Funkmeldeempfänger 11.10.2019, 10:05 Uhr

In der Schweiz werden Pager noch immer genutzt

Wer Pager noch kennt, erinnert sich vermutlich an das Piepen und dunkle schmale Displays, die nur wenig Text anzeigten. In der Schweiz werden Funkmeldeempfänger noch immer genutzt und stetig weiterentwickelt.
(Quelle: Swissphone)
Japan hat nach einem halben Jahrhundert kürzlich seinen letzten Paging-Dienst abgestellt. Wir blickten etwas nostalgisch zurück, doch in der Schweiz sind Pager noch immer in Betrieb: zum Beispiel Feuerwehren verfügen zwar über moderne Alarmsysteme, aber ein Alarm erreicht die Angehörigen nicht nur via Telefon/Handy, sondern eben auch via Funkrufempfänger/Pager, wie swissfire.ch schreibt.
Beispielsweise bei der Firma Swissphone Wireless AG mit Hauptsitz in Samstagern (ZH) sind Pager sozusagen ihr täglich Brot. Swissphone ist einerseits schweizweit für ein Paging-Funknetz verantwortlich. Damit sollen Rettungskräfte so schnell wie möglich alarmiert und mobilisiert werden können. Andererseits entwickelt und baut es auch die Endgeräte (Pager) in der Schweiz.

Pager: Analog vs. digital

Als Paging oder Funkruf bezeichnet man die gezielte Alarmierung von einzelnen Personen oder Gruppen mittels Meldeempfängern – auch Pager genannt. Die Pager empfangen Signale von analogen oder digitalen Funknetzen. Werden die Rettungskräfte via analoge Funkmeldeempfänger kontaktiert, werden Informationen per Sprachdurchsage übermittelt. Digitale Funkmeldeempfänger zeigen Nachrichten als Textanzeige auf einem Display an oder werden heutzutage vom Pager vorgelesen.
Doch warum Pager nutzen in einer Zeit, in der die meisten Menschen ein Smartphone auf sich tragen? Die Empfangsfrequenz eines Pagers ist tiefer als jene eines Handys. Das bedeutet, dass die Gebäudedurchdringung besser ist. An Orten, an denen man mit einem Handy keinen Empfang hat, kann jemand via Pager dennoch kontaktiert werden.

Funkmeldeempfänger aus der Schweiz

Ein kleines Stück Schweizer Pager-Geschichte am Beispiel der Swissphone Wireless AG
Quelle: Swissphone/Screenshot
Swissphone Wireless AG feiert heuer 50-jähriges Bestehen. In einem Sonderheft blickt das Unternehmen auf die eigene Geschichte und somit auch auf jene von Funkmeldeempfängern zurück. Im Jahr 1970 stellte Swissphone den ersten Pager mit Stimmgabelfiltern her. Nach Firmenangaben war dies der erste Grossauftrag für das damals junge Unternehmen mit über 1000 Pagern für die Feuerwehralarmierung in Deutschland.
2009 wurde ein SOS-Notrufsystem eingeführt, welches aus SOS-Portal und dem Personennotrufgerät Swissphone Trio bestand. Ein Jahr später wurde der Hurricane Duo präsentiert, der erste Meldeempfänger, der gleichzeitig sprechen und Text anzeigen konnte. Fünf Jahre später wurde der s.QUAD lanciert, ein Pager mit «funktionalem Design, hervorragendem Empfang» und wasserdichtem Gehäuse.
Jubiläum-Gehäuse zum 50-Jahre-Firmen-Jubiläum: s.QUAD X35
Quelle: Swissphone
Das Pager-Angebot 2019 passt sich den aktuellen Bedürfnissen an. Beispielsweise der derzeitige s.QUAD ist für eine simple Bedienung konzipiert, ist robust, hat eine hohe Batterielaufzeit und eine BLE-Schnittstelle (Bluetooth Low Energy) für eine App.
Der RES.Q hat ein integriertes Mobilfunk-Modul (neu: LTE). Positionierung ist dank GPS möglich und am Gerät befindet sich eine Notruf-Taste.
Der heutige Swissphone Trio wurde für Alleinarbeiter konzipiert. Wenn ein Mitarbeiter verunfallt, erkennt der Pager z.B. anhand der Fall-Detektion einen Sturz oder durch die sogenannte Totmann-Detektion, wenn jemand am Boden liegt und sich nicht mehr bewegt.

So geht Alarmierung heute

Beispielsweise bei einem Brand wurden schon früher diverse Feuerwehrleute angepiept. Wie viele Feuerwehrleute dann schliesslich am Brandort eintrafen, wusste man nicht so genau.
Wer via Funkmeldeempfänger kontakiert wird, kann heute eine Rückmeldung geben
Quelle: Swissphone
Heutzutage empfangen Pager Meldungen einerseits auch bei einem Wegfall eines Senders, was die Servicequalität erhöht. Andererseits empfangen durch das Broadcasting-Verfahren viele Pager eine Meldung zeitgleich. Neu ist, dass Rettungskräfte bei einer Alarmierung am Endgerät eine Rückmeldung geben können, ob sie verfügbar sind. Dabei handelt es sich um Standard-Antworten – beispielsweise «Ich komme» oder «Ich komme nicht»–, es soll ja schnell gehen.
Doch dies ermöglicht eine genauere Planung, da die Einsatzleitung allenfalls weitere Einsatzkräfte verständigen kann. Verfügt ein Modell über GPS-Erkennung, können Rettungskräfte anonym lokalisiert und somit ihre Entfernung zum Einsatzort bestimmt werden.

Funkrufnetze in der Schweiz

Swissphone betreibt schweizweit das Telepage-Funkrufnetz. Aufgrund der verwendeten Frequenzen können Paging-Meldungen laut Swissphone auch in topografisch schwierigem Gebiet und teilweise (ohne Repeater) bis in die Untergeschosse empfangen werden. Das Telepage-Funkrufnetz wird hauptsächlich von Blaulichtorganisationen und für zeitkritische Anwendungen in Industrie und im Dienstleistungssektor eingesetzt.
So funktioniert das Telepage-Funkrufnetz
Quelle: Swissphone/Screenshot
In europäischen Ländern (z.B. Deutschland, Frankreich, Österreich, Italien) sowie weltweit (z.B. USA) baut das Unternehmen digitale Alarmierungsnetze für kleine und grosse Regionen. Nach eigenen Angaben hat Swissphone mehr als 300 Alarmierungsnetze weltweit geplant und umgesetzt.



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