E-Autos, Prozessoren, Digital Health 15.01.2023, 11:42 Uhr

CES 2023: Der Rückblick aus Schweizer Sicht

Smarte Autos, Gadgets bis hin zur klassischen Hardware: Nach zweijähriger Pandemie-Pause öffnete die weltgrösste Elektronikmesse CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas ihre Pforten. Zeit für ein Resümee aus Schweizer Sicht.
(Quelle: CES Association)
Am Start der wichtigsten Leitmesse für Unterhaltungselektronik, die vom 5. bis 8. Januar in Las Vegas stattfand, waren neben rund 1000 Start-ups auch Branchenriesen aus dem Autosegment (z. B. BMW, Mercedes, Volkswagen oder auch Volvo etc.) sowie Displayhersteller (Samsung, LG, Sony, Panasonic etc.). Daneben mischten aber auch klassische Hardwarehersteller der ersten Stunde, wie Intel oder AMD kräftig mit, und präsentierten ihre neuen CPUs. PCtipp nimmt die drei grossen Trends der CES 2023 – E-Automobilität, Gesundheitsprodukte und klassische Hardware – unter die Lupe, und zeigt die Chancen für einen Erfolg am Markt.

Trend 1: E-Automobilität

Gerade die Autobauer sind es, die die Consumer Elektronics Show neu für sich entdeckt haben. Und das kommt nicht von ungefähr: Gerade ihre «Hardware» wird pausenlos von Innovationen und Technologien geflutet. Und sogar klassisch orientierte Hardwarehersteller wie Qualcomm oder auch Sony dringen mit voller Wucht in den Automobilsektor ein. Der Reihe nach:
BMW iVision Dee: die Frontscheibe ist Kommunikationszentrum
Quelle: BMW
iVision Dee:
Die Bayerischen Motoren Werke, kurz BMW, haben auf der Messe nicht nur ihr neues vollelektrisches Auto, den iVision Dee (Digital Emotional Experience) als Mittelklasse-Limousine vorgestellt. Vielmehr geht es dem Premium-Hersteller aus Deutschland ums Interieur: Der sogenannte Head-up-Bildschirm des Autos nimmt praktisch die gesamte Frontscheibe in Beschlag. Wichtige (Strassen-)Infos, aber auch alles Andere (Tachometer etc.) wird direkt auf die All-for-One-Scheibe visuell übertragen.
Der VW ID.7 schafft bis zu 700 Kilometer
Quelle: VW
VW ID.7:
Weiteres Highlight kam von Volkswagen. Ihr VW ID.7 soll mit einer vollen Akkuladung bis zu 700 Kilometer weit fahren, und, was wohl genauso wichtig ist, bereits im zweiten Quartal 2023 verkauft werden. Mercedes zeigte ihr zu 100 Prozent elektrifiziertes Modell EQXX. Viel wichtiger war allerdings die Botschaft für die Versorgung von E-Autos. Man arbeite «mit Hochdruck an einem Schnellladenetz in Amerika, China respektive Europa». Insgesamt, so Mercedes weiter, sollen «über 10'000 Ladeeinheiten in Kooperation mit dem amerikanischen Spezialisten MN8 entstehen, und so für eine flächendeckende Ladeinfrastruktur sorgen.»
Sony/Honda mischen mit dem Afeela in der Autobranche mit
Quelle: Sony
Afeela-Auto:
Mit Sony gab zudem ein IT-Urgestein im Automobilmarkt sein Stelldichein. So will der japanische Multimedia-Hardwarespezialist schon 2026 zusammen mit Honda Elektroautos vom Stapel laufen lassen. Und einen Namen hat man auch schon: Die entsprechenden Autos sollen dabei auf den Namen «Afeela» hören. Insgesamt sorgen 45 Kameras sowie eine Vielzahl an Sensoren für autonomes Fahren. Als Dreh- und Angelpunkt setzt Afeela auf einen Qualcomm-Chip, der das Auto mit der nötigen Rechenpower versorgt.

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Autos mit rein alternativem Antrieb werden sich über kurz oder lang durchsetzen. Wann genau ist allerdings noch nicht ausgemacht. Wichtig sind Reichweite, ein flächendeckendes Ladenetz und ein hoher Komfort – genauso wie man es von Benzinern respektive Dieselmodellen gewohnt ist. Grosse Chancen sich durchzusetzen haben folglich Hersteller, die ein möglichst schlüssiges Konzept aus Infrastruktur, Technologie und nicht zuletzt auch beim Preisgefüge ihrer Modelle bieten können. Nebst Tesla sind auch die deutschen und japanischen Autos, die eine sehr hohe Innovationskraft in den genannten Teilsegmenten besitzen, treibende Kraft. Dem Käufer kanns nur recht sein, Konkurrenz belebt das Geschäft.

Trend 2: Gesundheitsprodukte und Smart Home

Die CES 2023 hat sich auch dem Gesundheitstrend und Megathema «Digital Health» verschrieben. Festmachen konnte man dies an verschiedenen innovativen Produkten, die die Hersteller auf den Ständen zeigten. Der Unterschied: Die Technologie will die Gesundheits-Infrastruktur personalisieren und dadurch verbraucherorientiert optimieren. Geräte, die den Gesundheitszustand/das Wohlbefinden einer Person überwachen, stehen nicht mehr für sich alleine da, sondern sind Bestandteil von Smart-Home-Geräteparks oder auch in Wearables integriert, die wiederum in einer dahinter liegenden Infrastruktur integriert sind. Denkbares Szenario: Freunde, Bekannte, aber auch Gesundheitspersonal, sprich Ärzte, können hierauf zugreifen und im Ernstfall schnell helfen.
U-Scan als WC-Gesundheitslabor
Quelle: Withings
U-Scan:
Der französische Hersteller Withings zeigte neben seiner bekannten Gesundheitsuhr ScanWatch und diversen smarten Körperwaagen mit «U-Scan» ihr neustes Health-Care-Produkt. Dabei handelt es sich um ein Mini-Gesundheitslabor, das sich in jede Toilettenschüssel einhängen lässt. Wenn man nun darauf pinkelt, führt U-Scan mithilfe von Analyse-Kartuschen eine Biomarker-Bewertung des Urins durch. Die Informationen werden mit der Withings-Health-Mate-App synchronisiert und können dort analysiert respektive weitergeleitet werden.  
Bis ans Limit: Alphabeats soll vorhandene Kräfte freisetzen
Quelle: Alphabeats
Alphabeats:
Höchstleistung durch einen «hohen» Flow-Zustand verspricht hingegen das Gesundheitstechnologieunternehmen «Alphabeats». Auf der CES 2023 wurde ihr gleichnamiges «Alphabeats» lanciert. Dabei handelt es sich um ein Stirnband, das die Gehirnaktivität überwacht sowie auch Musik verwendet, um Sportlern zu helfen, in den sogenannten Flow-Zustand zu gelangen. Hintergrund: «Flow» ist durch Alpha-Gehirnwellen gekennzeichnet und wird häufig mit hoher Leistung in Verbindung gebracht. Alphabeats, so der Hersteller, ist mit EEG-Sensoren ausgestattet und verwendet musikbasiertes Biofeedback, um das Gehirn anzuregen, und so eine höhere Alpha-Gehirnwellenaktivität (als normal) zu produzieren.
LG Styler Shoe Care hält die Schuhe frisch
Quelle: LG
LG Styler Shoe Care:
LG Electronics hat hingegen für Sneakerfans etwas Besonderes vorgestellt, und zwar den «LG Styler Shoe Care». Die stylische Box nutzt die hygienische TrueSteam-Technologie von LG, um die Schuhe frisch zu halten. Man legt dazu die (benutzten) Turnschuhe in das spindähnliche Gerät. Danach kommen die TruSteam-Düsen zum Einsatz, die die Schuhe einsprühen und damit den entstandenen Geruch entfernen.
Heybike lanciert mit dem Tyson ein Falt-Velo mit E-Motor
Quelle: Heybike
E-Klapp-Velo:
Hersteller Heybike lancierte auf der CES 2023 mit dem Modell «Tyson» nicht nur ein faltbares Elektrofahrrad. Das Besondere ist das Uni-Body-Rahmenmaterial aus einer Magnesiumlegierung. Die Reifengrösse beträgt 4 Zoll, ferner sind eine hydraulische Vorderradfedergabel sowie ein 750-W-Motor integriert. Das Falt-Velo wird mit einem 48-V-15-Ah-Akku mit 720 Wh Kapazität geliefert. Laut Hersteller wird damit eine maximale Reichweite von 88 km erreicht. Das Fahrrad verfügt zudem über ein Diebstahlschutzsystem mit integriertem GPS.

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Produkte rund um Digital Health sind durchaus eine Bereicherung, vor allem dann, wenn sie wirklich was bringen. Sei es, um Leben zu retten oder auch mögliche Krankheiten frühzeitig zu erkennen. U-Scan ist da sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Ganz wichtig: Werden solche Hilfsgeräte eingesetzt, sollten die Ergebnisse aber immer engmaschig mit medizinischem/ärztlichem Fachpersonal kontrolliert respektive besprochen werden. Nur so lassen sich die Ergebnisse vernünftig einordnen.

Trend 3: Chips, Displays und Tablets

Fast schon traditionell: Chiphersteller AMD und Intel gewährten auf ihren CES-Veranstaltungen einen detaillierten Einblick anstehender Prozessoren. Samsung stellte sein neues OLED-Hybrid-Tablet vor, Displace TV zeigte einen komplett kabellosen OLED-TV.
AMDs Ryzen 7045er-CPU will in Notebooks mächtig Dampf machen
Quelle: AMD
Neue CPUs:
Besonderes Augenmerk legte AMD auf die neue Chipgeneration mit Zen4-Architektur und den entsprechend neuen Modellen Ryzen 7040 und 7045. Ryzen 7045 ist mit bis zu 16 Kernen ausgestattet und kommt auf eine maximale Frequenz von 5,4 GHz. Zudem gibt es einen 12-Core 7845, 8-Core 7745HX und 6-Core 7645HX. Diese erreichen Taktraten von 5,0 bis 5,2 GHz. Und: Mit Dells Alienware m16 sowie m18, sowie Asus ROG-Strix- und Lenovos Legion-Serie präsentierte man auch gleich drei Hersteller und Produkte, welche die neue AMD-Chipgeneration demnächst (ab Februar) intus haben werden.
Intel mit «Raptor Lake», der neuen CPU-Plattform
Quelle: Intel
Im Vergleich dazu vertraut Intel auf die neue 13. Generation ihrer Mobilprozessoren. Die unter dem Codenamen firmierenden «Raptor Lake»-Chips bieten bis zu 24 Kerne, werden aber wie die Vorgängervarianten in Effizienz- und Performance-Kerne gesplittet. Die Intel-CPUs sind in die Serien HX, H, P, U und N unterteilt. Wobei HX und H die leistungsfähigeren Prozessoren fürs Gaming und Co. benennt. Das neue mobile Spitzenmodell ist Intels Core i9-13980HX. Die CPU bietet 16 Effizienz- und 8 Performance-Kerne. Der Maximaltakt liegt bei 5,6 Gigahertz. Laut Intel bringt der Prozessor gegenüber dem Vorgänger-Chip 49 Prozent mehr Tempo bei Multitasking-Anwendungen. In Spielen bleiben davon immerhin noch bis zu 12 Prozent übrig.
Der kabellose OLED-TV von Displace TV
Quelle: Displace TV
Displace TV:
Der Hersteller Displace TV zeigte einen spannenden OLED-TV, der komplett kabellos ist. Der 55 Zoll grosse, 9 Kilogramm schwere 4K-Fernseher lässt sich mit zwei Saugnäpfen an einem Fenster befestigen. TV-/Videosignale werden über eine Box gestreamt, welche im Lieferumfang enthalten ist. Versorgt wird das OLED-Modell mit vier grossen Batterien, die sich auch während des Betriebes auswechseln lassen. Ist das Gerät pro Tag sechs Stunden im Betrieb, reicht die Laufzeit für rund einen Monat, so der Hersteller. Gesteuert wird der Fernseher per App, der Preis für einen TV inklusive Streaming-Box wird mit 3000 US-Dollar angegeben.
Samsungs Flex Hybrid OLED als Tablet-Laptop-Zwitter
Quelle: Samsung
Samsung Flex Hybrid OLED:
Noch komplett im Prototyp-Stadium befindet sich hingegen das Samsung Flex Hybrid OLED. Dieses soll sich wie ein Notebook zusammenklappen lassen, öffnet sich aber selbst und enthüllt ein Display in Tablet-Grösse. Durch das verschieb- und faltbare Design kann das OLED-Display zwischen 10,5- und 12,4-Zoll-Bildschirmgrösse wechseln.

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Prozessoren gehen immer. Dass AMD mittlerweile auf Augenhöhe (oder sogar teilweise über Intel) agiert, kann dem teilweise hochpreisigen Markt nur guttun. Ein OLED-Bildschirm ohne Kabel hat durchaus Potenzial, der Preis sollte sich aber ab offiziellem Verkaufsstart schleunigst gen Süden bewegen, sonst könnte der innovative TV schnell zu einem Ladenhüter degradiert werden. Beim Samsung Flex Hybrid sollte noch vor allem der Anwendungszweck spezifiziert werden. Faltbare Tablets/XXL-Smartphones gibt es schon. Eine echte Killerapplikation bisweilen allerdings noch nicht.



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