Traffic-Lieferant 28.06.2014, 09:50 Uhr

Google+ für die eigene Webseite richtig einsetzen

Google wertet Informationen aus seinem Social Network Google+ für das Ranking von Websites aus. Wie relevant ist das Netzwerk für Website-Betreiber und wie setzt man es professionell ein, um damit SEO-Effekte zu erzielen?
Das Social Network von Google steht im Schatten von Facebook. Dabei lässt sich Google+ hervorragend zur Suchmaschinenoptimierung und als Traffic-Lieferant nutzen
(Quelle: Shutterstock.com/Twin Design)
Von Markus Siek
Wer mit seinem Unternehmen über das Internet seine Kunden erreichen will, beschränkt sich längst nicht mehr nur auf eine eigene Website. Es gilt, in allen möglichen Kanälen vertreten zu sein, auf denen sich potenzielle Kunden tummeln könnten: also auch auf Facebook, Twitter und Google+. Doch während Facebook tatsächlich fleissig von den Anwendern zum Liken, Sharen und Diskutieren von Inhalten eingesetzt wird, tun sich viele mit der Nutzung von Google+ weiterhin schwer. Das gilt für Unternehmen wie Konsumenten gleichermassen.

Immer wieder ist zu hören, Google+ sei eine virtuelle Geisterstadt oder es handle sich um eine gescheiterte Antwort auf ­Facebook. Doch stimmt das tatsächlich? Und hiesse das auch, dass Google+ ­weder als Plattform für eine Unternehmensseite noch als SEO-Werkzeug oder Traffic-Lieferant Relevanz hat? Bei der Antwort sind sich die wenigsten sicher. Das hat zur ­Folge, dass fast jedes Unternehmen auf Google+ aktiv ist, ohne aber zu wissen, was genau es dort eigentlich will.

Mitgliederzahlen explodieren

Als Google sein soziales Netzwerk ­Google+ im Jahr 2011 der Öffentlichkeit vorstellte, war dies der Startschuss zum Grossangriff auf Facebook. Mit Features wie dem Videochat Google Hangout ­wollte man dem Imperium von Mark ­Zuckerberg Nutzer abjagen. Der Start war vielversprechend. Google+ gewann innerhalb weniger Monate über 80 Millionen Nutzer. Die waren jedoch bei Weitem nicht so aktiv wie ihre Pendants auf Facebook. Bei der Analyse des "Wall Street Journal" im Jahr 2012 zu den Zukunftsaussichten von Google+ fiel dann erstmals die wenig freundliche Bezeichnung "virtuelle Geisterstadt".
Quelle: Bitcom

Wenn Google+ tatsächlich eine Geisterstadt sein sollte, dann allerdings ­eine ziemlich grosse. In den letzten beiden Jahren sind die Nutzerzahlen nämlich förmlich explodiert. Waren es nach Angaben des Global Web Index Ende 2012 noch 435 Millionen Mitglieder, zählte Google+ Ende 2013 schon 1,15 Milliarden Nutzer. Der grosse Konkurrent Facebook gibt hingegen an, 1,3 Milliarden aktive Mitglieder an sich gebunden zu haben. Google+ und Facebook scheinen also, was die reinen Teilnehmerzahlen angeht, in ­etwa gleichauf zu liegen.

Wachstum durch "Zwangsrekrutierungen"

Doch wie hat Google+ es geschafft, ­innerhalb von nicht einmal drei Jahren ein solch riesiges Netzwerk aus dem Boden zu stampfen? - weniger indem man Internet-Surfer von den Vorteilen überzeugt hat, als vielmehr durch "Zwangsrekrutierungen". Den Anfang machte die kostenlose Bildverwaltung Picasa, aus der heraus Digitalfotos online archiviert und präsentiert werden konnten. Wer den Service aufruft, wird seit letztem Jahr zum sozialen Netzwerk Google+ umgeleitet. Und die Fotos der Nutzer zogen gleich mit um.

Zudem wird seit Anfang 2012 bei der Erstellung eines neuen Google-Accounts automatisch auch ein Google+ Profil angelegt. Und solch ein Google-Account ist bekanntlich Voraussetzung dafür, dass zum Beispiel ein Android-Smartphone mit Apps vom Google Play Store genutzt werden kann. Inzwischen ist sogar ein Account - und damit auch ein Google+  Profil - nötig, um Youtube-Videos kommentieren zu dürfen. All diese Massnahmen sind für das extreme Wachstum von Google+ verantwortlich. Trotz dieser Zwangsrekrutierungen heisst das natürlich nicht, dass auf Google+ 1,15 Milliarden Karteileichen registriert sind. Nach Angaben von Global Web Index sind 359 Millionen Google+ Nutzer tatsächlich aktiv, wobei "aktiv" bedeutet, mindestens einmal pro Monat etwas zu posten, Bilder hochzuladen oder zu empfehlen.

Nutzungsdauer pro Monat: Sieben Minuten

Nur ein Drittel der Google+ Anwender ­engagiert sich auf dem Portal also wirklich. Von diesen aktiven Nutzern laden 68 Prozent Bilder hoch und teilen sie, 54 Prozent wollen auf diese Weise mit Freunden in Verbindung bleiben und 41 Prozent wollen Unternehmensinformationen konsumieren und interagieren. Insgesamt verbringen die Nutzer im Durchschnitt rund sieben Minuten pro Monat bei Google+. Zum Vergleich: Bei Facebook liegt dieser Wert bei fast sieben Stunden.
Dennoch: Laut Angaben von Global Web Index sind über 70 der 100 Top-­Unternehmen weltweit bei Google+ mit einer eigenen Seite vertreten. Und das nicht nur, weil es einfach zum Marketing-Mix dazugehört, sondern weil sich die ­Unternehmen davon einen Mehrwert versprechen. Häufig wird eine Google+ Seite dabei ähnlich wie ein Facebook-Profil ­geführt. Die Unternehmen stellen neue Produkte mit Bildern und Texten vor, präsentieren Gewinnspiele und veröffent­lichen allgemeine Neuigkeiten. Indem diese Beiträge, die häufig auf die eigene Website verlinken, von anderen Google+ Anwendern geteilt werden, erhöht sich die Reichweite, und zwar um durchaus beachtliche Werte.

In Deutschland wurden im Jahr 2012 über 400 Millionen Beiträge oder Websites mit einem "Plus One" von Google+  Nutzern ihren Kreisen empfohlen. Das klingt zunächst nach viel, relativiert sich dann allerdings, wenn man die Facebook-Zahl zum Vergleich heranzieht, die bei 32,5 Billionen liegt. Für das Gesamtjahr 2013 existieren bislang noch keine Zahlen, klar ist jedoch, dass die Zahlen von Google+ ­gestiegen sein dürften, aber immer noch deutlich unter denen von Facebook liegen. Trotzdem rechtfertigt schon dieser zusätzliche Traffic für die ­eigene Website, Google+ als Plattform aktiv zu nutzen.

Social Signals als Ranking-Kriterien

Google+ ist aber viel mehr als nur irgendein soziales Netzwerk - oder ein Social Layer, wie Google selbst es bezeichnet. Der Suchmaschinenriese kann die ­Social Signals der Plattform nämlich perfekt ­dafür nutzen, seinen Suchalgorithmus zu ver­feinern und Ergebnisse noch stärker zu individualisieren. Ob der Suchmaschinenkonzern aus Mountain View schon jetzt die "Plus Ones" (die Empfehlungen von Beiträgen und Websites) als Ranking-Kriterien in den Suchmaschinenergebnisseiten (SERPs) nutzt, weiss ausser Google niemand sicher. Doch falls noch nicht jetzt, dann garantiert in naher Zukunft. Denn Google bekommt durch Google+ eine ­Fülle wertvoller Daten. Wer ist mit wem verknüpft? Wer empfiehlt welche Beiträge?
Quelle: Searchmetrics

Ähnlich wie bei gewöhnlichen Backlinks ist es nicht nur relevant, dass jemand eine Website oder einen Beitrag empfiehlt, sondern auch wer. Je höher die Reputation des Empfehlenden, desto bedeutender schätzt Google diese Empfehlung ein. ­Anders als bei Facebook-Empfehlungen kann Google bei seinem Netzwerk genauestens nachvollziehen, wer welcher Seite ein Plus One spendiert hat.

Kreise vergrössern - Empfehlungen sammeln

Website-Besucher sollten daher die Möglichkeit haben, der Seite oder einzelnen Beiträgen mit einem Klick ein "Plus One" zu geben und Ihrem Unternehmen zu folgen. Auch wenn sich dies eventuell nicht in nennenswertem, zusätzlichem Traffic durch Besucher aus den Kreisen der Empfehlenden niederschlägt, profitieren Sie doch jedenfalls von den Social Signals. Wer schon jetzt seine Google+ Kreise vergrössert und Empfehlungen sammelt, bringt sich in eine aussichtsreiche Position für den Zeitpunkt, ab dem Google die ­Daten seines Netzwerks konsequent für die Berechnung von SERPs nutzt. Und dass dieser Zeitpunkt kommen wird, steht für fast alle Experten ausser Frage!




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