Feature Phones 08.09.2015, 15:42 Uhr

Seniorenhandys: Hightech mit Verzögerung

Die Auswahl an Seniorenhandys nimmt zu, doch Smartphones für die Zielgruppe sind immer noch selten - auch wenn die Nachfrage immer weiter steigt.
Älteres Ehepaar macht Selfie mit Smartphone
(Quelle: www.shutterstock.com/Monkey Business Images)
Lange galten Senioren als die anspruchslosesten Handy-Nutzer, was die technische Ausstattung ihrer Geräte betraf: Megapixel-Fotos, Touchscreens, Web-Zugang, schnelle Daten oder gar ­Smartphones spielten keine Rolle. Die auf das Segment spezialisierten Hersteller setzten dagegen auf grosse Tasten und üppige Schriften im Display.
Das ändert sich jetzt: Neben einigen wenigen Smartphones werden auch die „normalen“ Handys immer besser ausgestattet, vor allem was Kameras und Speicherkarten-Slots betrifft. Denn Hersteller wie Emporia erkennen zunehmend einen Bedarf für bisher auf Senioren abzielende Feature Phones auch bei jüngeren Käufern oder als Zweitgerät und sogar im B2B-Segment, zumal sich fast alle grossen Hersteller in Deutschland nur noch auf die lukrativen Smartphones konzentrieren und so eine Markt­nische für die kleineren Anbieter öffnen. Damit verschwimmen bei den Feature Phones immer mehr die Grenzen zwischen den Zielgruppen.
Einige der Seniorenhandy-Schmieden setzen aber zusätzlich auf Smartphones. Den Königsweg für diese Produkte haben die Hersteller aber offenbar noch nicht gefunden, denn die wenigen aktuellen Konzepte variieren doch deutlich. Einigkeit herrscht nur über die Grundvoraussetzungen.
So sagt Sven Elvert, Vertriebsleiter bei Olympia Business Systems: „Die Geräte müssen leicht zu bedienen sein und auf komplizierte Anmeldeverfahren oder Updates verzichten.“ Spezielle Lösungen bestehen oft aus eigenen vereinfachten Benutzeroberflächen und Apps, die über Android gelegt werden. Emporia geht noch weiter und spendiert seinem ersten Smartphone, das kürzlich in den Verkauf ging, eine physische Zifferntastatur, die als Bedienhilfe über dem Touchscreen platziert werden kann.
Doch nicht alle Anbieter sind vom dauerhaften Erfolg spezieller Senioren-Smartphones überzeugt: „Die 50- bis 60-Jährigen stellen heute nahezu gleiche Anforderungen an ein Mobiltelefon wie die jüngere Generation und nutzen Smartphones. Mit fortschreitendem Alter der Verwender reduziert sich der Wunsch nach üppiger Ausstattung auf das reine Telefonieren“, sagt Manfred Zinnow, Geschäftsführer von Audioline.

Ein schwieriges Feld

Ähnlich sieht dies Helge Riis, Produktmanager bei Tiptel: „Spezielle Smartphones für Senioren werden auch zukünftig eher eine untergeordnete Rolle im Markt übernehmen.“ Stattdessen würden eher spezielle Apps für die Zielgruppe gefragt, die auf den bestehenden Plattformen laufen können.
Francois Jacob, General Manager DACH & Osteuropa bei Doro:"Das Segment der Seniorenhandys entwickelt sich im zweistelligen Prozentbereich nach oben."
Quelle: Doro
Denn die Senioren von morgen werden jene sein, die heute meist schon Smartphones nutzen und mit der grundsätzlichen Bedienung und dem Konzept von Apps vertraut sind. Allerdings rücken mit zunehmendem Alter dann physische Funktionen wie lautere Töne, Hörgerätekompatibilität oder grössere Tasten in den Mittelpunkt, für die speziell konstruierte Produkte nötig sein werden.
Die Zielgruppe der Senioren bietet also noch viel Potenzial, gerade auch für den stationären Fachhandel, dessen Beratungskompetenz alle befragten Hersteller unterstreichen. François Jacob, General Manager DACH & Osteuropa beim Marktführer Doro: „Der Gesamtmarkt für Mobiltelefone schrumpft seit 2014, doch das Segment der Seniorenhandys entwickelt sich im zweistelligen Prozentbereich kontinuierlich nach oben. Die Aussichten, dass dies auch in Zukunft so bleibt, sind durch den demografischen Wandel und die noch geringe Sättigung begründet.“




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