Amazon Echo 23.03.2017, 06:55 Uhr

Lohnt sich die Entwicklung eines Alexa Skills?

Spätestens seit dem freien Verkauf von Amazon Echo fragen sich viele Unternehmen: Sollen wir auch einen Alexa Skill entwickeln? Die Macher der smarten Einkaufsliste Bring! haben bereits einen eigenen Alexa-Skill auf den Markt gebracht. Welche Erfahrungen sie bei der Entwicklung der Applikation für Amazon Echo gemacht haben, welche Herausforderungen es gab und was sie anderen Unternehmen raten, zeigt ihre Case Study.
Echo oder nicht Echo? Das ist für viele Unternehmen spätestens seit dem freien Verkaufsstart der Amazon-Geräte die aktuelle Frage. Für wen lohnt sich der Aufwand einer Skill-Entwicklung und wie läuft eigentlich der Development-Prozess ab? Als einer der ersten Anbieter hat die smarte Einkaufsliste Bring! im Februar seinen eigenen Skill auf den Markt gebracht und schnell lebendiges Feedback im Skill Store geerntet. Im Erfahrungsbericht blicken die Macher von Bring! zurück und berichten, warum sie sich für die Entwicklung des Alexa Skills entschieden haben und wie zufrieden sie mit dem Ergebnis und dem Entwicklungsprozess sind. Unternehmen, die noch über ein Skill-Development nachdenken, gibt das Zürcher Startup Tipps, worauf beim Development zu achten ist.

Ohne die Hände aus dem Nudelteig befreien zu müssen, kann der Echo-Nutzer das eben geleerte Mehl kinderleicht auf die Liste setzen und damit seinen Listenmitgliedern den aktuellen Bedarf anzeigen. So lautete das Ziel der Bring!-Macher, mit dem sie dem derzeitigen Trend rund um Amazons Alexa gerecht werden wollten. Die Aussicht, als erste Shoppingliste im Skill Store aufgenommen zu werden, war ausserdem eine grosse Motivation. Nach drei Wochen Entwicklungsprozess mit zwei beteiligten Developern und vielen Zwiegesprächen zwischen ihnen und Alexa ist Bring! nun seit Mitte Februar auch über Amazon Echo nutzbar. "Wir sind der Überzeugung, dass unser Alltag in Zukunft stark von Assistenten vereinfacht wird. Neben Smartwatches werden auch Devices wie Echo eine wichtige Rolle dabei spielen. In den USA steht bereits in mehreren Millionen Haushalten ein Amazon Echo. In Europa erwarten wir eine ähnliche Entwicklung, deshalb wollen hier von Anfang an dabei sein. Aus unserer User-Community erhielten wir schon kurz nach der Einführung von Amazon Echo Anfragen, wann es Bring! für Alexa geben wird", so der Bring!-Geschäftsführer Marco Cerqui.
 
Umsetzung und Ergebnis
Nachdem die Entscheidung für den Alexa Skill gefallen war, führte der erste Schritt auf Amazons Entwickler-Plattform. "Dort machten wir uns zunächst mit den technischen Vorgaben und organisatorischen Abläufen vertraut, deren Darstellung überschaubar war", resümiert Cerqui. Als Grundstein für die Entwicklung veranstaltete das Bring!-Team während eines Teamausflugs nach Berlin einen Hackathon, um die Kreativität der beiden Developer Jürg Egli und Sandro Strebel anzukurbeln. "Nachdem wir Alexa kennengelernt und einen ersten Prototyp entwickelt hatten, waren schon einige wichtige Insights zusammengekommen: Das Development einer sprachgesteuerten App folgt nämlich ganz anderen Massstäben als jenes einer grafischen App, bei dem etwa Konzepte wie Coachmarks greifen", so Strebel. Mit diesem Wissen war der zeitliche Aufwand abschätzbar, sodass zwei Entwickler für den künftigen Alexa Skill eingeplant wurden. Die grösste Herausforderung war der Entwurf von möglichst natürlichen Dialogen mit Alexa für das Voice Interface. Dabei hiess es, umdenken von Grafik zu Audio, um dem User ein reibungsloses Planen bieten zu können. Schliesslich kann der User bei einer grafischen Benutzeroberfläche zwischen verschiedenen sichtbaren Optionen wählen und sich so mit ihnen vertraut machen. Ganz anders bei einem Interface, das über Sprache gesteuert wird. Jürg Egli dazu: "Als Entwickler musste ich mir deshalb konkrete Szenarien ausdenken, was könnten User fragen? Und was soll Alexa darauf antworten?" Um die Nutzer schrittweise an den Funktionsumfang zu gewöhnen und sich wiederholende Antworten zu vermeiden, lehrte Bring! Alexa verschiedene Versionen der Bestätigungen und Nachfragen. Der intensive Austausch mit der digitalen Sprachschülerin sorgte im Büro des Züricher Startups dabei für einige amüsante Situationen. "Aus 'Aprikosen im Glas' machte Alexa anfangs schon mal 'alkoholfrei Gras'", schmunzelt Egli rückblickend und ergänzt: "Aber in solchen Momenten wurde klar, auf Basis welcher Grammatik Alexa funktioniert, welche Vokabeln sie kennt und wie wir all dem gerecht werden können." Schrittweise umdenken musste das Development auch in den Fällen, wenn eine Interaktion nicht klappt oder sie etwa einen Listennamen nicht versteht. In solchen Situationen wurde der Skill so designt, dass Alexa gemeinsam mit dem User durch die bestehenden Listen geht und für jede fragt, ob sie als Standardliste gesetzt werden soll. Im Ergebnis ordnen die Bring!-Developer den Aufwand für die Skill-Entwicklung viel geringer als für eine konventionelle App ein. Vom bestehenden Backend konnte bereits viel für den Skill genutzt werden. Dank effizienter Aufgabenteilung wurde die operative Arbeit nicht beeinträchtigt, sodass auch kein ausserordentlicher Kostenaufwand anfiel.

Fazit & Tipps für Unternehmen, die mit Alexa liebäugeln
Die Entwicklung des Alexa Skills samt Umdenken und Audio-Design hat den Bring!-Developern viel Spass gemacht, nicht zuletzt durch die unterhaltsamen Missverständnisse zwischen Lehrer und Schülerin. Sowohl mit dem eigentlichen Entwicklungsprozess als auch mit dem Ergebnis sind die Schweizer Jung-Unternehmer sehr zufrieden. Innerhalb weniger Tage erschienen bereits mehrere Dutzend Rezensionen im Skill Store, die fast ausnahmslos positiven Reviews geben der Entscheidung für einen Bring!-Skill recht. Anderen Unternehmen, die über die Entwicklung eines eigenen Skills nachdenken, rät Developer Jürg Egli: "Noch vor dem Klick aufs Alexa Skill Kit ist ein sinnvoller User Case unverzichtbar, denn nicht jede Dienstleistung eignet sich auch für eine Sprachsteuerung. Ausserdem gilt nach unserer Erfahrung: Gerade wenn man einen sportlichen Zeitplan hat, sollten sich Entwickler möglichst eng an die Vorgaben von Amazon halten. Viel Zeit sparten wir auch dadurch, dass wir unser Backend bereits in der Amazon Cloud betreiben. Um mögliche Fehler aufzuspüren, hilft vor der Zertifizierung die Submission Checklist. Dort beschreibt Amazon sehr genau, was am Ende wie funktionieren muss. Je besser die Guidelines eingehalten werden (etwa in Hinsicht auf Werbung, Datenschutz oder die Skill-Beschreibung im Amazon-Store), desto schneller läuft die Zertifizierung ab." Auch Amazon selbst zieht eine positive Bilanz: "Der Einkaufslisten-Skill von Bring! ist ein sehr gelungenes Beispiel dafür, wie Entwickler Alexa auf eine sinnvolle Weise erweitern können. Mit unserem Alexa Skills Kit laden wir interessierte Unternehmen ausdrücklich dazu ein, sich über die Skill-Entwicklung zu informieren und bieten den Erfahrungsaustausch mit anderen Entwicklern in verschiedenen Foren.", so David Kaiser, Country Manager Germany, Alexa Skills.






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