YesWeHack, BullGuard, ForgeRock, Onfido, Lucy Security, Malwarebytes 30.11.2020, 10:29 Uhr

Security-Prognosen für 2021

Kurz vor dem Jahresende lohnt sich im Bereich Security ein Blick auf das neue Jahr 2021. Die Experten von sechs Security-Unternehmen prognostizieren neue Entwicklungen, damit sich Unternehmen und Privatpersonen fühzeitig vorbereiten können.
(Quelle: Schwartz Public Relations)

Rayna Stamboliyska (YesWeHack)

"Der digitale Wandel bedeutet noch mehr 'cloudification' sowie die Zunahme von konnektiven Geräten. Für Cyberkriminelle bieten sich somit immer mehr Angriffspunkte. Dadurch das sich auch 'Cybercrime-as-a-service' immer mehr professionalisiert, werden auch die finanziellen Verluste für Unternehmen aller Grössen und Branchen erheblich zunehmen. Aber immer noch basieren Sicherheitsprüfungen überwiegend auf Penetrationstests am Jahresende oder automatisierten Schwachstellen-Scans. Was ist daher zu tun? Kein Produkt wird jemals frei von Sicherheitsschwachstellen sein. Sie aufzudecken ist daher der schnellste Weg, sie zu beheben. Um Cybersicherheitsprobleme aus den 2020er Jahren auch mit Methoden aus den 2020er Jahren zu bekämpfen, müssen Unternehmen auf innovative Ansätze für das Schwachstellenmanagement setzen."

Stefan Wehrhahn (BullGuard)

"Auch im kommenden Jahr werden viele Menschen im Home Office arbeiten. Deshalb bleiben die damit verbundenen, zusätzlichen IT-Security-Risiken bestehen. Nicht nur das Unternehmen selbst, sondern jeder einzelne Mitarbeiter ist jetzt ein potenzielles Angriffsziel. Vor allem Phishing-Mails und fingierte Webseiten sind derzeit besonders oft zu beobachten. Diese Bedrohungslage ist jedoch gerade vielen kleineren Unternehmen nach wie vor nicht ausreichend bekannt. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten eine wirksame Security-Software auf jedem Mitarbeitergerät sowie die Sensibilisierung der Mitarbeiter und die Nutzung eines VPNs Standard sein. Mittlerweile gibt es auch speziell auf kleine und mittlere Unternehmen zugeschnittene Lösungen – kostengünstig und einfach zu verwalten."

Ben Goodman (ForgeRock)

"Jetzt, da KI weiter verbreitet ist, werden böswillige Akteure versuchen, Daten zu 'vergiften'. 2021 werden wir eine zunehmende Zahl von 'Data Poisoning'-Angriffen sehen, da immer mehr Organisationen KI-Plattformen in ihren Systemen einsetzen. Bereits in den vergangenen Jahren haben böswillige Hacker entdeckt, dass sie KI- und maschinelle Lernsoftware angreifen können, indem sie die KI mit unzulässigen Daten füttern, um sie zu negativen und/oder ungenauen Ergebnissen zu veranlassen. Wir gehen davon aus, dass dies 2021 und in den folgenden Jahren zu einem immer wichtigeren Thema wird. Böswillige Akteure können der KI-Software ein Bild innerhalb eines anderen Bildes zuführen, das das Gegenteil von dem tut, was die KI eigentlich tun soll, so dass es den Algorithmus vergiftet.Wird die KI beispielsweise zur Betrugserkennung verwendet, können Hacker Daten zuführen, die die Software unfähig machen, die betrügerische Aktivität zu erkennen. Viele Sicherheitsplattformen verwenden KI und maschinelle Lerndaten, um Cyberattacken zu erkennen, indem sie Anomalien in vorhandenen Daten identifizieren, so dass dies eine beträchtliche Bedrohung darstellt, die ihre Erkennungsmethoden möglicherweise aus der Bahn werfen könnte. Nächstes Jahr könnte es notwendig werden, eine separate KI zu verwenden, um Integritäts- und Sicherheitsprüfungen an Daten durchzuführen, die von der ursprünglichen KI-Software gesammelt wurden."

Oliver Krebs (Onfido)

"Nutzer, die sich für einen neuen Onlinedienst anmelden, legen jedes Mal ihre persönlichen Daten offen. Sie geben ihre persönlichen Daten wie Geburtsdatum, Adresse und Zahlungsdetails an verschiedene Datenbanken weiter. Damit erhöht sich exponentiell das Risiko, dass sie durch Datenverstösse Opfer von Identitätsbetrug werden könnten. Zentralisierte Datenbanken haben daher ausgedient, denn sie bieten keine Benutzerkontrolle und beinhalten die Gefahr, dass Dritte auf diese Informationen zugreifen. Eine dezentralisierte Lösung hingegen bietet einen One-Touch-Zugang und ermöglicht es Nutzern, die eigene rechtliche Identität zu besitzen und zu kontrollieren. Onlinedienste, die nicht auf dezentrale Lösungen für die Identitätsverifizierung umsteigen, werden es künftig schwer haben."

Palo Stacho (Lucy Security)

"Nächstes Jahr wird sich das Dilemma bezüglich Fake News weiter verstärken. Am Arbeitsplatz hat dies Folgen: Inmitten einer ungefilterten Informationsflut und widersprüchlichen Botschaften fällt es Angestellten zunehmend schwerer, sich zu orientieren und richtig von falsch zu unterscheiden. Zugleich steigt der Druck auf den einzelnen, keine Fehler zu machen. In vielen Fällen führt das zur Resignation: Security-Themen werden zur lästigen Pflicht, die man lieber an eine vermeintlich sichere technische Lösung abgibt. Der persönliche Beitrag jedes einzelnen Mitarbeiters zu mehr IT-Sicherheit im Unternehmen wird dabei vernachlässigt – und das, obwohl nach wie vor sind die meisten erfolgreichen Cyberattacken auf Social Engineering zurückzuführen sind.Für Unternehmen ist es daher noch wichtiger als bisher, Ihre Mitarbeiter nicht nur kontinuierlich für Security-relevante Themen zu sensibilisieren, sondern insgesamt auch den Druck herauszunehmen: Es gilt, eine offene, wertschätzende Unternehmenskultur zu etablieren, die vom konstruktiven Umgang mit Fehlern geprägt ist. Nur so kann es gelingen, Angestellten Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu vermitteln, was den Umgang mit Cybersicherheit angeht. Denn mit IT-Security verhält es sich ähnlich wie mit Sicherheit im Strassenverkehr: Es ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern vor allem eine Frage des Fahrers."

Pieter Arntz (Malwarebytes)

"Wir erwarten auch im kommenden Jahr wieder eine Vielzahl an Emotet-Angriffen. Trotz einer längeren Pause zu Beginn des aktuellen Jahres zählt Emotet nach wie vor zu den meistgefürchtetsten Bedrohungen. Die Schadsoftware verbreitet immer wieder geschickt Malware und Lösegeldforderungen. Sein Pendant Trickbot, ein Banking-Trojaner, dürfte ebenfalls wieder sehr aktiv werden. Um sich in punkto IT-Sicherheit vor Emotet und weiteren Cyberangriffen bestmöglich zu schützen, werden ein präventives Sicherheitskonzept und ein klar strukturierter Plan auch weiterhin essenziell sein – nur so können die möglichen Folgen eines erfolgreichen Angriffs minimiert werden. Hier sehen wir auch im neuen Jahr einiges an Handlungsbedarf."



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