Wanna Cry 14.05.2017, 22:57 Uhr

Experten befürchten neue Angriffe nach Stopp der Cyber-Attacke

Nach der massiven Cyber-Attacke mit Zehntausenden blockierten Computern warnen Experten vor neuen Angriffen.
"Ich gehe davon aus, dass es von dieser Attacke früher der später eine weitere Welle geben wird", sagte Rüdiger Trost von der IT-Sicherheitsfirma F-Secure der Deutschen Presse-Agentur. Der Angriff über die Windows-Sicherheitslücke habe zu gut funktioniert, um aufzugeben. Siehe auch:  Britische Spitäler und viele Firmen nach weltweiter Cyber-Attacke lahmgelegt

Der britische IT-Forscher, der die Ausbreitung des Erpressungstrojaners am Freitag gestoppt hatte, glaubt sogar an eine baldige neue Attacke. "Vielleicht nicht am Wochenende, aber möglicherweise am Montagmorgen", sagte der 22-Jährige, der weiterhin anonym bleiben will, dem Sender BBC. "Da ist viel Geld im Spiel. Es gibt keinen Grund für sie, aufzuhören." Es sei kein grosser technischer Aufwand, den Software-Code zu ändern und eine neue Angriffswelle zu starten.

Bei der Attacke am Freitag waren nach Erkenntnissen der IT-Sicherheitsfirma Avast rund 75 000 Computer in 99 Ländern lahmgelegt worden, mit einem Schwerpunkt auf Russland, die Ukraine und Taiwan. Die Rechner wurden von sogenannten Erpressungstrojanern befallen, die sie verschlüsseln und Lösegeld verlangen. Der anonyme britische Experte hatte im Code der Schadsoftware eine von den Autoren eingebaute "Notbremse" gefunden, die er auch auslöste und damit die Ausbreitung des Erpressungstrojaners vorerst stoppte. In Deutschland übernahm das Bundeskriminalamt am Samstag die Ermittlungen.

Tausende Unternehmen und Verbraucher stehen unterdessen vor der bangen Frage, ob sie in Kauf nehmen, dass ihre Daten in wenigen Tagen unwiederbringlich verloren gehen könnten - oder ob sie das geforderte Lösegeld bezahlen. Die Angreifer haben straffe Fristen gesetzt: Jetzt wollen sie 300 Dollar für die Entsperrung, ab dem 15. Mai das doppelte - und am 19. Mai werden alle Daten angeblich gelöscht. In einigen früheren Fällen war es gelungen, den Verschlüsselungsmechanismus der Angreifer auszuhebeln. Diesmal wird das aber allein schon durch das kurze Zeitfenster erschwert.

Neu an dem Angriff von Freitag war, dass der Erpressungstrojaner von alleine neue Computer ansteckte, ohne dass ein Nutzer etwa auf einen präparierten Link klickte. Dadurch konnte sie das Schadprogramm binnen weniger Stunden weltweit ausbreiten und erreichte ein für Lösegeld-Software beispielloses Ausmass.




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