Netgear, QNAP und Co. 24.01.2016, 17:03 Uhr

Besser als Wolke 7: NAS-Systeme für Privatanwender

NAS-Lösungen sind nicht nur für skeptische User eine gute Alternative zu klassischen Cloud-Diensten und eignen sich längst nicht mehr nur für Business-Anwender.
Familie sitzt auf der Couch mit mobilen Geräten
(Quelle: shutterstock.com / Monkey Business Images)
Bei Google gibt es 15 Gigabyte, bei Ap­ple sind es fünf und bei Dropbox immerhin noch zwei. Angebote für Speicherplatz in der Cloud sind mittlerweile in grosser Auswahl erhältlich, und immer mehr Nutzer greifen auf die komfortablen Möglichkeiten zurück, die sich ihnen mit dieser Art des Speicherns von Daten bieten.
An erster Stelle ist hier natürlich die universelle Verfügbarkeit der Fotos, Videos oder Musik-Files zu nennen, aber auch das automatische Backup stellt für viele ein wesentliches Feature dar. Manche Smartphone-Hersteller haben den direkten Upload von Fotos in die Cloud sogar fest im System integriert.
Jedoch, bei allen Vorteilen stehen viele Kunden der Speicherung in der Cloud immer noch skeptisch gegenüber, nicht zuletzt aufgrund der in ihren Augen nicht transparenten Sicherheit. Wo genau liegen meine Daten? Inwieweit kann der Diensteanbieter darauf zugreifen? Was passiert, wenn der Betreiber pleitegeht oder von einem anderen übernommen wird?
Neben diesen Fragen spricht auch ein anderer Punkt gegen Dropbox, Google Drive und Co.: Ohne Internet-Verbindung sind die Daten nicht zugänglich und für den Upload grosser Mengen – etwa der letzten Urlaubsfotos und -videos – benötigt man eine sehr schnelle Leitung.

NAS-Systeme für SoHo – lukratives Zusatzgeschäft

Aus Sicht des Händlers haben die meisten Cloud-Angebote aber noch einen entscheidenden Nachteil: Er kann nichts daran verdienen. Anders sieht das bei lokalen Cloud-­Lösungen aus, die in Form von Net­work-Attached-Storage-Systemen (NAS) den Speicherort ins heimische Wohnzimmer verlegen. Gerade bei skeptischen Kunden, die mit den oben angeführten Fragen hadern, kann ein NAS sehr gut als Alternative vermarktet werden.
Mathias Fürlinger, QNAP Business Development Bereichsleiter DACH: „Viele Kunden sind häufig noch unsicher im Umgang mit der Cloud und stimmen dem Verlust der eigenen Datenhoheit nur ungern zu“
Quelle: QNAP
„Viele sind noch unsicher im Umgang mit der Cloud und stimmen dem Verlust der Datenhoheit ungern zu“, sagt auch Mathias Fürlinger, QNAP Business Development Bereichsleiter DACH. Die Daten liegen hier auf den Festplatten im Gehäuse der NAS-Lösung, nicht auf einem Server eines Anbieters, trotzdem kann man von überall aus darauf zugreifen. Es lassen sich zudem automatische Backup-Pläne erstellen für die PCs und Laptops im Heimnetzwerk, auf Wunsch werden die Daten auch auf mehreren Platten gespeichert, um Datenverlust beim Defekt eines Speichermediums vorzubeugen.
Manche Kunden werden sich mit den genannten Vorteilen zufriedengeben und sich bereitwillig eine solche Lösung zu Hause einrichten lassen. Die meisten aber werden genauer nachfragen, wie ein NAS eigentlich funktioniert und was die Vorteile beispielsweise gegenüber der einfachen USB-Festplatte am Router sind.

Mehrere Festplatten für hohe Ausfallsicherheit

Ein NAS-System dient als zentraler Speicherpunkt im Heimnetzwerk
Quelle: shutterstock.com/Andrea Danti
Bei einem NAS handelt es sich um ein Gehäuse, das neben der Rechnereinheit mit CPU und Arbeitsspeicher auch Einschübe für Festplatten besitzt. Zudem sind an der Aussenseite USB- und Ethernet-Schnittstellen zur Verbindung mit dem Netzwerk angebracht. Das NAS lässt sich somit an ­jedem Rechner, Router oder Powerline-Adapter anschliessen.
Die Festplatten sind leicht austauschbar, praktischerweise kann man dank genormter Gehäuseeinschübe (Bay) den 3,5-Zoll-Platten aus dem alten Rechner ein zweites Leben ermöglichen oder 2,5-Zoll-Festplatten aus dem Notebook verwenden. Zudem muss der Anwender für die Nutzung seines NAS keine Treiber auf dem Rechner installieren.
Das Betriebssystem des zugreifenden Geräts spielt keine Rolle, ein NAS arbeitet mit Mac OS genauso zusammen wie mit Windows oder Linux. Ursprünglich fanden NAS-Lösungen nur im Business-Bereich Verwendung, und entsprechend folgte das Design auch eher der Funktion als ästhetischen Gesichtspunkten. Gerade bei Systemen für den ­SoHo- oder Privatanwender finden sich aber immer mehr Gehäuse, die dank Klavierlack und gefälliger Formen auch im Wohnzimmer eine gute Figur machen.
Die Einrichtung eines NAS ist heute auch für Laien kein Hexenwerk mehr, alle aktuell verfügbaren Modelle der grossen Hersteller (siehe Kasten) lassen sich über ein Interface im Webbrowser steuern. Neben der Installation kann man hier auch die Zugriffsrechte für einzelne Nutzer oder Gruppen definieren, so dass beispielsweise die Kinder zwar die Urlaubsvideos ansehen können, nicht aber die geschäftlichen Dateien der Eltern.

Geschützt vor Verlust

Einer der wichtigsten Gründe für die Anschaffung eines NAS dürfte aber die Möglichkeit sein, Daten mehrfach gegen Verlust zu sichern, und zwar durch die ­sogenannte RAID-Funktion. RAID steht für Redundant Array of Independent Disks, also die redundante Anordnung unabhängiger Festplatten. Es gibt verschiedene Modi, bei RAID 0 werden die Daten auf mehreren Datenträgern abgespeichert, die Festplatten teilen sich sozusagen die Arbeit. Das erlaubt zwar die schnellere Speicherung und Nutzung von grossen Daten wie etwa Filmen, bietet aber keine Ausfallsicherheit.
Dazu muss man RAID 1 verwenden, wobei sämtliche Daten auf mindestens zwei Platten simultan gespeichert werden, man spricht auch von Mirroring. Wer sowohl von schnellen Zugriffszeiten als auch von einer Verlustsicherung profitieren will, benötigt ein RAID-10-fähiges NAS-System mit mindestens vier Festplatten. Hier findet sowohl eine Spiegelung der Daten statt als auch die Verteilung der Lese- und Schreibarbeit auf mehrere Festplatten.
Wie oben erwähnt lassen sich zwar ausrangierte PC-Festplatten problemlos in einem NAS einsetzen, wer aber auf schnelle Datentransfers Wert legt, sollte sich neue Platten mit mindestens 7.200 Umdrehungen pro Minute zulegen. Aber auch das NAS selbst kann zum Flaschenhals werden, etwa wenn es nur über einen schwachen Prozessor mit wenig Arbeitsspeicher verfügt.
Auch die Datenverarbeitungslogik des Systems kann die Zugriffszeiten spürbar verlängern und das NAS mehr als erforderlich auslasten. Im besten Fall speichert das NAS deshalb nur den Teil einer grossen Datei, der tatsächlich verändert wurde, und nicht jedes Mal das komplette File. Ein Beispiel: Würde man in einem Text mit 10.000 Wörtern nur eines verändern, so könnte das System das erkennen und würde lediglich dieses eine Wort neu speichern – und nicht alle.
Ähnlich funktioniert auch der Schutz vor dem sogenannten Bitrot, dem Verfall einzelner Bits in Dateien. Gute NAS-Systeme scannen deshalb regelmässig die gespeicherten Daten und können solche schleichenden Veränderungen erkennen,  Datenfehler werden durch das Backup behoben. Auch die Wiederherstellung eines vorherigen Zustands, beispielsweise wenn eine Datei fälschlicherweise gelöscht wurde, ist bei guten NAS-Lösungen problemlos möglich, je nach Hersteller kann man im Stundentakt zu vorherigen Versionen zurückspringen.   

Zukunftschancen für Fachhändler

Bis vor kurzem kamen NAS-Systeme nur für Business-User in Frage, durch die immensen Datenmengen bestehend aus Fotos, Filmen und Musik und deren Verfügbarkeit im Heimnetzwerk werden private Cloud-Lösungen jedoch auch für Privatanwender zunehmend interessant. Händler, die sich schon jetzt damit befassen, haben bei der zu erwartenden steigenden Kundennachfrage bessere Karten.




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