Start-up vorgestellt 16.08.2016, 04:01 Uhr

Mit Emvolution eigene Daten kontrollieren

Emvolution bietet ein Plug-In für Browser, mit dessen Hilfe User ihre Nutzungsdaten kontrollieren können und die Industrie ihre Werbebotschaften noch gezielter aussenden kann.
Emvolution ist ein Plug-In für den Browser und hilft dabei, persönliche Daten zu kontrollieren
(Quelle: Screenshot)
Werbung kann ganz schön nerven im Internet: Vor allem wenn durch Retargeting zum dritten Mal das T-Shirt eingeblendet wird, das bereits im Schrank liegt oder das bereits als Kaufwunsch verworfen wurde. Fürs Retargeting arbeitet die Werbeindustrie mit den Nutzungsdaten von Internet-Usern, das bisher nicht wirklich eingelöste Versprechen lautet dabei: Gezielt nach Vorlieben und Interessen werben. Dafür und für mehr Funktionalitäten wird ständig beobachtet, wohin User surfen - ihr Kommen, Schauen und Gehen wird immer registriert, verfolgt und getrackt.
Nutzungsdaten sind das Gold der Digital-Wirtschaft. Und sie werden immer wertvoller und zahlreicher: Mit dem Internet der Dinge, in das Kaffeemaschinen, Zahnbürsten, Fitnessarmbänder und andere Alltagshelfer integriert werden, wächst der Datenberg eines Nutzers weiter an und werden noch mehr Vorlieben und Lebensweisen öffentlich. "Wer auf Facebook, Communities oder in Online Shops seine Daten angibt, tut das bewusst, die Daten verlieren aber nach einer Zeit ihren Wert. Der grosse Ärger aber ist das Tracking ohne Zustimmung - und das nimmt im Internet immer weiter zu", kritisiert Sebastian Wolfsteiner.
Zusammen mit Freunden und Studienkollegen hat der Wirtschaftsingenieur in München Emvolution.me gegründet. "Wir möchten Usern aufzeigen, wie viel ihre Nutzerdaten wert sind", erläutert Wolfsteiner das Ziel des Start-ups. "Er soll seine Privatsphäre schützen und von seinen Daten profitieren können." Setzt sich das System durch, will Emvolution.me mitverdienen.

Datenschutz durch ein Plug-In für den Browser

Das Münchner Start-up entwickelt Plug-Ins für Browser, mit denen sich die Bewegungen im Internet verschleiern und folglich steuern lassen. Die Plug-Ins für die meistgenutzten Browser, für Mozillas Firefox und Googles Chrome, verlassen Mitte August 2016 die Beta-Phase. Wer sich bei Emvolution.me registriert, kann in den Einstellungen des Plug-Ins bestimmen, welche Sites und Web-Dienste Nutzungsdaten aufnehmen dürfen und welche nicht. "Der Nutzer baut sich bei uns seine eigene Identität auf, kann hier seine Interessen eingeben und anpassen und regeln, welche Daten genutzt werden", so Wolfsteiner. "Er gewinnt die Hoheit über seine Daten zurück."
Nach dem Plan des Gründungsteams sollen so das Bewusstsein für Datenschutz wachsen, aber auch ein User-Werbenetzwerk und neue Loyality-Programme entstehen: Händler, Medien, Musik- und Spieleanbieter könnten beispielsweise mit Emvolution.me Verbraucher für die Einwilligung zum Tracken belohnen - langfristig hoffentlich nicht nur mit Geschenken und Punkten, sondern auch mit Geld: Denn Emvolution.me will beim Datendeal der Nutzer mit der Industrie mitverdienen. Noch finanzieren Business Angels und Investoren das Unternehmen.
Das Emvolution-Ziel: Nutzer können ihre Daten steuern und anreichern, Werbende können sie dafür belohnen und erhalten hochwertigere Daten. So können neue Loyalitäts-Programme entstehen.
Quelle: Emvolution.me
"Nutzungsdaten fallen immer an, aber heute herrscht keine Transparenz über die Nutzung", ärgert sich Wolfsteiner. "Mit unserem Plug-In kann die Identität bewusst gemanagt und Tracking geblockt werden." Noch werden die Nutzerdaten der bei Emvolution.me registrierten Nutzer auf den Servern des Start-ups gespeichert. Geplant ist aber, die Speicherung möglichst dezentral zu organisieren und sie in die Cloud oder auf die Festplatten der Emvolution-Mitglieder zu verlegen.
Werbungtreibende gehen bei Kooperationen mit Emvolution.me sicher, dass ihre Botschaften, Anzeigen und weiteres Werbeinventar gezielt verbreitet wird, auf tatsächliches Interesse stösst und damit auch die Qualität der Nutzungsdaten steigt.
"Das grösste Problem mit Werbeeinblendungen haben Verlage und Medienunternehmen, sie finanzieren damit ihre Inhalte und Angebote", stellt Wolfsteiner fest. Daher versucht das Gründungsteam besonders in dieser Branche sein neues System zu vermarkten. Auch Online Shops und erste Spieleanbieter zeigen Interesse, auch die Hersteller von Antiviren-Software könnten mit Emvolution.me ihre Programme erweitern und Nutzern einen höheren Mehrwert bieten. Ab Mitte August, wenn die erste Versuchsphase beendet und Emvolution.me verbessert wurde, will das Start-up mit seiner Vermarktung beginnen: Dann stellt sich heraus, ob diese Argumente Gehör finden.



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