Häufige Chefwechsel 20.04.2017, 11:44 Uhr

In der TK-Branche herrscht "Hire and fire"-Mentalität

Die neue Studie von "CEO Succession" von Strategy& zeigt: In keiner anderen Industrie gibt es so häufig Wechsel an der Unternehmensspitze wie in der Telekommunikationsbranche.
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(Quelle: ferkelraggae - Fotolia.com)
In keiner anderen Industrie wird der Vorstandschef auch nur annähernd so häufig gewechselt wie in der Telekommunikationsbranche. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "CEO Succession" von Strategy&, der Strategieabteilung von PWC. Dafür wurden weltweit rund 2.500 Unternehmen über die letzten 16 Jahre analysiert.
Demnach wechseln jedes Jahr knapp 25 Prozent aller Telcos ihren CEO aus – in den letzten fünf Jahren ist dieser Wert von 22 auf 25 Prozent sogar noch weiter angestiegen. In den meisten anderen Branchen lag die jährliche Wechselrate im gleichen Zeitraum dagegen meist nur zwischen 10 und 15 Prozent.

"Wie häufig die Telekommunikationskonzerne mittlerweile ihre Vorstandschefs wechseln, ist frappierend", sagt Christine Rupp, Leiterin des Bereichs Technologie, IT, Medien und Telekommunikation Consulting bei Strategy& in Deutschland - und Autorin der Studie. Ihre Erklärung für dieses Phänomen liegt in den einzigartigen Herausforderungen, denen die Branche ausgesetzt sei.
Rupp: "Die Telekommunikationsindustrie befindet sich durch den digitalen Wandel inzwischen in einem Zustand dauerhafter Disruption. Die Kunden werden immer anspruchsvoller, der regulatorische Rahmen immer schwieriger – und die Konkurrenz durch neue Player wie Netflix tut ein Übriges." In der Folge wüssten sich die Unternehmen in vielen Situationen nicht mehr anders zu helfen, als den CEO auszutauschen, lautet Rupps Schlussfolgerung.

25 Prozent der Chefwechsel ungeplant

Eine weitere Besonderheit der TK-Branche: 25 Prozent der Chefwechsel seit 2011 waren ungeplant – die CEOs wurden also entlassen. Auch das ist über alle Industrien hinweg ein Höchstwert. Zum Vergleich: Im Gesundheitssektor oder in der Konsumgüterbranche erfolgte im gleichen Zeitraum nur jeder siebte Abgang unfreiwillig.
Auch eine weitere Zahl aus der Untersuchung reflektiert die Umwälzungen, die die Telekommunikationsbranche derzeit durchläuft. So wurde mehr als ein Drittel aller neuen Vorstandschefs von aussen rekrutiert, während es beispielsweise in der IT-Industrie nur 15 Prozent waren. "Dass viele Telcos auf einen externen CEO setzen, reflektiert die Tatsache, dass die Industriegrenzen zunehmend verschwimmen. Daher sind Impulse von aussen – auch aus anderen Industrien – zunehmend relevant", so Rupp.   
Zu allem Überfluss zahlt sich die "Hire and Fire"-Mentalität der Telcos nicht einmal aus. So haben die Analysten von Strategy& branchenübergreifend errechnet, dass Unternehmen, die ihren CEO plangemäss austauschen, in den zwölf Monaten vor und den zwölf Monaten nach dem Chefwechsel eine mittlere Aktionärsrendite von minus 4,0 Prozent erzielten. Dagegen war der Wert bei ungeplanten CEO-Wechseln deutlich schlechter, nämlich minus 13,5 Prozent.
"Natürlich kann es immer Situationen geben, in denen es geboten ist, den Vorstandschef vorzeitig zu ersetzen. Allerdings sprechen die Kennzahlen dafür, dass die Unternehmen am besten fahren, die klar strukturierte Nachfolgeprozesse aufgesetzt haben", betont Rupp. Leider mangele es daran aber bei vielen Firmen immer noch - auch in Deutschland.




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