Konzernumbau geplant 27.01.2015, 00:30 Uhr

Über 110.000 Mitarbeiter sollen bei IBM gehen

IBM steht vor dem grössten Einschnitt in seiner Geschichte. Der Computer-Konzern könnte noch im Frühjahr 2015 weltweit ein Viertel seiner Mitarbeiter entlassen, prognostizieren US-Medien.
Die Zeiten, in denen IBM Hardware-Geschichte geschrieben hat, sind lange vorbei
(Quelle: IBM)
Cloud Computing, webbasierte Marketing Suiten und virtuelle Unternehmen verändern die Geschäftswelt - und zwingen den Computerpionier IBM zu drastischen Massnahmen. Übereinstimmend berichten US-Medien, dass der Konzern vor einer grundlegenden Neuorganisation steht, der 26 Prozent der Belegschaft zum Opfer fallen könnte - das wären dann rund 112.000 Mitarbeiter. Dabei beziehen sich Medien wie die renommierte IT World oder Forbes auf ein eBook, das der Silicon-Valley-Journalist Robert X. Cringley veröffentlicht hat.
In "The Decline and Fall of IBM" analysiert Cringley, der als gut informierter IBM-Kenner gilt, die Misere des Konzerns: Die Maschinen, für die das M in IBM steht, machen nur noch zehn Prozent des Umsatzes aus. Zwar revolutionierte IBM vor über 30 Jahren die Welt mit dem PC (siehe Foto), doch heute trägt Hardware nur noch zu zehn Prozent zum Konzern-Umsatz bei. 70 Prozent entfallen dagegen auf IT-Services, also zum Beispiel Verträge zur Wartung von Grossrechnern und Serverracks. Doch je mehr Unternehmen ihre IT an Cloud-Anbieter auslagern, desto weniger von ihnen benötigen Wartungsverträge für ihre nicht mehr vorhandenen Computer.
Cringley schreibt die Verantwortung für die Misere den Ex-Chefs Louis Gerstner und Sam Palmisano zu, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätten. Der amtierenden CEO Virginia Rometty bliebe nichts anderes übrig, als aus der Situation das Beste zu machen. So werden die tiefsten Einschnitte im Grossrechner- und Speichergeschäft erwartet - was paradox klingt angesichts der Tatsache, dass IBM erst kürzlich einen neuen Mainframe-Computer namens Z13 angekündigt hat, der dieses Geschäft wieder ankurbeln soll. Systeme wie diese lassen sich aber schwer verkaufen, wenn die Menschen, die dies tun könnten, entlassen wurden.
Derweil gibt der Konzern viel Geld aus, um im Cloud Business den Anschluss an Microsoft, Google und Amazon nicht zu verlieren. Mitte 2013 organisierte IBM seine Cloud-Services neu und kaufte Softlayer, und seitdem vergeht kaum eine Woche, in der nicht irgendwelche Neuerungen rund um diesen Cloud Service Provider angekündigt werden.
Dem Vernehmen nach könnte die Abkehr IBMs vom traditionellen Computergeschäft bereits im März verkündet werden. Inklusive der Entscheidung, über 100.000 Menschen zu entlassen. Der Konzern hat eine gewisse Erfahrung in solchen Dingen: 1993 entliess er weltweit rund 90.000 Mitarbeiter.



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