Tech-Konzerne im Fokus 11.07.2019, 11:47 Uhr

Facebook hat in Deutschland ein Image-Problem

Fast drei von vier Internet-Nutzern in Deutschland nutzen regelmässig Facebook. Dennoch hat das Social Network im Vergleich zu anderen Tech-Konzernen kein gutes Ansehen bei den Deutschen. Eine Studie zeigt weitere interessante Einblicke in die Meinungen der Kunden.
(Quelle: shutterstock.com/Gil C)
Der 28. Dezember 2018 war der Tag, an dem Mark Zuckerberg Kreide frass. 14 Jahre nach Gründung seines Unternehmens übte der Facebook-CEO im Rahmen eines Jahresrückblicks Selbstkritik und gelobte Besserung: Wahlmanipulationen, die Verbreitung von Fake News, sogar der Vorwurf, die Nutzung des Social Networks mache abhängig, depressiv und einsam - für alle diese Probleme versprach er eine Lösung. Sein Beitrag endete mit der Vision, dass Facebook glücklich machen solle.
Eine Studie des Statistikportals Statista zeigt: So recht geglückt ist die Image-Pflege noch nicht, zumindest nicht in Deutschland.

Kaum jemand nutzt hier Alibaba, Baidu oder Tencent

Von allen Tech-Giganten, die das Internet beherrschen, ist Facebook das einzige Unternehmen, das von den Deutschen eher negativ (36 Prozent) als positiv (34 Prozent) gesehen wird. Deutlich besser schneiden Amazon, Google und Microsoft ab. Über zwei Drittel aller Deutschen denken über diese Marken positiv oder sehr positiv. Der Anteil der Nutzer, die diese Unternehmen ablehnt, liegt bei allen deutlich unter zehn Prozent.
Schwächer ist Apple bewertet: Nur 44 Prozent finden diese Marke gut, 21 dagegen schlecht. Die in der Studie ebenfalls bewerteten chinesischen Player Tencent, Baidu und Alibaba fliegen in Deutschland noch unter dem Radar - viele deutsche Konsumenten haben zu ihnen nicht wirklich eine Meinung.
Quelle: Statista

Woran das liegt, wird deutlich, wenn man sich Bekanntheit und Nutzungsidentität der grossen Internet-Konzerne ansieht: Google, Facebook, Amazon und Microsoft erreichen eine Markenbekanntheit von über 90 Prozent, bei Apple sind es mit 88 Prozent kaum weniger. Gemessen daran sind die grossen chinesischen Konzerne kaum bekannt: Die Mehrheit der Deutschen kann weder mit Alibaba noch mit Aliexpress, Baidu oder Tencent etwas anfangen.

Google wird am häufigsten genutzt

Bei der Nutzungshäufigkeit liegt - wenig erstaunlich - Google weit vorn. Apple teilt das Schicksal der Hochpreis-Marken: Zwar kennen neun von zehn Deutschen die Marke, aber nur ein Viertel nutzt eines der teuren Produkte aus Cupertino. Doch gemessen an den Notierungen für die chinesischen Player ist selbst dies ein hoher Wert. Nur vier Prozent der Befragten nutzten Alibaba regelmässig - wie die sieben Prozent für Aliexpress zustande kamen, ist da kaum erklärlich.
 
Die grosse Marktmacht von Facebook wird deutlich beim Blick auf die Nutzung von Social-Media- und Messaging-Diensten in Deutschland: Auf den ersten fünf Plätzen liegen vier Angebote aus dem Zuckerberg-Reich, allein Youtube schafft es mit 35 Prozent Nutzungsanteil auf Platz drei, deutlich hinter Whatsapp und Face­book selbst.

Facebook wird genutzt, nicht gemocht

Dennoch geht die intensive Nutzung der Facebook-Produkte nicht einher mit einer positiven Wertschätzung: Egal ob Kundenservice, Produktsicherheit oder Status – überall schneidet Facebook deutlich schlechter ab als die anderen grossen US-Konzerne. Exemplarisch beleuchtet sei dies am Beispiel Kundenservice. Den bewerten 78 Prozent der Befragten bei Amazon mit "gut" oder "sehr gut", Apple erreicht 70 Prozent, Google 57 und Microsoft 56 Prozent - Facebook kommt auf nur 38 Prozent.

Apple und Amazon gelten als Branchenführer

Grundsätzlich denken die Deutschen eher an Apple und Amazon als an Facebook, wenn es um positive Attribute eines Konzerns geht. In fünf der von Statista abgefragten Themen gilt Apple als Branchenführer, nämlich bei den Feldern Innovation, Sympathie, Datenschutz, soziale Verantwortung und Umweltfreundlichkeit / Nachhaltigkeit. Bei den Themen Kundenservice, Nutzerfreundlichkeit und Transparenz steht Amazon an erster Stelle.
Es fällt auf, dass weder Facebook noch Google bei Themen wie Nutzerfreundlichkeit und Innovation punkten können. Die grossen Chinesen tauchen hier gar nicht auf, was vermutlich auch mit der vergleichsweise geringen Nutzung zu tun hat.

Eine Apple-Uni? Warum nicht!

Interessant sind die Studienergebnisse, wenn es darum geht, dass ein Tech-Konzern ein neues Produkt oder eine Dienstleistung auf den Markt bringt. Nach Meinung der Deutschen ist so etwas am ehesten Apple, Google und Amazon zuzutrauen, andere Unternehmen tauchen bei den 16 abgefragten Kategorien nicht auf. So würden es bei Apple 80 Prozent der Konsumenten begrüssen, wenn der Konzern neue Mobil- oder Internetdienste herausbringt.71 Prozent erwarten neue Unterhaltungselektronik und 50 Prozent gar eine Apple-Universität.
Bei Amazon erwartet das Publikum eher Innovationen im Bereich Bekleidung (67 Prozent), Essen und Trinken (61 Prozent) oder Kosmetika (55 Prozent). Google wird offenbar vor allem ein stärkeres Engagement im Bereich Mobility zugetraut: 46 Prozent freuen sich auf neue Google-Entwicklungen im Bereich Auto und beim öffentlichen Nahverkehr, 48 Prozent erwarten gar Google-Besichtigungstouren.

Die smarten Assistenten finden ohne Facebook statt

Facebook geht aus der Statista-Studie als der grosse Verlierer hervor, und das, obwohl 91 Prozent der Deutschen Facebook kennen und 55 Prozent das Network regelmässig nutzen. Bei den Messaging-Diensten ist Facebook dank seiner Töchter WhatsApp und Instagram gar unangefochtener Marktführer.

In einem Zukunftsfeld glänzt die Zuckerberg-Company allerdings noch durch völlige Abwesenheit: Das Trend-Thema "virtuelle Assistenten" teilen sich hierzulande Google, Amazon, Apple und Microsoft auf, die beiden chinesischen Lösungen Aligenie und Duer sind eher statistische Randerscheinungen. Dass Facebook unter dem Markennamen Portal ebenfalls smarte Assistenten im Programm hat, weiss in Deutschland kaum jemand. Kein Wunder: Derzeit kann man die Geräte nur in den USA bestellen.



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