Twitter und Periscope 02.11.2015, 12:08 Uhr

Wohin geht die Twitter-Reise?

Ist die Zeit von Twitter bereits abgelaufen oder hat die Übernahme von Periscope ein neues Zeitalter für den Kurznachrichtendienst eingeläutet?
Zwei Vögel zwitschern
(Quelle: shutterstock.com/graphic-line)
Der Mitbegründer von Twitter, Jack Dorsey, ist der neue CEO. Und Steve Ballmer, der ehemalige Microsoft-Chef, nutzt den Aktiensturz der Twitter-Aktie und kauft Anteile in Höhe von vier Prozent. Im Zuge der Umstrukturierung ­entlässt Twitter acht Prozent seiner Mit­arbeiter - das sind 336 Stellen.
Wer derzeit Neuigkeiten zu Twitter sucht, wird nicht nur in den Fach­medien, sondern auch in der Tagespresse fündig. Der Grund für die mediale Präsenz? Stellenabbau, Wechsel in der Führung, Wertverlust an der Börse. Jack Dorsey hat in den nächsten Monaten die Chance, die bestehenden Probleme zu beseitigen. Klar ist: Bei Twitter läuft nicht alles rund, aber auch nicht alles ist schlecht.

Breites Targeting-Portfolio mit In-App Advertising

Insbesondere die Targeting-Möglichkeiten auf Twitter sind für Publisher und ­Unternehmen aus der Marketing- und Tech-Branche interessant. Ihre Zielgruppe ist auf der Plattform sehr präsent. "Werbungtreibende erreichen auf Twitter eine ­Klientel, die sehr medienaffin ist und ­Multiplikatorenstatus geniesst", bestätigt David Eicher, Inhaber der Kreativagentur Webguerillas.
Die vorhandenen Optionen zur Eingrenzung der Zielgruppe sind vielseitig: von Follower-, über Geräte- und Keyword-Targeting bis hin zu Sprache und Geschlecht ist hier fast alles möglich. Im Gegensatz zu Facebook erscheint die Werbung auf Twitter unmittelbar im Newsfeed.
"Da die Werbeformate direkt in die organischen Inhalte einfliessen, ist Twitter besser aufgestellt als andere Plattformen, deren Anzeigen durch Adblocker unterdrückt werden können", erklärt Thomas de Buhr, Deutschlandchef des 140-Zeichen-Dienstes.
Weltweit gibt es im Oktober 2015 nach offiziellen Angaben 316 Millionen Nutzer, die mindestens einmal im Monat auf Twitter sind. Die Anzahl der ­lesenden, aber nicht registrierten User ist nochmals deutlich höher. Obwohl für den hiesigen Markt keine eigenen Zahlen ausgewiesen werden, können Advertiser "27,5 Millionen Menschen in Deutschland über Twitter-Werbeformate erreichen", ­erklärt de Buhr.
Thomas de Buhr
Thomas de Buhr, Managing Director bei Twitter Deutschland: "Pro Jahr setzt Twitter über eine Milliarde US-Dollar mit Werbung um."
Quelle: www.twitter.de
Wer auf die Twitter Audience Platform (TAP) zugreift, hat sogar die Chance, ­seine Botschaft rund 700 Millionen potenziell erreichbaren Nutzern zu verkünden. Über das TAP, ehemals Twitter Publisher Network, können Werbungtreibende ihre Zielgruppe über Twitter hinaus in Mobile Apps verfolgen. Konkret bedeutet das, dass zur Twitter-Reichweite noch Nutzer von Drittanwendungen hinzukommen. So lässt sich die Differenz zur Nutzerzahl erklären. Der Vorteil, so Eicher, liege einerseits in der Möglichkeit, die Reichweite stark zu steigern, andererseits in einem verhältnismässig niedrigen Cost per View.
Das gefällt auch Bastian Scherbeck. Er ist Managing Director Deutschland bei der Social-Media-Agentur "We are Social" in München. "Durch die breiten Targeting-Möglichkeiten kann In-App Advertising über das TAP sehr spannend sein."
Auch in puncto Nutzerbindung arbeitet Twitter massiv. Mit dem Format ­"Moments" hat der Dienst seinen Nutzern (bislang nur in den USA) ausserdem ein Tool zur Verfügung gestellt, das ihnen ­dabei hilft, Ordnung in den ungefilterten Nachrichtenstrom zu bringen. Das neue Tool ermöglicht es, gezielt den besten Twitter-Content zu bestimmten Themen oder Ereignissen zu finden und anschliessend zu filtern. "In einem nächsten Schritt werden diese passiven Nutzer", so hofft Thomas de Buhr, "in aktive Nutzer ­konvertiert."



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