12.03.2010, 00:00 Uhr

EFF meint Apple knebelt Entwickler

Die Electronic Frontier Foundation hat sich die Lizenzvereinbarung für iPhone-Entwickler genauer angesehen - und ist alarmiert. Wer mit Apples iPhone SDK Apps entwickelt und über Apple im App Store anbieten will, der muss eine recht umfangreiche Lizenzvereinbarung unterschreiben. Der genaue Inhalt dieser Vereinbarung ist kaum bekannt, da sie öffentlich nur nach Apple Genehmigung diskutiert oder publiziert werden darf. Nun hat die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) diese Lizenzvereinbarung publiziert und kommentiert. Die EFF hat ihre Version von der NASA bekommen und beruft sich bei der Publikation auf den "Freedom of Information Act". Dabei wurde zuerst eine veraltete Version vom 17. März 2009 herangezogen, später auch die derzeit aktuelle Fassung vom Januar 2010 berücksichtigt. Ergebnis: Apple nutze seine Monopolstellung rücksichtslos aus, die Entwickler müssten sich Apple praktisch vollständig ausliefern.
Konkret kritisiert die EFF, dass Entwickler über die Vereinbarung Stillschweigen bewahren müssen, obwohl die Vereinbarung selbst nicht als vertraulich klassifiziert wird. Auch dass Apps, die mit dem SDK entwickelt werden, ausschliesslich über den App Store angeboten werden dürfen, ist der EFF ein Dorn im Auge. Wird eine App etwa von Apple (aus welchen Gründen auch immer) abgelehnt, hat ein Entwickler keine Möglichkeit mehr, seine Arbeit, etwa im Jailbreak-Store Cydia, zu vermarkten. Entwicklern wird auch verboten, an Apple-Produkten herumzubasteln. Das ist vor allem ein Jailbreak-Verbot, betrifft aber nicht nur das iPhone, sondern auch Macs und andere Apple-Software.
Apple haftet nur bis zu 50 US-Dollar, sollte im Review-Prozess oder im App Store ein Fehler auftreten, der eine App oder ihre Verkaufschancen beschädigt. Wer seine App auf seinem iPhone testet, muss damit rechnen, dass das iPhone, etwa durch eine neue Beta des SDKs, komplett gesperrt und damit unbrauchbar wird.
Schliesslich räumt sich Apple das Recht ein, eine einmal zugelassene App jederzeit wieder zu sperren und ihr digitales Zertifikat zu löschen. Eine solche App wäre dann nicht nur aus dem App Store verschwunden, sondern könnte auch auf Geräten, auf denen sie bereits installiert wurde, nicht mehr benutzt werden. Die EFF räumt zwar ein, dass eine solche Vereinbarung durchaus im Rahmen des Üblichen liege - wer für andere geschlossene Plattformen wie etwa die Wii oder andere Spielekonsolen entwickelt, tut dies unter vergleichbaren Konditionen - doch ist man darüber verwundert, dass eine so grosse Plattform mit mehr als 100.000 Entwicklern derart rigide Lizenzbestimmungen hat, ohne dass es zu grossen Protesten unter den Entwicklern gekommen sei. Die EFF sieht die Gefahr, dass Apples geschlossenes System den Wettbewerb unter den Entwicklern verhindere, Apples Monopolstellung festige und wichtige Teile IT-Entwicklung generell unter die Kontrolle eines einzelnen Konzerns geraten können. (ph/appco)



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