API-Integrationskontext 18.06.2016, 09:45 Uhr

Plattformen als Geschäftsmodelle der Zukunft

Viele Unternehmen nutzen Plattformen als Kern ihres Geschäftsmodells. Dabei wird der Nutzer selbst als Werterzeuger integriert. Dieser Ansatz soll nun auch den API-Integrationskontext revolutionieren.
(Quelle: ArchMan / Shutterstock.com)
Egal ob es um den Austausch von materiellen Gütern auf eBay, von virtuellem Content auf Youtube und Facebook oder von Standard-Dienstleistungen auf Uber und Airbnb geht. Noch nie zuvor hat es so viele Unternehmen gegeben, die eine Plattform als Kern ihres Geschäftsmodells nutzen. Der Plattform-Experte, Forscher und Berater Sangeet Paul Choudary hat dieses Geschäftsmodell in seinem Buch “Platform Scale” genau analysiert.
Airbnb: Der Dienst bietet Urlaubern und Vermietern eine Plattform für die Vermittlung von Ferienwohungen.
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Bis vor Kurzem haben Unternehmen nach dem traditionellen ‘Pipelines’-Geschäftsmodell agiert: ähnlich wie das Wasser seinen Weg durch eine Röhre findet, finden auch Verbrauchsgüter ihren Weg in die Hände der Konsumenten über Vertriebskanäle oder Lieferketten. Der Hypothese von Choudary nach wird allerdings dieses Geschäftsmodell durch das Plattform-Geschäftsmodell zunehmend ersetzt.
Im Gegensatz zu den ‘Pipelines’ zeichnen sich Plattformen dadurch aus, dass sie es ihren Nutzern ermöglichen, Werte selbst mit zu generieren und auszutauschen. So nehmen die Teilnehmer der Plattform sowohl die Rolle des Erzeugers als auch des Konsumenten ein.

Pipes vs. Plattformen

In dem traditionellen Geschäftsmodell wurden den Konsumenten die Artikel in einer sehr direkten Art und Weise geliefert, wobei die Rolle des Erzeugers ganz klar strukturiert war. Im Plattform-Geschäftsmodell können Konsumenten auch in die Rolle der Erzeuger eintauchen. Somit ist die Funktion der Plattformen, Wertschöpfung zu ermöglichen.
Im Grunde genommen ist dieses Wertschöpfungs-Modell das Ergebnis der disruptiven Technologien und der immer steigenden Verzahnung und Globalisierung der Welt. Noch nie zuvor war es so einfach für Unternehmen weltweit zu vertreiben. Der Besitzer eines kleinen Geschäfts in China kann jetzt zum Beispiel über Plattformen wie Alibaba einen Kundenstamm in den USA oder Russland erreichen, den er alleine nie hätte erreichen können. Das wird das Plattform-Geschäftsmodell auch die klassischen Pipelines früher oder später übertreffen oder gar ersetzen. Die Skalierbarkeit der Plattformen ist im Vergleich zu den vereinzelten Werteflüssen der ‘Pipes’ viel ungebundener, was eine signifikant höhere Wertschöpfung ermöglicht.

Plattformen im API-Integrationskontext

Im API-Kontext verspricht das Modell der Plattformen für geschäftliche Beziehungen bald genauso dominant zu sein wie es schon längst im B2C-Bereich ist. Von November 2012 bis Mai 2016 hat sich die Anzahl der öffentlichen APIs laut ProgrammableWeb von 5,018 auf 15,060 verdreifacht. Es ist nur logisch anzunehmen, dass es eine Unmenge an Integrationen für diese APIs gibt, die in isolierten Umgebungen ohne eines einheitlichen Frameworks gehostet werden und daher kaum wiederverwendbar und sehr umständlich zu verwalten sind.
Systemintegratoren und Software-Anbieter haben sehr lange nach dem traditionellen ‘Pipelines’-Geschäftsmodell ihre Kunden beliefert und dabei stets einen linearen ‘erstellen-und-liefern’-Ansatz verfolgt.
Allerdings ist ein solcher Ansatz in heutigen Zeiten von Cloud, SaaS, IoT, Big Data und Mobile für die sich rapide ändernden Geschäftsanforderungen vieler Kanäle wie z.B. der B2B Partner, Logistik oder des Geschäftsvertriebs einfach nicht flexibel genug. Es dauert zu lange, viele kleinere Integrationsprojekte durch die „Zentrale“ abwickeln zu lassen, während sie hier und jetzt benötigt werden. Dafür muss ein flacherer Ansatz für den Integrationsbedarf adaptiert werden; ein Ansatz der alle Beteiligten auf der Konsumentenseite mit einbezieht und es diesen ermöglicht, nicht nur als passive ‘Nachfrager’ sondern auch als aktive ‘Anbieter’ zu agieren.
In der praktischen Umsetzung bedeutet dies, dass Systemintegratoren, Software-Anbieter und IT-Abteilungen eine tatsächliche Plattform mit einem Framework und einer einheitlichen Infrastruktur nutzen sollten, anstatt auf vereinzelte Integrationslösungen zu setzen.

Plattform-Geschäftsmodell im B2B

Sangeet Paul Choudary fast das Konzept der Plattformen als Geschäftsmodelle in folgendem Satz zusammen: “Plattformen ermöglichen den Austausch der Wertgenerierung, indem die relevantesten Ressourcen der Anbieter in einem gewissen Ökosystem auf die Nachfrager, die diese Ressourcen brauchen, abgestimmt werden.”
Bis jetzt hat dieses Konzept hauptsächlich im B2C Bereich eine grossflächige Nutzung gefunden. Die beliebtesten Beispiele die hierzu immer genannt werden sind Uber oder Airbnb. Doch wenn wir den Einsatz des Plattform-Geschäftsmodells im API-Kontext betrachten möchten, kann das Plattform-Geschäftsmodell auch im B2B-Bereich erfolgreich funktionieren. Hierfür bietet die Integrationsplattform as a Service (iPaaS) ein optimales Beispiel dafür.
Eine Integrationsplattform as a Service ist nichts anderes als eine Middleware für die Anbindung unterschiedlicher Systeme, Software-Anwendungen und Datenbanken untereinander. Dies erfolgt in der Cloud als auch On-Premise und meist durch APIs. Im Gegensatz zu einer klassischen Middleware wie dem Enterprise Service Bus (ESB), der hauptsächlich nur innerhalb des Unternehmens eingesetzt wird, kann eine iPaaS über Organisationen und Unternehmen hinweg genutzt werden. Ausserdem bieten die meisten Integrationsplattformen vorkonfigurierte Schnittstellen-Vorlagen, Tools für die eigenständige Erstellung der Schnittstellen und – ganz wichtig – eine einheitliche Infrastruktur sowie ein Monitoringsystem.
Für Systemintegratoren und Software-Anbietern kann eine solche iPaaS zur Verfügung gestellt werden, um beispielsweise die sich meist wiederholenden Integrationsszenarien als Standartlösungen zu konfigurieren und sie an die verschiedenen Projekte entsprechend anzupassen anstatt immer wieder neue Lösungen zu erstellen. IT-Abteilungen in Grossunternehmen können darüber hinaus ihre eigenen Schnittstellen und fertige Integrationslösungen erstellen, auf der iPaaS hosten und für andere Abteilungen, B2B Partner, Entwicklungs-Teams oder weniger technisch versierte Mitarbeiter zur Verfügung stellen.
Gleichzeitig aber können Systemintegratoren, Software-Anbieter und IT-Abteilungen eine Integrationsplattform as a Service dafür nutzen, um Integrationsmarktplätze aufzubauen. Somit können sie Integrations-Ökosysteme für Konsumenten schaffen und dieser Gruppe ermöglichen, bei Bedarf ihre eigenen Integrationslösungen zu erstellen. Mit anderen Worten, so machen sie ihre ‘Konsumenten’ zu ‘Erzeugern’, ganz im Sinne des Plattform-Geschäftsmodells. Selbstverständlich bedeutet dies anfangs einen grösseren Aufwand. Doch dieser Ansatz würde sich dadurch auszahlen, dass ein erheblicher Teil an Integrationsarbeit an die Nutzer übergeben werden kann, während die IT lediglich das Monitoring übernimmt und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren kann.



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