Rückblick
06.12.2017, 09:50 Uhr

Das waren die grössten Tech-Flops des Jahres

Das Ende von Windows 10 Mobile und das schleppende Smartwatch-Geschäft: Der PCtipp blickt zurück ins vergangene Jahr und zieht Bilanz. Das waren die grössten Tech-Flops des Jahres.
Meist sterben neue Gadgets, die Anfang Jahres in der Wüstenstadt Nevada an der Consumer Eletronics Show gezeigt werden, schon vorher einen frühen Tod, wenn die Innovation nicht ersichtlich ist. Und das gilt nicht nur für Hardware, sondern auch für Software und Dienste. Das Jahr 2017 war tatsächlich nicht nur von technischen Highlights gesegnet. Wir blicken zurück auf die grössten Tech-Flops des letzten Jahres.

Das Ende von Windows 10 Mobile

Der Windows-Chef hat es im Oktober erstmals selber bestätigt. Microsoft wird keine Hardware und Funktionen mehr für Windows 10 Mobile herausbringen. Damit ist leider das Ende das Windows-Smartphone-Betriebssystem besiegelt, denn Redmond hat es auch nie geschafft, genügend App-Entwickler zu gewinnen. Analog zu Windows 10 wird es daher nur noch Sicherheitsupdates und Bugfixes geben. Wann der Support endet, liess Microsoft offen. Es ist schade, dass es überhaupt so weit kommen musste, denn mit nur zwei verbleibenden Playern (Android und iOS) ist auch weniger Konkurrenz vertreten. Wenn man frühere Andeutungen von Satya Nadella und Insidern wie Mary Jo Foley entsprechend auslegen will, besteht noch eine letzte Hoffnung, wenn Microsoft ein vollständig wandelbares Windows 10 alias «AndromedaOS» herausbringt, das im Kern direkt auf verschiedenen Geräten läuft. So wäre Microsoft zumindest in der Lage, ein volles Windows nachträglich auf die Bedürfnisse jedes Geräts anzupassen, statt ein mehrklassiges System immer wieder von Grund auf umzukrempeln. Microsoft hat jedenfalls den Support für mobile Qualcomm-Snapdragon-Prozessoren bereits angekündigt.
Ein jähes Ende für Windows 10 Mobile? Es gibt noch eine Hoffnung ...
Quelle: Microsoft

Die Smartwatch muss sich neu erfinden

Hat die Tech-Branche die Smartwatches schon längst aufgegeben? Sicher ist: Der Markt entwickelt sich nach wie vor nur schleppend und wird von wenigen Grössen wie Apple, Samsung und den Fitness-Tracking-Anbietern dominiert. Da war im März bei uns die Hoffnung gross, als die LMV-Gruppe mit Tag Heuer im malerischen Brunnen eine erste vollständig modulare Smartwatch vorgestellt hat, bei der sich praktisch alle Teile inklusive der Smart-Komponente jederzeit nach Belieben gegen traditionelles Material austauschen liessen. Dabei hielt der Akku der 1700-Franken-Smartwatch in unserem Test nicht knapp einen Tag durch.
Modulare Konzepte sind schön und gut, helfen aber der Smartwatch-Branche nicht aus der Patsche
Quelle: sgr / nmgz
Und dann war da noch Pebble, ein eigentlicher Smartwatch-Pionier, der zuletzt von Fitbit für ein paar Milliönchen aufgekauft wurde. Überhaupt war bis Ende Jahr wenig passiert. Es gab eine Huawei Watch 2, es gab eine Gear S3 und weitere Nachfolgeprodukte. Die Mikrofone und die Akkulaufzeit werden zwar besser und die Fitnessprogramme vielseitiger. Aber selbständiger sind die Smartwatches noch lange nicht. Wir finden: Es braucht neue Software-Konzepte, sparsamere Chips und – vor allem – noch mehr Schweizer, die Mut für neue Innovationen beweisen.

Vereitelbare NSA-Geheimhaltungslücke

Der Krypto-Trojaner «WannaCry» schlug im Mai 2017 wie eine Bombe ein, kaperte Rechner, blockierte Anzeigetafeln der Bahn und sorgte sogar dafür, dass britische Patienten von Krankenhäusern verwiesen wurden. Dabei nutzte der Verschlüsselungstrojaner eine jahrelang existierende Lücke. Microsoft hat erst im März ein Sicherheitsupdate nachgeliefert – aber war überhaupt nur Microsoft schuld? Sind Nutzer schuld?
WannaCry: Dieser Krypto-Trojaner schlug hohe Wellen und sorgte in der ganzen Welt für Aufregung
Quelle: securelist.com
Pikant an der ganzen Geschichte ist vor allem die Herkunft des üblen Trojaners, denn verantwortlich für das Durchsickern der gefährlichen Software ist eine NSA-nahe Gruppe. Geheimdienste liessen also nicht nur den Exploit-Code zu einer Sicherheitslücke entwickeln, sondern hielten auch die ihnen zugrunde liegenden Lecks über Jahre hinweg geheim. Man stelle sich nun einmal vor, die Demokratie eines Landes kippt, während der ganze Staat die volle Kontrolle über alle Aktivitäten der Bürger erlangt. Aus diesem Missgeschick sollten sowohl die Software-Anbieter als auch die Geheimdienste ihre Lehren ziehen.

Die Chancenlosigkeit von Swisscom iO

Am 31. August 2017 wurde Swisscoms Kommunikations-App iO der Stecker gezogen. Man habe es laut Swisscom mit dem 2013 lancierten Eigen-Messenger zu schwer gehabt, gegen etablierte Kommunikations-Apps wie WhatsApp anzukommen. Begrüssenswert ist zwar Swisscoms Mut, ständig Neues zu probieren, da Innovation bekanntlich den Markt belebt. Allerdings hatte es Swisscoms Lösung schwer gegen die Konkurrenz. Klar, hatte der Telko-Riese ein paar Trümpfe im Ärmel: Einerseits konnte man direkt aufs Schweizer Telefonnetz telefonieren, andererseits wurden die Daten auf Swisscom-Servern gehortet und nicht irgendwo im Ausland gelagert. Vielleicht gab es einzelne Anwender, die mit iO gerne vom Ausland gratis auf sämtliche Schweizer Netze telefonierten. Aber auch bei der Sprachqualität haben andere Messenger wie WhatsApp schon längst aufgeholt. Zudem gibt es einige Alternativen wie Signal, die auf Open-Source setzen und sehr viel Wert auf Verschlüsselung legen.
Eine Kommunikations-App weniger: Swisscoms iO wird nicht mehr weiterentwickelt
Quelle: Swisscom

Das Verschwinden des Tablets

Es zeichnet sich ab: Das klassische Tablet als solches wird langsam obsolet und ersetzbar durch Phablets und neue Convertibles. Denn: Was war eigentlich im 2017 bei den Tablets los? Das neue iPad 2017 war mehr oder weniger ein Abklatsch des Vorgängers und mit dem A9-Prozessor bestenfalls ein Leistungs-Upgrade. Auch das bessere iPad Pro 12.9" ist zwar eines der besten Tablets der Welt und kann mit bei der Stifteingabe mit einer beeindruckend flüssigen und gleichwohl präzisen Arbeitsweise überzeugen. Und sonst? Eigentlich hatte nur Samsung ein neues Galaxy Tab S3 mit einer 9,7-Zoll-Diagonalen zu bieten. Derweil zeichnet sich ab, dass der Phablet-Absatz bei Smartphones mit einer Diagonalen 5,5 Zoll und 7 Zoll gemäss Analysten von IDC in den kommenden Jahren im Schnitt um 18 Prozent zulegen wird. Bereits 2019 werden sich demnach bei kleineren Smartphones weniger Käufer finden. Interessant ist gleichzeitig der Convertible-Trend: Während unserer Notebook-Tests und Kaufberatungen fiel uns auf: Es gibt immer mehr gute flexible Allrounder mit Stift- und Touch-Funktion ab 1000 Franken.




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