Payment 10.02.2017, 10:23 Uhr

Bezahlen per Chatbot: Spannend und gefährlich

Morgen schon könnten uns Chatbots beim Shopping, News-Abruf und anderen Dienstleistungen unter die Arme greifen. Das ist auch eine Chance und zugleich Herausforderung für die Payment-Branche.
(Quelle: Fotolia.com/babimu)
Von Ralf Ohlhausen, Business Development Director PPRO Group
 
Die heutige Smartphone-Nutzung ist mitunter immer noch zu kompliziert. Nutzer pendeln zwischen verschiedenen Apps und Web-Diensten und versuchen so, ihren Alltag zu optimieren. In diesem Zusammenhang haben sogenannte Chatbots wohl durchaus das Potenzial, uns einen grossen Schritt voranzubringen.
 
Nimmt man als Beispiel einen Konzertbesuch mit einem Freund, wird schnell klar, wie komplex die Organisation per Smartphone heute ist: Man einigt sich per E-Mail- oder Messenger-App auf einen Künstler oder ein Genre. Danach geht man per Browser auf die Suche nach Konzertterminen. Hat man diese Infos beisammen, stimmt man sich wieder mit dem Kumpel ab. Stehen Ort und Termin, geht es zur Buchungs-Webseite.
Jetzt können natürlich verschiedene Probleme auftreten, wie ein bereits ausgebuchtes Konzert zum Wunschtermin oder nur noch Restkarten auf schlechten Plätzen. Bis hierher hat man mitunter schon viel Zeit verschwendet, verschiedenste Apps und Dienste genutzt und man hält noch immer keine Konzertkarten in der Hand - denn weiter geht es mit spezialisierten Booking- oder Bezahl-Apps, und wenn das alles klappt, hat man diese eine Aufgabe erledigt. Mit Chatbots kann man derartige Abläufe drastisch verkürzen.

Alles im Messenger

Chatbots sitzen genau dort, wo man Nutzer heute antrifft: im Messenger. In der Praxis schickt man einem Chatbot genau wie einer echten Person Nachrichten per WhatsApp oder über einen anderen Messenger, und der Chatbot versucht - so gut er kann - wie eine echte Person zu reagieren.
Den Messenger für eine Ticketbuchung verlassen muss man dafür nicht mehr. Und genau dieser Komfort trifft den Zeitgeist. Denn der Trend geht weg von vielen verschiedenen, hin zu einer Hand voll Apps, in denen man dafür immer mehr Zeit verbringt.
Wenn man sich also ohnehin im Messenger mit Freunden unterhält, kann man dort auch gleich für andere Aufgaben bleiben. Statt die App also zu wechseln, schreibt man an den Musik-Bot, der dabei hilft, einen passenden Künstler zum gemeinsamen Musikgeschmack zu finden. Dann noch eine Anfrage nach Konzertterminen und freien Plätzen möglichst in der Nähe und schon spuckt ein weiterer Chatbot die passenden Antworten aus. Und auch zum Buchen muss man den Messenger nicht mehr verlassen, denn man kann direkt via Chatbot Tickets buchen - und natürlich auch bezahlen.
 
Und genau das ist die Idee hinter Chatbots, die seit ein paar Monaten für verschiedene Messenger-Plattformen bereitstehen. Für die Grossen der Branche, also Facebook, Google oder Microsoft, gehören Chatbots aktuell zu den heissesten Themen, und auch viele Internethändler sind ganz scharf darauf, die riesige Messenger-Zielgruppe zu erschliessen.

Chatbots heute

Das beschriebene Beispiel der supereinfachen Konzertkarten-Buchung gibt es heute so noch nicht - Chatbots stehen in der technischen Entwicklung noch am Anfang. Aktuell gibt es zum Beispiel Chatbots für den Facebook Messenger, die nach Eingabe eines Orts die aktuellen Wetterdaten ausspucken oder per Textnachricht Pizza bestellen.
Darüber hinaus existieren heute schon Chatbots, die als interaktive Spiele oder Sprachkurse daherkommen. Verwechseln sollte man die Chatbots keinesfalls mit Botnetzen, die IT-Sicherheitsexperten seit Jahren auf Trab halten. Chatbots werden im Deutschen etwas sperrig "Dialogprogramme" genannt; die Software besteht aus einer einfachen Benutzeroberfläche, die Text- und Spracheingaben entgegennimmt und Antworten geben kann.
Sie integriert sich dabei wie ein menschlicher Kontakt in den Messenger. Damit die Entwicklung schnell geht, stellen Facebook und Co passende Softwaremodule und Schnittstellen bereit. Hinter dem Chatbot muss nicht immer gleich künstliche Intelligenz stecken, aber zumindest muss er typische Dialoge erkennen und darauf reagieren. Die hohe Schule besteht darin, dass Chatbots selbst lernen und den aktuellen Kontext behalten.
Wer sich also nach einem Künstler erkundigt, kann dann nach Konzertterminen in der Nähe fragen, ohne den Künstlernamen noch einmal erwähnen zu müssen. Denn wie ein menschlicher Gesprächspartner merkt sich auch der Chatbot, dass es nach wie vor um Künstler xy geht.




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