberg heute bekannt gab.

Schliessung von Fake Accounts

Facebook hat die Zahl an Fake Accounts, die täglich geschlossen werden, im letzten Jahr deutlich erhöht.

Mehr Datenhoheit für die User

Facebook will seinen Usern mehr Macht über ihre Daten einräumen. "Wir haben die Datenmenge, auf die Apps zugreifen können, drastisch eingeschränkt", so Sandberg. "Zusätzlich fragen wir unsere User genauer, welche ihrer Daten sie für welche Zwecke zur Verfügung stellen wollen."

Transparenz

Facebook will ab sofort vierteljährlich Auskunft über die Nutzung der User-Daten geben - und zwar nicht nur auf Regierungsanfrage wie bisher, sondern einsehbar für alle Nutzer.
Nach diesem Gang nach Canossa, der aktuell zu jedem Facebook-Auftritt gehört, kehrte Sandberg aber doch noch zur gewohnteren Lesart zurück. "Die Werkzeuge, die von wenigen für ihre Zwecke missbraucht werden, sind die gleichen Werkzeugen, die der grossen Mehrheit unserer User so viel Gutes bringt", so die Managerin. 
"Regierungen müssen Standards für Datenschutz setzen, und Unternehmen wie wir müssen sich daran halten. Aber diese Standards müssen Innovation fördern, nicht behindern. Wenn die Standards zu hoch sind, können nur grosse Unternehmen sie umsetzen, und damit beschädigen wir unsere Start-up-Szene - und damit das Internet selbst."




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