Web-Händler reagieren kaum auf starken Franken

Offene Panik statt Abwarten und Teetrinken

Während also die deutschen Kollegen noch abwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt, ist die anfängliche offene Panik unter Schweizer Händlern bereits in Aktionismus umgeschlagen. Elf Milliarden Franken könnten dem Schweizer Einzelhandel durch Einkaufstourismus in EU-Nachbarstaaten verloren gehen, schätzte kürzlich die Credit Suisse. Dagegen versuchen die Händler so gut es geht vorzugehen. "Auf der Hochpreisinsel Schweiz geraten die Preise ins Rutschen", beschreibt die Neue Züricher Zeitung die Situation. Schweizer Lebensmittel-Grossisten haben diese Woche Abschläge von bis zu 30 Prozent vorgenommen, importierte Produkte könnten in Zukunft aufgrund der verbesserten Einkaufspreise noch günstiger werden. Auch die Autobranche hat schon reagiert und bietet Neuwagen für mehrere tausend Franken weniger an als zuvor.
Natürlich können nicht alle Schweizer Händler diesen Preiskampf mitgehen: Je mehr der Prozesskette in der Schweiz abläuft, umso höher sind auch die Kosten hinter dem Produkt. Buchhändler oder Verkäufer von Schweizer Spezialitäten wie Schokolade oder Luxuswaren wie Schweizer Uhren können ihre Preise kaum senken. Aber in vielen Branchen wird ein Grossteil der Rohstoffe importiert. "Wer kann, verhandelt bei den Importpreisen jetzt nach", so Thomas Lang.
Die aktuelle Goldgräber-Situation für deutsche Händler in der Schweiz könnte sich also zumindest in den Branchen, in denen die Schweizer Konkurrenz preislich mitgehen können, schnell ändern. Zudem ist nicht absehbar, ob der Euro-/Franken-Kurs dauerhaft bei etwa 1:1 bleibt. Den ersten Zug haben die Schweizer Händler bereits gemacht. Deutsche Händler, die darauf antworten wollen, sollten wohl nicht mehr allzu lange warten.
Der internationale Online-Handel scheint bei vielen Shopbetreibern hierzulande noch in den Kinderschuhen zu stecken. Ein Grossteil will dies aber ändern: Immer mehr deutsche Online-Händler wollen künftig auch im Ausland Umsatz machen. Besonders beliebtes Expansionsziel sind die skandinavischen Länder.



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