Wegweisender Prozess in Würzburg 03.02.2017, 11:35 Uhr

Muss Facebook Lügen löschen?

Am kommenden Montag startet in Würzburg ein wegweisender Prozess. Facebook soll gezwungen werden, falsche Posts zu löschen. Der Kläger: Anis M., ein Opfer von Fake News.
(Quelle: Fotolia.com/Wild orchid)
"Obdachlosen angezündet - Merkel machte 2015 Selfie mit einem der Täter!", verkündet der Facebook-Post in fetter weisser Schrift auf schwarzem Untergrund. Der Fall erregte Ende vergangenen Jahres die Gemüter: In einem Berliner U-Bahnhof hatten zunächst Unbekannte in der Nacht zum ersten Weihnachtstag einen schlafenden Wohnungslosen in Brand gesetzt. Nur das Eingreifen Umstehender verhinderte Schlimmeres. Die Polizei veröffentlichte kurz nach der Tat Überwachungskamera-Bilder von mehreren jungen Verdächtigen. Ein Nutzer stellte die Fahndungsfotos auch auf Facebook. Er nahm sie und kreiste einen der jungen Männer ein. Daneben setzte er ein Selfie von Anis M. mit der Kanzlerin - und die obige Schlagzeile.

Die Behauptung, der syrische Flüchtling Anis M. sei einer der Täter von Berlin gewesen, war eine Lüge. Ein anderer User behauptete, Anis M. sei der Weihnachtsmarkt-Attentäter von Berlin. Auch das war schlicht falsch - ausser demselben Vornamen teilt er nichts mit dem Terroristen Anis Amri. Beide Posts wurden hunderte Male geteilt.

Dagegen wehrt sich Anis M. nun. Vor dem Landgericht Würzburg hat er einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung eingereicht, die Facebook zwingen soll, die falschen Posts zu löschen. "Ich möchte gerne den Beweis antreten, dass sich Opfer von Fake News mit den Mitteln der Justiz auch erfolgreich gegen Facebook und andere Nutzer zur Wehr setzen können", sagt sein Würzburger Anwalt Chan-jo Jun.




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