Oliver Samwer auf der DLD 19.01.2015, 18:30 Uhr

"Wir sind sehr hungrig"

Oliver Samwer ist CEO von Rocket Internet. Auf der DLD Conference in München gab er Einblicke in seine Firma und sein Leben.
Samwer auf der DLD Conference
(Quelle: dld-conference.com)
Oliver Samwer und seine Brüder Marc und Alexander gelten als die "Paten des Internets". Sie gründen und verkaufen Internetunternehmen. Ihr erster Coup war das Auktionshaus Alando, das sie 1999, noch im Jahr des Launches, für 43 Millionen US-Dollar an eBay veräusserten. Im vergangenen Jahr ging ihr Inkubator Rocket Internet an die Börse. Die IPO brachte dem Unternehmen 1,4 Milliarden Euro ein. Auf der DLD Conference in München gab der Rocket-Internet-Chef sehr persönliche Antworten auf die Fragen von Stefan Winners, Vorstandsmitglied bei Hubert Burda Media.
Was Oliver Samwer morgens aus dem Bett treibt: "An 98 Prozent der Tage stehe ich auf und denke, ich mache meinen Job gerne, mir gefällt die Geschwindigkeit, auch wenn ich mit tausend Problemen aufstehe."
Wie er Rocket Internet charakterisiert: "Wir sind sehr hungrig."
Wie viel er arbeitet: "So viel es nötig ist. Ich zähle die Stunden nicht. Ich nehme immer den Nachtflug, denn in Flugzeugen kann ich gut schlafen, ohne Zeit zu verlieren."
Wie er sich seit seinen Anfangstagen als Unternehmer verändert hat: "Mehr graue Haare. Sonst fällt mir nichts ein."
Wie er Trends identifiziert: "Wir haben keine zentrale Abteilung für Trends, wir haben Leute in allen Erdteilen - und wir entscheiden uns schnell."
Wie er entscheidet, in was er investiert: "Es kommt jemand mit einer Idee. Manchmal zündet die gleich, manchmal vergisst man sie, später taucht sie noch einmal auf - und dann wird sie realisiert."
Auf wen er hört: "Ich höre denjenigen zu, die die besten Ideen haben. Mich interessiert bei Rocket Internet nicht, wie gut jemand gestern war. Wenn der Praktikant die bessere Idee hat, gewinnt er."
Was er beim Börsengang gelernt hat: "In den vergangenen zwei Jahren haben wir gelernt, wie man in finanzielle Prozesse investiert. Wir raten unseren Gründern, auch auf die Buchhaltung zu gucken, damit die Zahlen stimmen. Früher haben wir Buchhaltung nur einmal im Monat gemacht, das hat sich geändert."
Ob er Rocket Internet noch als Inkubator sieht: "Ich mag das Wort Inkubator nicht, mir ist der Ausdruck 'Plattform' lieber. Inkubator klingt nach bunten Stühlen und Menschen, die alles zum ersten Mal machen. Rocket Internet gleicht eher der Toyota-Plattform. Die Autos sehen unterschiedlich aus, basieren aber auf den gleichen Bausteinen."
Wie er die Bedeutung kultureller Unterschiede bewertet: "E-Commerce funktioniert überall. Die Kleider sind verschieden, aber der Handel funktioniert gleich."
Wie er die Kontrolle behält: "Kontrolle ist ein komischer Begriff. Die hatten wir über unsere Firmen nie. Selbst an Rocket halten wir nicht die Mehrheit. Unsere Investoren trauen uns."
Wann Rocket Internet die USA angreift: " Wir greifen nicht an, wir machen einen freundlichen Markteintritt. Und den machen wir nur, wenn wir denken, dass wir dort gewinnen können. Unser Venture Hellofresh ist in den USA sehr erfolgreich. Normalerweise sagen die Amerikaner, nichts ist unmöglich. Jetzt sagen wir das mit Blick auf Amerika."



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