Fake Shops: So werden die Kunden bestohlen

Den Tätern geht es nicht ausschliesslich um Geld

Nicht nur das Ausführungsmuster, auch die Ziele der Täter sind unterschiedlich. Wer gegen Vorkasse bei einem Fake Shop bestellt, verliert häufig nicht nur sein Geld. Die Betrüger sind auch auf Kreditkartendaten scharf - und auf Klarnamen. Diese nutzen sie dann für unverfängliche Einträge bei Impressums- und Whois-Angaben. Bei der Denic verzeichnet man in diesem Bereich schon länger eine zunehmende Professionalisierung. "Früher wurden da oft einfach irgendwelche Fantasiedaten eingetragen", berichtet eine Denic-Sprecherin, "aber in letzter Zeit kommen zunehmend echte Namen und echte Adressen zum Einsatz - gewonnen aus den Daten von Leuten, die sie bei einer Bestellung in einem Fake Shop eingegeben haben."
Eine Unterscheidung zwischen echt und gefälscht ist auf den ersten Blick oft gar nicht so einfach: So läuft die Domain, unter der man die anfangs erwähnte Trattoria Da Giuseppe im bayerischen Haimhausen tatsächlich erreicht, auf einen gewissen Christoph Gerber aus Berlin. Gerber ist Geschäftsführer der Lieferando-Mutter Yourdelivery, die ihren Restaurant-Partnern die Bestellseiten zur Verfügung stellt, der Whois-Eintrag ist somit völlig in Ordnung - auf den ersten Blick ist die Echtheit einer Seite nur schwer einzuschätzen.

Whois-Verzeichnis soll gesperrt werden

Diese Situation erklärt auch, warum die Denic ab Mai einen radikalen Schritt plant: Sie will die frei zugänglichen Daten im deutschen Whois-Verzeichnis auf ein Mindestmass beschränken und stattdessen bei Bedarf einen E-Mail-Kontakt zum ­Domain-Inhaber oder dem Admin-C herstellen. Angesichts der Qualität der im Whois-Verzeichnis enthaltenen Daten eine kluge Abwägung im Sinne des Datenschutzes - denn Whois-Einträge zu wirklich problematischen Web-Inhalten führen schon heute meist ins Leere. Bei der Suche nach Opfern machen sich die Täter die Gutgläubigkeit der Konsumenten zunutze.
Mail-Kampagnen, die auf vermeintliche Schnäppchen hinweisen, sind schnell gestartet, ebenso schnell verschickt - und schwer zurückzuverfolgen. Auch Facebook und Co. eignen sich als Plattform für halbseidene Angebote. So warnte unlängst der Schweizer Fahrradhersteller Scott vor Fake-Angeboten auf Handelsplattformen aus dem asiatischen Raum - in der Regel eine zarte Umschreibung für Alibaba. Dort, so Scott in einer Mitteilung auf seiner Website, würde zum Teil gefälschte Ware verkauft, zum Teil würden die Kunden aber auch einfach so um ihr Geld geprellt.
Markenartikler kennen das Problem - und reden ungern öffentlich darüber. Es gibt aber spezialisierte Agenturen, die im Netz nach Anbietern suchen, die mit der eigenen Marke Schindluder treiben. In der Praxis gestaltet es sich oft schwierig, den Händlern konkreten Betrug nachzuweisen. Gern werden dann Hilfskonstruktionen herangezogen. Ein zwielichtiger Anbieter wird etwa mit dem Verweis gesperrt, dass er Produktbilder des Herstellers verwendet, ohne ein Verwertungsrecht zu haben.

Denic ist oft nicht zuständig

Stösst ein Händler auf einen Fake Shop mit deutscher Domain, der ihm Kunden abspenstig zu machen droht, ist die Denic als Ansprechpartner oft nicht die richtige Wahl. Die deutsche Domain-Registry kann zwar Domains sperren, wenn sie zum Beispiel Markenrechte verletzen. Das bezieht sich jedoch nur auf den Text der Domain selbst, nicht aber auf die Inhalte der Website, auf die die URL verweist.
Deshalb lautet der Tipp der Denic: Fake Shops den Herstellern melden, deren Waren dort (angeblich) angeboten werden. Denn die Hersteller haben in der Regel nicht nur die entsprechenden juristischen Kapazitäten, sie haben auch ein gesteigertes Interesse daran, den Missbrauch ihres guten Markennamens zu unterbinden.

Einkaufserlebnis schlägt Sicherheitsbedenken

Bleibt als letztes Problem: der Kunde. Der legt nämlich ein erstaunliches Selbstbewusstsein an den Tag. 75 Prozent aller männlichen Online-Shopper, so ergab die Bitkom-Umfrage, glauben von sich, dass sie Fake Shops erkennen würden. Bei Frauen fällt das Ergebnis mit 69 Prozent kaum schlechter aus.
Dennoch sind die Online-Shopper allzu gern bereit, für einen günstigen Preis und ein einfaches Einkaufserlebnis Sicherheitsbedenken hintanzustellen. Für ehrliche Online-Händler bedeutet das, dass sie selbst für Ordnung im Netz sorgen müssen - zum Beispiel durch konsequentes Anzeigen von Fake Shops.




Das könnte Sie auch interessieren