Multimedia 24.08.2018, 09:15 Uhr

Augen auf beim TV-Kauf

Was ist bei einem TV wichtig? Was bedeuten all die Abkürzungen? Und wie findet man das passende Zubehör?
Fernseher sind flach, werden von einem Rahmen umsponnen und reissen ein tiefschwarzes Loch in die Wand, wenn sie ausgeschaltet sind. Es gibt sie zwar in allen Grössen – doch was wirklich in ihnen steckt, offenbart sich erst beim Studium der Datenblätter. Wenn Sie die folgenden Begriffe und Technologien kennen, kommen Sie Ihrem Wunschgerät ein gutes Stück näher.

Zeichen der Zeit: HDR

Bild 1: HDR ist das Gebot der Stunde und wird auch nicht mehr verschwinden. Im Bild: ein OLED-Gerät von LG
Quelle: LG
Der wichtigste Begriff ist heute in aller Munde: HDR steht für High Dynamic Range, also für Bilder mit einem sehr hohen Kontrastumfang. Daraus resultieren kräftigere Farben, sattere Kon­traste und mehr Nuancen in den Schatten und Lichtern (Bild 1, oben). Achten Sie darauf, dass Ihr nächster Fernseher HDR-tauglich ist. Dabei wird zwischen drei Standards unterschieden, die einzeln oder zusammen in einem Gerät zu finden sind.
HDR10
Diese Technologie wird von jedem HDR-Fernseher unterstützt. Die Zahl 10 weist darauf hin, dass jeder Farbkanal mit einer Farbtiefe von 10 Bit aufgelöst ist, was den enormen Farbreichtum ermöglicht. Mit dem Film werden statische Metadaten übertragen: Diese helfen, die Schwarzwerte und Spitzlichter zu optimieren. Die Metadaten gelten für den ganzen Film – doch weil jede Szene eine andere Helligkeit aufweist, ist es bei günstigen Geräten schwierig, optimale Resultate zu erzeugen.
HDR10+ (auch HDR10 Plus)
Dieses Format wurde von Samsung, Panasonic sowie 20th Century Fox entwickelt und steht allen offen. Im Gegensatz zu HDR10 können zu jeder Szene dynamische Metadaten übertragen werden, die optimal auf das Bild abgestimmt sind. HDR10+ ist allerdings kein festgeschriebener Standard und wird von den Herstellern nur zögerlich angenommen. Sie sollten HDR10+ deshalb zwar im Auge behalten, aber nicht überbewerten.
Dolby Vision
Dieser Standard von Dolby kommt HDR+ recht nahe, ist aber nicht offen und kostet die Hersteller deshalb Lizenzgebühren. Trotzdem ist die Akzeptanz grösser als bei HDR10+. Bilder können mit einer Farbtiefe von 12 Bit wiedergegeben werden, auch wenn es noch keine 12-Bit-Displays gibt. Dolby Vision ist zudem Bestandteil der Spezifikationen zur Ultra-HD-Blu-ray und wird bei ausgewählten Filmen von Netflix, Amazon oder iTunes unterstützt. Kurz, dieses Format hat Zukunft.
HDR-Quellen
Bild 2: Geben Sie auf Googles YouTube-Portal den Suchbegriff 4k hdr ein und Sie werden für längere Zeit mit HDR-Videos unterhalten
Quelle: YouTube
Bis das reguläre Fernsehen sein Programm in HDR ausstrahlt, werden noch Jahre vergehen. Stattdessen müssen andere Quellen herhalten. Zu den wichtigsten gehören die Streaminganbieter Apple, Netflix und Google (Bild 2, oben). Auch die neusten Spielkonsolen von Sony (PS4 Pro) und Microsoft (Xbox One X) liefern Spiele mit HDR-Unterstützung, Bild 3. Und natürlich erscheinen immer mehr Filme auf Ultra-HD-Blu-ray, was jedoch ein fähiges Abspielgerät voraussetzt.

HDR-Hemmnisse

Bild 3: HDR-fähige Spielkonsolen erzeugen Welten, die fast schöner sind als die Realität
Quelle: Guerrilla Games
Das schwächste Glied ruiniert den Spass. Wenn Sie ein HDR-fähiges Fernsehgerät kaufen, erhalten Sie HDR- und 4K-Material über die vorinstallierten Apps für YouTube und Netflix. Ganz anders präsentiert sich die Situation, wenn das Signal durch ein externes Gerät zugespielt wird. In diesem Fall muss die ganze Kette sowohl HDR- als auch 4K-tauglich sein. Das ist nicht selbstverständlich, weil viel grössere Datenmengen übertragen werden und die neusten Standards unterstützt werden müssen. Wenn nur ein einziges Glied in dieser Kette die Anforderungen nicht erfüllt, sind alle anderen Bemühungen für die Katz.
High-Speed-Kabel
Bild 4: Achten Sie unbedingt auf dieses Signet, wenn Sie neue HDMI-Kabel kaufen
Quelle: HDMI
Sie benötigen für die ganze Gerätekette HDMI-Kabel, die dem Datenaufkommen gewachsen sind. Um ganz sicher zu sein, sollten Sie für alle Verbindungen neue Kabel kaufen und darauf achten, dass diese mit dem Etikett HDMI High Speed geadelt sind (Bild 4, oben). Die Ergänzung «with Ethernet» tut in unserem Fall nichts zur Sache. Unter Umständen funktionieren auch andere Kabel; aber wenn in der Installation der Wurm drin ist, können Sie zumindest das Kabel als Fehlerquelle ausschliessen – und das macht die Neuanschaffung mehr als wett.
Zuspieler
Die Zuspieler müssen natürlich 4K- und HDR-tauglich sein. Doch oft sind diese Möglichkeiten ab Werk abgeschaltet, um die Inbetriebnahme so narrensicher wie möglich zu gestalten. Überprüfen Sie also in den Einstellungen des Geräts, ob die HDR-Ausgabe aktiviert ist.
Fernseher
Dasselbe gilt für den Fernseher. Bei vielen Modellen ist HDR deaktiviert und muss in den Einstellungen für jeden einzelnen HDMI-Anschluss freigegeben werden. Konsultieren Sie das Handbuch, denn diese Option ist oft schwer zu finden.
AV-Receiver
Bild 5: AV-Receiver wie der Yamaha RX-V583 unterstützen 4K-Videos bis 60 FPS (Bilder pro Sekunde) mit HDR
Quelle: Yamaha
Wenn Sie den Fernseher und die Zuspieler über einen AV-Receiver verbinden, muss dieser ebenfalls mit 4K- und HDR-Signalen umgehen können, sonst steht die nächste Anschaffung bevor (Bild 5, oben).

Preis und Qualität

Moderne Fernseher sind günstig, gut und gross – aber nur zwei der Eigenschaften treffen auf ein Modell zu. Sie können heute riesige Fernseher mit 75 Zoll oder 82 Zoll für 2000 bis 3000 Franken kaufen, aber die Bildqualität spielt nur im Mittelfeld – denn die hochwertigen 75-Zoll-OLED-Modelle belasten das Budget mit bis zu 20'000 Franken. Umgekehrt können Sie ein Spitzenmodell für 2500 Franken kaufen, das jedoch nur 55 Zoll misst. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Wenn der Fernseher relativ weit entfernt steht und fast nur das Fernsehprogramm wiedergibt, dann ist «gross und günstig» eine gute Wahl. Wenn Sie hingegen deutlich näher sitzen und jede Nuance eines Films geniessen möchten, ist «gut und kleiner» die bessere Alternative.

LCD, OLED, QLED

Zurzeit buhlen gleich mehrere Display-Technologien um die Gunst der Käufer. Diese unterscheiden sich teils stark in der Bildqualität und Lebensdauer.
OLED
Die Abkürzung OLED steht für Organic Light Emitting Diode. Diese Displays bieten heute die beste Bildqualität mit unerreichten Schwarzwerten. Allerdings ist die Lebensdauer begrenzt. Nach wenigen Jahren nimmt die Sättigung ab, das Bild wird schlechter. Ausserdem besteht die Gefahr, dass sich statische Objekte wie zum Beispiel ein Senderlogo mit der Zeit dauerhaft in das Display einbrennen. Ein weiteres Hindernis ist der Preis, der bei OLED-Geräten ab 65 Zoll bei «teuer» anfängt und irgendwo bei «unbezahlbar» endet.
CD
Diese Abkürzung steht für Liquid Crystal Display, also für eine Flüssigkeitskristall-Anzeige. Den Begriff gibt es schon seit über einhundert Jahren, doch natürlich ist die Technik nicht stehen geblieben. Heute sind LCD-Fernseher zwar in einigen Punkten den OLED-Displays unterlegen, aber auch sie können ein exzellentes Bild liefern, das ausserdem heller ist. Das Display altert auch nicht so schnell wie bei OLED-Geräten.
QLED
QLED-Fernseher kommen von Samsung. Das «Q» steht für die Quantum Dot-Technologie; sie soll LC-Displays qualitativ in die Nähe der OLEDs rücken, allerdings ohne deren Nachteile. Die QLED-Geräte bieten tatsächlich ein sehr gutes Bild, zumindest in den oberen Baureihen und Preisklassen. Dessen ungeachtet sind QLED-Geräte in ihrem Wesen auch nur LCD-Fernseher; QLED ist lediglich ein Marketingbegriff von Samsung. Machen Sie sich am besten bei Ihrem Händler ein Bild von den Geräten.

Tuner und Intelligenz

Heute sind alle TVs «smart» – was sich meistens in der Beigabe von Apps wie YouTube & Co. äussert. Dieses Beigemüse ist unwichtig, wenn Sie andere Geräte angeschlossen haben, die ebenfalls mit Apps umgehen können. Dazu zählen Settop-Boxen wie Apple TV oder Nvidia Shield TV, aber auch die besseren Blu-ray-Player.
Ähnliches gilt für die Tuner, also die Empfänger des Fernsehsignals. Jeder bessere Fernseher bietet Tuner für DVB-C, DVB-S und DVB-T. DVB bedeutet Digital Video Broadcasting, also die digitale Verbreitung des Signals. Das «C» steht dabei für Cable (Kabelfernsehen), das «S» für Satellit und das «T» für terrestrisch, also für den Empfang via Antenne, was in der Schweiz allerdings unüblich ist. Achten Sie darauf, dass für Ihren Empfangsweg mindestens zwei Tuner vorhanden sind: einen, um das aktuelle Programm zu sehen, und einen weiteren, um eine andere Sendung aufzuzeichnen. Allerdings sind diese Tuner so überflüssig wie ein Kropf, wenn Sie das Fernsehprogramm über die Settop-Box des Providers empfangen, also zum Beispiel über Swisscom-TV.

Grösse

Ein grosses Bild gibt mehr her, das ist unbestritten. Wenn es die Verhältnisse an der Wand zulassen, sollten Sie ein Gerät wählen, das eine Stufe grösser ist, als Sie sich eigentlich vorgestellt haben – also zum Beispiel 65 Zoll statt 55 Zoll. Sie werden sich schnell und gerne daran gewöhnen.
Tipp: Schliessen Sie beim Kauf eine Garantieverlängerung mit Pick-up-Service ab – das heisst, im Reparaturfall wird der Fernseher abgeholt und zurückgebracht. Stellen Sie sich einfach vor, wie Sie Ihren 65-Zöller eigenhändig ins Auto packen und zum Händler fahren müssten – das hilft bei der Entscheidung enorm.
Tags: OLED



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