Hochaufgelöste Musik 19.06.2017, 17:17 Uhr

Klingt HiRes Audio wirklich besser als Musik von der CD?

Streaming-Dienste werben genau wie Hersteller von Abspielgeräten und Kopfhörern mit HiRes Audio. Was HDTV für die Augen ist, soll HD-Audio für die Ohren sein. Doch ganz so einfach ist es mit der klanglichen Beurteilung hochauflösender Musik nicht.
Was HDTV für die Augen ist, soll HD-Audio für die Ohren sein. Doch ganz so einfach ist es mit der klanglichen Beurteilung hochauflösender Musik nicht.
(Quelle: Christin Klose/dpa-tmn)
Seit mehr als drei Jahrzehnten ist die CD in den meisten deutschen Wohnzimmern zu Hause. Das wird erstmal auch so bleiben - aber klanglich hat die Compact Disc Konkurrenz bekommen.

Für Musikfans soll künftig an hochauflösenden Audio-Dateien kein Weg mehr vorbeiführen. Unter dem Schlagwort High Resolution (HiRes) Audio wird eine Qualität jenseits der CD versprochen.

«HiRes Audio ist ein schillernder und nicht klar definierter Begriff», sagt Prof. Karlheinz Brandenburg, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie in Ilmenau. «Üblicherweise reden wir von HiRes, wenn die Abtastrate des Audiosignals und die Auflösung grösser definiert sind als im üblichen Hifi-Bereich.»

«HiRes-Inhalte werden heute praktisch ausschliesslich in Dateiform gehandelt, sprich als Downloads über Portale wie Highresaudio.com, Linnrecords.com und viele andere», sagt Hifi-Spezialist Bernhard Rietschel. Auch der Streaming-Dienst Tidal bietet HiRes-Inhalte an. «Dabei setzt Tidal auf ein Dateiformat namens MQA, das aber nicht unumstritten ist.» So erfolge damit eine nicht verlustfreie Komprimierung. Zudem handele es sich um ein geschlossenes Format, das auf entsprechend lizenzierte Wiedergabegeräte angewiesen ist.

Zum Abspielen der hochauflösenden Dateien dienen entweder PCs oder Macs, die häufig mit speziellen Abspielprogrammen und externen D/A-Wandlern veredelt werden, oder Hifi-spezifische Netzwerkspieler. Für unterwegs gibt es eine grosse Auswahl HiRes-tauglicher Player.

«Zum Hören zu Hause braucht man im Minimalfall einen PC», sagt Rietschel. «Das typische Hifi-Szenario besteht – neben üblichen Komponenten wie Boxen und Verstärkern - aus einem hochwertigen Netzwerkspieler, einem NAS-Server sowie einem Tablet oder Smartphone zur komfortablen Steuerung.»

Brandenburg zufolge sind die Abspielgeräte heute fast alle so gut, dass sie auf die Wiedergabequalität hochauflösender Audiodateien wenig bis gar keinen Einfluss ausüben. Hingegen lohne es sich, für Lautsprecher und Kopfhörer etwas mehr Geld auszugeben, da sie die schwächsten Glieder in der Kette sind. «Ob es überhaupt einen klanglichen Unterschied zwischen CD und HiRes Audio gibt, ist umstritten. Verschiedene Hörtests konnten bisher keinen signifikanten Unterschied zwischen HiRes Audio und der CD nachweisen», sagt Susanne Rath, Geschäftsfeldleiterin AV- und Produktionssysteme vom Institut für Rundfunktechnik in München. Allerdings gebe es Menschen, für die HiRes-Dateien wesentlich klarer und detailreicher klingen.

Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man HiRes Audio nicht im Vergleich mit der CD, sondern mit verlustreichen Komprimierungen wie MP3- oder AAC-Dateien betrachtet. Diese Codierungen basieren darauf, dass alle Anteile des Audiosignals, die für das menschliche Gehör unhörbar sind, nicht mit übertragen werden. «Demgegenüber hat HiRes Audio sicherlich den klaren Vorteil der sehr guten Qualität», sagt Rath.

Für Rietschel klingt HiRes in vielen, aber längst nicht allen Fällen besser als die CD. Häufig liege diese Überlegenheit aber gar nicht ursächlich an der mit HiRes möglichen grösseren Frequenz-Bandbreite und Dynamik. «Vielleicht der wichtigste Einzelfaktor hat mit der Abspieltechnik gar nichts zu tun und beruht ganz einfach darauf, dass HiRes-Downloads häufig mit Blick auf ihre Zielgruppe anders gemastert werden als ihr CD-Äquivalent», so der Experte.

Letzteres muss massenkompatibel sein und im Autoradio genauso funktionieren wie auf den Kopfhörern vom Smartphone. HiRes-Musik mit ihrer explizit audiophilen Zielgruppe sei oft anspruchsvoller gemastert, also zum Beispiel in der Dynamik weniger stark komprimiert, und klinge daher klar besser.
Von Jochen Wieloch, dpa




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