Medienkonzern 24.02.2017, 11:01 Uhr

ProSiebenSat.1: Erfolgreiche Kombi aus Fernsehen und E-Commerce

Kleine Internet-Läden kaufen und mit TV-Werbung in den eigenen Sendern gross machen - das ist die Strategie des Medienkonzern ProSiebenSat.1. Die aktuellen Geschäftszahlen belegen deutlich, dass sie sich auszahlt.
(Quelle: ProSiebenSat.1)
Thomas Ebeling könnte schreien vor Glück. Die Deutschen kaufen immer mehr im Internet ein, und das Fernsehen ist für die Wirtschaft die weitaus grösste Werbetrommel. Der Chef der Senderkette ProSiebenSat.1 ist daher auf die Idee gekommen, Werbefernsehen und Internetshops in einem Konzern zu kombinieren - und verdient damit viel Geld.
Der Konzernumsatz stieg im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 3,8 Milliarden, der Gewinn um 10 Prozent auf 513 Millionen Euro. Für das laufende Jahr kündigte Ebeling am Donnerstag neue Bestwerte an.
Der Trick geht so: Mit seinen Fernsehsendern erreicht ProSiebenSat.1 täglich etwa 42 Millionen Zuschauer. Mit den Werbespots macht Ebeling die Hälfte des Konzernumsatzes und drei Viertel des Gewinns.

Übernahme von Internet-Portalen

Aber nebenbei hat er auch eine ganze Reihe von Online-Händlern und Internet-Portalen gekauft - die Partnernetzwerke Parship und Elite-Partner, die Vergleichsseite Verivox, Reisebüros wie Etraveli und weg.de, einen Sexshop, eine Parfümerie, einen Möbelhändler, ein Mietwagen-Portal. Bezahlt hat ProSiebenSat.1 oft einfach mit TV-Werbezeit im Tausch gegen Umsatz- und Firmenanteile.
Kleine Internet-Läden kaufen und mit TV-Werbung in den eigenen Sendern gross machen - "weltweit eine einzigartige Strategie", sagte Ebeling stolz. Die Vernetzung der Zuschauer- und Nutzer-Daten schaffe auch ganz neue Möglichkeiten. Digitalvorstand Christof Wahl nannte ein Beispiel: Wenn er weiss, dass vor dem Bildschirm gerade ein Mann sitzt, wo dieser wohnt und wie das Wetter dort ist, kann er ihm sowohl im Fernsehen als auch im Internet-Shop ganz gezielte Angebote machen. Und das zahlt sich aus.

Umsatz mit den Internet-Geschäften

Der Umsatz mit den Internet-Geschäften schoss im vergangenen Jahr um 65 Prozent hoch, das Betriebsergebnis legte um 33 Prozent zu. Inzwischen trägt der Bereich "Digital Commerce" schon ein Fünftel zum Konzerngeschäft bei. Das Werbefernsehen ist zwar weiter das wichtigste Standbein, mit gut der Hälfte des Konzernumsatzes und drei Viertel des Gewinns. Aber es wuchs nur um drei Prozent.
Konkurrent RTL ist ganz anders unterwegs. Die Kölner liegen mit 23 Prozent Marktanteil bei allen Fernsehzuschauern vor ProSiebenSat.1 mit 19 Prozent. Und sie sind bei Produktion und dem weltweiten Verkauf von Videos an Streaming-Dienste, Online-Portale und Sender ungleich stärker. Bei RTL ist dieses Digitalgeschäft milliardenschwer. "E-Commerce steht nicht so im Focus unserer Digitalstrategie", sagte Sprecher Oliver Fahlbusch.




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