02.06.2010, 00:00 Uhr

Deutsche Verlage beschweren sich über "Zensur" im App Store

Apples Kontrolle über den App Store stört die deutschen Verleger. Bekanntlich wird jede App im App Store vor der Veröffentlichung von Apple kontrolliert und auf die Einhaltung der Lizenzbestimmungen geachtet. Das führt - angesichts der Masse an zugelassenen Apps - in wenigen Fällen dazu, dass eine App abgelehnt wird. Dabei werden mitunter eher seltsam anmutende Massstäbe angelegt. Besonders mit der Abbildung nackter Menschen scheint man bei Apple ein Problem zu haben. Dass Pornographie nicht erlaubt ist, leuchtet zwar ein, aber dass harmlose Pinups auch unter das Hautverbot fallen, ist aus europäischer Perspektive eher amüsant. Gar nicht amüsiert sind darüber allerdings die deutschen Verleger, die eine "Zensur" der Inhalte befürchten. Wie die dpa berichtet, versuchen derzeit der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) und der internationale Dachverband FIPP, Gespräche mit Apple über die Zulassungspolitik im App Store zu führen. Beklagt wird dabei nicht nur Apples Kontrolle über die Apps, sondern auch, dass Apple angeblich "etwa 30 Prozent des Umsatzes mit Werbung" einbehalte.
Der letzte Kritikpunkt ist schlicht falsch, der erste zumindest fadenscheinig. Apple behält 30 Prozent vom Umsatz einer App im App Store ein und finanziert damit die gesamte Infrastruktur, um die sich der Anbieter nicht weiter kümmern muss. Wieviel Apple bekommt, hängt dabei direkt vom Preis der App ab. Kostet eine App nichts, bekommt auch Apple nichts. Mit den Einnahmen, die ein Anbieter durch Werbung in seiner App bezieht, hat das rein gar gar nichts zu tun, hier gehen sämtliche Erträge direkt an den App-Entwickler, Apple bekommt hier keinen Cent. Erst, wenn die kommende iAd-Plattform benutzt werden soll, fliessen 40 Prozent der Werbeeinnahmen (eine bei Werbevermarkter durchaus übliche Provision) an Apple. An einer kostenlose App mit Werbeeinblendungen von AdMob verdienen also der Anbieter und AdMob - Apple bekommt nicht nur keinen Cent, sondern zahlt noch drauf, entstehen für jede veröffentlichte App doch Infrastrukturkosten.
Der Zensur-Vorwurf ist ebenfalls nicht sonderlich überzeugend. Vergessen, wo nicht unterschlagen, wird bei der Beschwerde, dass iPhone & Co einen Browser bieten, mit dem der unkontrollierte Zugriff auf alle Webinhalte möglich ist - Flash einmal aussen vor gelassen. Auch wird kein Verlag gezwungen, seine Inhalte auf dem iPhone oder dem iPad in Form einer App anzubieten. Nichts hindert ihn daran, einen alternativen Weg zu wählen - ganz gleich, ob Windows Mobile, Android, Nokia, WebOS oder schlicht das Internet. Zensur sieht anders aus. (ph/appco)



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