"Generalschlüssel" für Internet-Nutzer 08.05.2017, 09:55 Uhr

EU-Unternehmen planen einheitlichen Zugang für Online-Angebote

Die Idee erinnert ein wenig an den Bestseller-Roman von Dave Eggers "The Circle": Führende deutsche und europäische Unternehmen planen eine gemeinsame branchenübergreifende Registrierungs-, Identitäts- und Datenplattform.
(Quelle: shutterstock.com/pikcha)
Dem Kunden die Registrierungsvorgänge im Internet vereinfachen und sicher gestalten: Das ist das Ziel einer neuen Initiative mit namhaften deutschen und europäischen Unternehmen. Zu der Initiative gehören aktuell die Allianz, Axel Springer, Daimler, Deutsche Bank mit Postbank sowie der Technologie-Thinktank Core und Here Technologies, ein Entwickler von cloud-basierten Kartendiensten. Sie wollen eng miteinander kooperieren und eine gemeinsame branchenübergreifende Registrierungs-, Identitäts- und Datenplattform schaffen.
Die Idee erinnert ein wenig an den Bestseller-Roman von Dave Eggers "The Circle": Kern des geplanten neuen, einheitlichen Zugangs für Online-Angebote soll ein sogenannter Generalschlüssel sein. Ihn können Kunden dann branchenübergreifend verwenden, um sich im Internet zu registrieren und zu identifizieren.

"Meilenstein auf dem Weg zu einer sicheren digitalen Infrastruktur"

Die geplante Plattform soll den Nutzern "mehr Komfort und auch mehr Sicherheit bieten sowie höchste Standards bei Datensicherheit und Datenschutz gewährleisten". Sie soll sowohl das reformierte EU-Datenschutzrecht berücksichtigen, als auch die eIDAS-Verordnung, die die Vertrauensdienste der Online-Ausweisfunktion reguliert.
An Ideen bei der Umsetzung mangelt es nicht. Die Plattform soll offen konzipiert sein. Sie ist den Unternehmen zufolge kompatibel zu laufenden Vorhaben des Bundes, der Länder und der Kommunen, wie etwa den Bürgerportalen. In späteren Schritten seien dann zusätzliche Funktionen wie etwa ein digitaler Behördenzugang (eGovernment) denkbar. Auch die Entwicklung digitaler Zahlungs- und Finanzdienstleistungen sind mit dieser Plattform möglich.
"Die Initiative stellt einen Meilenstein auf dem Weg zu einer sicheren digitalen Infrastruktur auf Basis europäischer Werte dar", kommentiert Holger Friedrich, Managing Director bei Core. Christian Sewing, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, ergänzt: "Wir müssen als Europäer auch in der Digitalisierung endlich unsere Stärken voll ausspielen. Jetzt ist die Zeit für eine solche Plattform-Initiative: Sie wird die Rechtssicherheit für die Kunden und das Wachstum der europäischen Digitalwirtschaft steigern."

Offensive europäische Antwort gegen GAFA

Der Schritt ist eine offensive europäische Antwort gegen die "internationale Plattformwirtschaft" - also vor allem die GAFAs dieser Welt. Die Initiative ist im Austausch mit der Politik und wird laut den Initiatoren insbesondere vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie begrüsst. Auch das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) sowie die European School of Management and Technology (ESMT) sind eingebunden, um das Projekt wissenschaftlich zu begleiten.
Man wolle nicht mehr auf vereinzelte Integrationslösungen setzen, sondern eine gemeinsame Infrastruktur nutzen. Die Allianz soll nun kontinuierlich erweitert werden, Unternehmen aus E-Commerce, Handel, Luftfahrt und Telekommunikation sowie weiteren Sektoren sollen kurzfristig als Partner gewonnen werden. Erste Verhandlungen mit interessierten Unternehmen laufen bereits. So haben die Gespräche mit der Deutschen Telekom über eine Mitarbeit im Projekt kürzlich begonnen.
Die Details der Zusammenarbeit sowie der Starttermin des Angebots werden in den kommenden Wochen erarbeitet. Die Umsetzung des Projekts steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Wettbewerbsbehörden.




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